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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Falk.
    »Das ist eine coole Idee«, ruft Pancake grinsend. »Wieso ist da keiner von uns bisher draufgekommen?«
    »Wahrscheinlich, weil wir gegen Biopiraterie sind«, entgegnet Lindy honigsüß und legt ihm die Hand auf den Arm. »Oder willst du jetzt auf einmal das Metier wechseln?«
    Mir wird klar, dass ich gerade Blödsinn geredet und mich bis auf die Knochen blamiert habe. Meine Wangen werden heiß, wahrscheinlich bin ich jetzt knallrot im Gesicht.
    Falk schweigt; es sieht nicht mehr so aus, als fände er das alles besonders witzig. Er steht zwei Schritte entfernt von mir, bei den anderen; Lindy hält sich links von ihm, auf seiner anderen Seite sind Pancake und Michelle. Plötzlich fühle ich mich furchtbar allein, so einsam wie selten zuvor in meinem Leben. Falk kennt die anderen viel länger als mich, wer weiß, was sie schon miteinander erlebt haben. Diese vier sind ein Team. Ich dagegen bin eine Außenseiterin in diesem Camp und gerade habe ich mich noch gründlicher ins Abseits katapultiert.
    Jetzt spricht Falk doch noch. »Cat, wir tun nichts Besonderes für dieses Geld«, sagt er ruhig. »Es stammt von der TrueLand Foundation aus den USA, einer gemeinnützigen Stiftung, die Umweltprojekte fördert.«
    TrueLand Foundation. Diesen Namen habe ich schon mal gehört, in München, vor einer Weile, ich glaube, Sarah hat ihn einmal erwähnt. Aber ich hatte es völlig vergessen und bin einfach davon ausgegangen, dass sich Living Earth aus Spenden finanziert, schließlich habe ich oft bei irgendwelchen Fundraising-Aktivitäten geholfen. O Mann! Wieso bin ich mit diesem blöden Verdacht rausgeplatzt, hätte ich nicht abwarten und Falk unter vier Augen fragen können?
    »Es tut mir leid«, murmele ich, und dann halte ich es nicht mehr aus, hier zu stehen, im Schnittpunkt all dieser Blicke. Ich flüchte zurück in den Wald, in diese grüne Stille, die ich so sehr brauche. Gehe mit schnellen Schritten den Trampelpfad entlang.
    Jemand folgt mir. Ich wünsche mir so sehr, dass es Falk ist, dass er kommt, um mich zurückzuholen, zu trösten, mir zu verzeihen.
    Ja, er ist es, ich erkenne es an seinem leichten, sicheren Gang, er schnauft nicht so wie Pancake und macht längere Schritte als Lindy. Obwohl ich mich nicht umdrehe, gehe ich langsamer, damit er mich einholen kann. Alles würde ich dafür geben, dass er mich jetzt in die Arme nimmt. Alles.
    Ich bleibe stehen und drehe mich herum. Falk ist eine Armlänge von mir entfernt. »Cat«, sagt er, und seine Stimme ist ruhig, ganz selbstverständlich. »Wir fangen gleich wieder an mit der Artenzählung. Kommst du?«
    »Mein Handy ist kaputt«, stammele ich, wieso habe ich das jetzt gesagt?
    Er nimmt es mir aus den Händen, wirft einen prüfenden Blick auf das Display, seufzt. »Hier im Regenwald wird alles feucht. Wir tun es über Nacht in eine Dose mit Silica-Gel, das Zeug zieht die Feuchtigkeit heraus. Vielleicht geht’s dann wieder.«
    Endlich schaffe ich es, ihm ins Gesicht zu sehen, und auch er blickt mich an mit seinen hellen Augen. »Hast du das wirklich gedacht?«, fragt er plötzlich. »Dass wir der Natur schaden würden, nur um Geld für unsere Arbeit zu bekommen?«
    »Aber …«
    »Biopiraterie führt dazu, dass der Regenwald erschlossen wird, um an noch mehr Substanzen heranzukommen. Und wenn das geschieht, ist das sein Tod.«
    Ich muss die Zähne zusammenbeißen. Ja, ich habe es wirklich gedacht, aber warum, das kann ich mir gerade auch nicht erklären. Nein, Falk würde nie etwas tun, das der Natur schadet. Er ist straight . Ein Idealist, der keine faulen Kompromisse eingehen würde. Habe ich nicht gesagt, dass ich ihm vertraue? Waren das nur Worte? Warum habe ich es nicht geschafft, auch wirklich so zu handeln? Wenn er sich jetzt enttäuscht von mir abwendet, dann wird mein Herz einfach verdorren, zu einem schwarzen eingeschrumpelten Ding in meiner Brust werden, in dem kein Blut mehr fließt.
    Doch er wendet sich nicht ab. »Komm«, sagt Falk und streckt die Hand nach mir aus. Er lächelt, ein bisschen schief zwar, aber immerhin, es ist ein Lächeln. Wärme durchzieht meinen ganzen Körper, als ich seine Hand nehme, und plötzlich ist mir egal, was eben geschehen ist, was die anderen nun über mich denken. Mein Herz schlägt wieder klar und kräftig. »Falk«, sage ich plötzlich und Tränen prickeln in meinen Augen. »Ich halte zu dir. Egal was geschieht.«
    Sein Lächeln ist weg, auf einmal ist er wieder ernst, sehr ernst.
    »Gut«, sagt er einfach.
    Und

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