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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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diese Bäume zu fällen. Das Holz war zu hart, ihre Äxte wurden stumpf dabei. Wer hat eigentlich die Motorsäge erfunden? Ich würde ihn in diesem Moment gerne erwürgen, und Falk sieht so aus, als ginge ihm etwas Ähnliches durch den Kopf. Wir sehen uns an und verstehen uns wortlos. Jetzt wissen wir wieder, wofür wir kämpfen – Falk hat es sicher nie vergessen.
    Lindy macht eine kurze Geste und wir gehen in Deckung, meine verschwitzte Haut wird mit pudriger Erde und Holzspänen paniert. In der Ferne sehe ich einen der Holzfäller, er trägt eine abgetragene braune Hose, ein Hemd, das vielleicht einmal rot gewesen ist, und Sandalen. Gerade konzentriert er sich darauf, Äste von einem Baum abzutrennen – Äste, die vor ein paar Stunden noch Heimat von Tausenden Pflanzen, Hunderten Vögeln, Fröschen, Schleichkatzen, Affen waren. Er ruft jemandem etwas zu, was ich nicht verstehe, ein Scherz vielleicht. Dann röhrt seine Motorsäge wieder los, frisst sich so mühelos durch das Holz, als sei es in Wahrheit nur Pappmaché. In der Ferne, auf der anderen Seite der Lichtung, kann ich erkennen, wie gerade ein Baum kippt, abgerissene Lianen peitschen durch die Luft. Die Erschütterung, als der Stamm auf den Boden trifft, spüre ich bis hier. Was auch immer Lindy und Falk vorhaben, hoffentlich machen sie es bald!
    Ja, jetzt ist es so weit, sie nicken sich zu. Endlich. Mein ganzer Körper spannt sich an, ich bin bereit aufzuspringen. Doch Falk flüstert mir ins Ohr: »Warte hier. Warne uns, wenn irgendwas ist, okay?«
    Enttäuscht nicke ich und hauche ein »Viel Glück« zurück. Sie brauchen jemanden zum Wachestehen, das ist alles. Wahrscheinlich werde ich nicht mal erfahren, was genau sie machen. Falk küsst mich kurz zum Abschied, dann stemmt er sich in einer geschmeidigen Bewegung hoch und arbeitet sich geduckt weiter vor. Lindy folgt ihm. Schon nach wenigen Sekunden sind sie hinter den Baumstümpfen außer Sicht.
    Was haben die beiden vor? Unruhig und neugierig zugleich halte ich Ausschau und werfe zwischendurch einen Blick auf die Uhr. Zehn Minuten sind die beiden weg, dann sind es schon zwanzig. Verdammt, hoffentlich ist alles in Ordnung. Nichts bewegt sich bei den Holzfällern, die Männer zerlegen noch immer ihre Beute, bis der Körper des Riesen nackt und schutzlos daliegt, gewaltig wie ein gestrandeter Wal. Jetzt sehe ich zwei Männer, sie scheinen keinen Verdacht geschöpft zu haben und unterhalten sich ganz arglos, lassen eine Thermoskanne herumgehen. So abgerissen, wie diese Kerle aussehen, sind es auch nur arme Schweine, es sind ja immer die Händler, die den ganzen Profit einstecken …
    Ich zucke zusammen, als Falk und Lindy plötzlich wieder auftauchen. »Alles klar?«, flüstere ich und sie nicken zufrieden. Verwirrt lasse ich den Blick noch einmal über die abgeholzte Fläche schweifen. Was haben die beiden getan? Man sieht nichts, man hört nichts, und das Bäumefällen geht weiter, als sei gar nichts geschehen!
    »War’s das schon?«, frage ich zur Sicherheit.
    »Ja, los geht’s nach Hause«, bestätigt Lindy leise und marschiert ab, ohne auf meine Antwort zu warten.
    Wahrscheinlich sieht Falk mir an, wie enttäuscht ich bin, denn er grinst plötzlich. »Warten ist nicht deine Stärke, was?«, wispert er, und mir fällt keine richtige Antwort ein, denn er hat recht. Aber worauf genau sollen wir denn warten – dass die Holzfäller in irgendwelche Fallen tappen, die Lindy und Falk aufgestellt haben? Was für Fallen hätten denn überhaupt in ihre Rucksäcke gepasst?
    Sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl, ich muss mich gedulden, bis ich die Antwort herausfinde. Jetzt ziehen Falk und ich uns erst einmal vorsichtig zurück, um nicht im letzten Moment noch entdeckt zu werden.
    Auf dem Rückweg hat Lindy es nicht ganz so eilig, und als wir in sicherer Entfernung sind, nimmt sie sich sogar die Zeit für eine Unterhaltung mit mir. »Du magst den Wald, stimmt’s?«, fragt sie. »Fand ich gut, dass du neulich mal allein losgegangen bist. Es ist so schade, dass viele Leute sich das nicht trauen.«
    »Warum sie das nicht tun, verstehe ich schon irgendwie«, meine ich und denke an die Insekten, die ich hier gesehen habe und die in einem Horrorfilm locker als Mutanten aus dem All durchgehen würden.
    »Wenn du dich auskennst, ist es wirklich halb so wild. Soll ich dir zeigen, worauf es ankommt?« Lindy strahlt mich an. Ganz klar, bei ihr habe ich ordentlich Punkte gewonnen dadurch, dass ich bei dieser

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