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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Kraft in mich zurückkehrt. Mit jedem Moment fühle ich mich wohler. Mein Unterbewusstsein wird mir helfen …«
    »Fuck!« Die Ameise hat mich gebissen, obwohl ich sie nicht angerührt habe. Es brennt unglaublich, wie flüssiges Feuer, das sich in meinem Bein ausbreitet. Reflexartig fege ich das Tier von mir herunter.
    »Du bist nicht entspannt genug«, rügt mich Sam.
    »Versuch du doch mal, dich in diesem verdammten Wald zu entspannen«, motze ich zurück und suche nach einer passenden Liane, um den Biss mit kaltem Wasser zu kühlen. »Schluss mit dem Bullshit. Ich brauche einen nützlichen Tipp, und zwar dalli!«
    »Ganz zufällig hatte ich da etwas.« Sams Stimme klingt wieder so wie sonst, nicht mehr so einlullend. »Luftfeuchtigkeit und Temperatur lassen darauf schließen, dass sehr bald ein Gewitter aufzieht. Es wäre eine ziemlich schlaue Idee, jetzt einen Unterstand zu bauen.«
    Ich brumme irgendetwas Unverständliches, während ich mein Bein kühle. Hier, beim Fundort meines Rucksacks, einen Unterstand zu bauen wäre ziemlich leichtsinnig. Aber etwas weiter weg sollte ich so etwas wirklich tun.
    Immerhin, Sam hat sein Ziel erreicht. Das mit dem Aufgeben ist vorerst vom Tisch, ich denke später noch mal in Ruhe darüber nach.
    Irgendwie schaffe ich, auf die Füße zu kommen, und stopfe meine Besitztümer in meine Taschen zurück. Dann klemme ich mir das Pad unter den Arm und hinke in irgendeine Richtung davon. Erst mal hier weg. Ich muss einen sicheren Ort zum Übernachten finden, bevor es dunkel wird.

Überleben
    Schließlich entdecke ich einen gewaltigen Baum, dessen Stamm ein paar Meter über dem Boden eine natürliche Höhle bildet, gerade groß genug für mich. Dem strengen Geruch nach wohnt hier auch noch eine Fledermausfamilie, aber wir kommen uns nicht in die Quere, sie ist schon zur Jagd ausgeflogen. Es ist kein schlechtes Versteck – als das Gewitter losbricht, werde ich kaum nass und ich bin für Infrarotkameras viel schlechter zu entdecken als im offenen Gelände. Aber als Blitz und Donner immer kürzer aufeinanderfolgen, wird mir mulmig zumute. »Hoffentlich erwischt es nicht ausgerechnet diesen Baum«, murmele ich. Sam ist noch im aktiven Modus und hat es gehört. »Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz diesem Baum trifft, beträgt eins zu 235.000«, informiert er mich und ich bin etwas beruhigt.
    In dieser Nacht fühle ich mich einsamer als jemals zuvor in meinem Leben. Ich vermisse Falks Selbstsicherheit und Kraft, Lindys Gesang, Pancakes Witze, Michelles schräge Geschichten und Jonas’ Kochkunst. An meine Familie in Deutschland zu denken traue ich mich kaum. Ich tröste mich, indem ich ein bisschen auf Sam herumspiele. Eine halbe Stunde in einem Fleck Sonnenlicht hat genügt, um ihn wieder aufzuladen. Ich klicke durch die Optionen und schaffe es durch pures Glück, die Navigationsfunktion wieder zu aktivieren. Alles Lüge, er hat sehr wohl Karten dieses Gebiets. Ab jetzt wird mir sein roter Pfeil wieder die Richtung anzeigen. Aber welche Richtung wird das sein … voran oder zurück?
    Die Jacke hält die Nachtkühle nicht ganz ab, und als ich mich zum Schlafen hinlege, krabbeln Insekten auf ihren Erkundungsgängen über meinen Körper. Jedes Mal schrecke ich auf und frage mich, ob gerade etwas Giftiges auf mir hockt. Ich schaffe es nicht, richtig einzuschlafen, dämmere nur hin und wieder weg. Auch der Schmerz in meinem Bein hält mich wach.
    Was soll ich jetzt bloß tun? Umkehren, mich Falk und den anderen Mitgliedern von Last Hope ausliefern? Oder soll ich doch wie geplant versuchen weiterzukommen, mitten durch den Dschungel bis nach Venezuela? Wäre es nicht völlig irrwitzig, das ohne Ausrüstung zu versuchen? Ich müsste mit dem Wald leben auf eine Art, die ich bisher noch nie gewagt habe … Noch während ich darüber nachdenke, dämmere ich weg.
    Daheim in München. Wir frühstücken. Juliet lacht und reißt Witze, sie hat doch noch ihr Glitzertattoo bekommen und ist jetzt in Superlaune. Oder jedenfalls fast. »Mann, heute juckt’s mich ja echt überall«, sagt sie und kratzt sich am Mundwinkel. Ich schmiere ihr Salbe drauf, aus einer bunten Riesentube, von der Papa behauptet, er habe sie auf dem Flohmarkt gekauft. Das finde ich ein bisschen seltsam, aber die Salbe ist die einzige Medizin, die wir dahaben. Juliet zieht mit ihren Freunden ab, aber dann ist sie plötzlich zurück. Als sie den Mund öffnet, sehe ich, dass ihr Rachen mit schwarzroten Flecken übersät ist. »Hast

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