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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Earth? Das Institut für Tropenökologie? Irgendwie klang es nicht danach.
    Ein Verdacht formt sich in mir, obwohl ich mich mit aller Kraft dagegen wehre. Ich schiebe ihn weg, und er ist gleich wieder da, hartnäckig wie ein mit Luft gefüllter Ball, den man zu versenken versucht. Schließlich gebe ich nach und stelle mir die Frage, vor der ich mich sowieso nicht drücken kann: Womit finanziert Living Earth die Umweltschutzarbeit eigentlich genau? Wirkstoff . Mein Gehirn liefert die Stichworte dazu. Pharma. Industrie. Goldgrube. Millionen. Bringt unsere Gruppe etwa illegal Pflanzenproben aus Guyana mit, und zwar solche, die wertvolle neue Wirkstoffe enthalten? Mit solchen Pflanzen lässt sich in den westlichen Ländern eine Menge Kohle verdienen. Nur leider gibt es dafür ein hässliches Wort: Biopiraterie.
    Nein, nein, das kann nicht sein! Wir hatten irgendwann mal eine Kampagne gegen Biopiraterie, das ist schon ein paar Jahre her, aber ich kann mich noch daran erinnern. Alle möglichen Firmen, sogar deutsche, hatten sich damals traditionelle Heilpflanzen aus Südafrika patentieren lassen, sodass die Einheimischen sie eigentlich nur noch gegen eine Gebühr hätten benutzen dürfen. Dagegen haben wir gekämpft, zum Teil sogar mit Erfolg.
    Aber … Moment mal … damals hat Living Earth mir und den anderen noch keinen Stundenlohn gezahlt, das kam später. Auch die Expeditionen, die gibt es erst seit ein paar Jahren. Vielleicht haben die Führungsleute von Living Earth irgendwann entschieden, dass der Zweck die Mittel heiligt? Dass sie ohne dieses Geld den Kampf für die Umwelt nicht fortführen können?
    Ich fühle mich, als hätte ich gerade eine Grippe überstanden, meine Knie sind weich wie Pudding. Mir fällt das defekte Handy ein, das meine Hand noch immer umklammert. Wieso ist das Ding eigentlich nass geworden, obwohl es bei meinen Sachen war und nicht etwa dort herumgelegen hat, wo Wasser drankommen konnte? War das wirklich ein Zufall?
    Ich bin entsetzt von mir selbst, weil ich so etwas überhaupt denke. Meine Gedanken werden immer toxischer, es gibt nur noch einen Weg, sie zu bändigen. Wenn unsere Gruppe in Biopiraterie verwickelt ist, will ich es wenigstens wissen, damit kann ich vielleicht besser umgehen als mit der Unsicherheit und diesen Geheimnissen. Ich zwinge mich dazu, noch einmal tief zu atmen, dann trete ich hinter dem Baumstamm hervor und gehe auf die anderen zu, mit gleichmäßigen Schritten. Gehe auf Falk zu, der mich jetzt bemerkt hat und ansieht, fragend, schuldbewusst?
    »Es hat keinen Zweck, es länger geheim zu halten«, sage ich, so ruhig ich kann. »Ich weiß, was ihr hier macht, wir können genauso gut darüber reden.«
    Nicht verblüfft, nein, erschrocken blicken mich alle vier an. Shit. Es stimmt wohl wirklich, was mir eben durch den Kopf gegangen ist. Etwas davon, oder sogar alles!
    Falk hebt die Hand, so vorsichtig und behutsam, als sei ich ein Tier, das gerade aus seinem Käfig entkommen ist. »Langsam, Cat, langsam. Nur weil ich gesagt habe, dass manche Dinge bei diesem Projekt nicht alle Leute angehen …«
    Ja, klar. Brennende Wut steigt in mir hoch, wie damals vor der Universität, als er mich einfach so abfertigen wollte. Was soll das? Wieso nimmt er mich nicht ernst? Etwas in mir gibt nach, bricht.
    »Es gibt wirklich bessere Wege, an Geld zu kommen!«, schleudere ich allen vier entgegen. »Habt ihr vergessen, wofür Living Earth steht?«
    »Das haben wir ganz sicher nicht vergessen«, sagt Michelle mit verkniffenem Gesicht und will noch mehr sagen, doch Falk hebt die Hand und bremst sie.
    »Cat, erklär uns doch erst mal, was los ist. Du kommst aus dem Dschungel zurück und wirkst auf einmal wie jemand, der einen Zeckenbiss nicht vertragen hat.«
    »Haha, sehr witzig«, sage ich wütend. »War das der Grund, warum du gestern meine Filme gelöscht hast – weil dich eine Ameise falsch angeschaut hat?«
    »Ich höre mir das nicht länger an«, sagt Michelle, aber sie dreht sich nicht um und macht auch keine Bewegung zu gehen.
    »Was meinst du damit, ›an Geld kommen‹?«, fragt Lindy und zieht die Brauen zusammen.
    »Diese ganze Ausrüstung hier! Container, die extra eingeflogen werden! Ferngesteuerte Quadrocopter! Sauteure Mikroskope und so weiter! Woher kommt das Geld? Was tut ihr dafür?« Meine Stimme gellt mir selbst in den Ohren, aber ich kann jetzt nicht aufhören, alles muss auf den Tisch. »Ihr seid Biopiraten, richtig?«
    Alle vier brechen spontan in Lachen aus, auch

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