Schatten des Schicksals
und folgte Dawson. Was würde jetzt geschehen? Würde man Sabrina in die Affäre hineinziehen?
Es war spät geworden. Aber Terry saß immer noch hinter seinem Schreibtisch - und Jenkins auf einem der beiden Stühle, die davor standen. Sloan und der General salutierten. »Setzen Sie sich, Major.«
Während Sloan gehorchte, merkte er, dass Jenkins seinem Blick auswich.
»Wir sollten unsere Feinde bekämpfen - nicht einander«, bemerkte , und Sloan gab keine Antwort.
»Manchmal verhält sich der Major verdammt feindselig«, murmelte Jenkins.
Sloan zuckte die Achseln. »Bei den Weißen habe ich viel mehr Männer gesehen, die ihre Frauen schlagen, als in Indianer-Camps.«
Erbost schlang der Captain seine zitternden Finger ineinander. »Seit Jahren hat er's auf mich abgesehen, General! Er ist ein Indianer. Und er stellt sich unentwegt auf die Seite unserer Feinde. Eines Tages wird er auch vergessen, dass er zur US-Kavallerie gehört sich diesen wilden Heiden anschließen, um mit Pfeilen auf uns zu schießen und unsere Schädel mit Tomahawks einzuschlagen!«
Sloan biss die Zähne zusammen und schwieg.
»Wollten Sie sich heute an Captain Jenkins rächen, Major?« fragte Terry.
»Nein, Sir, Jenkins nannte mich schon oft einen Verräter. Wenn mich das ärgern würde, hätte ich ihn schon längst zusammengeschlagen.«
»Immerhin ist sie meine Frau! « stieß Jenkins hervor.
»Was Ihnen nicht das Recht gibt, sie so grausam zu züchtigen«, ergänzte der General.
»Eine Ehefrau muss ihrem Mann gehorchen, das steht in der Bibel.«
»Obwohl ich schon lange nicht mehr in der Bibel gelesen habe, bezweifle ich, dass die Männer an irgendeiner Stelle aufgefordert werden, ihre Ehefrauen zu miss handeln.« Er warf Sloan einen strengen Blick zu. »Eigentlich müss ten Sie beide einen Monat in der Palisade bleiben. Aber für so einen Unsinn fehlt uns die Zeit. Also befehle ich Ihnen, sich zu vertragen!«
»Irgendwie werden wir schön miteinander zurechtkommen ... « , begann Sloan.
»Solange er sich aus meinem Privatleben raushält«, fiel Jenkins ihm ins Wort.
General Terry beugte sich vor. »Wenn ich Ihre hübsche junge Frau noch einmal mit einem blutunterlaufenen Auge sehe, schlage ich Sie persönlich windelweich, Captain Jenkins. Nicht nur das, ich werde für Ihre unehrenhafte Entlassung aus der Army sorgen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Ja, Sir!«
»Was Sie betrifft, Major - gehen Sie jetzt schlafen. Sie werden das Fort im Morgengrauen verlassen.«
»Wie bitte, Sir?«
»Sie müssen Gibbon so schnell wie möglich eine Order ins Feldlager bringen. Danach treffen wir uns an der Mündung des Yellowstone. Falls Sie unterwegs unsere Feinde treffen, informieren Sie Gibbon über ihre Position.«
»Ja, Sir.«
»Gentlemen, Sie sind entlassen. Guten Abend.« Ohne Jenkins einen Blick zu. gönnen, verließ Sloan das Büro. Am nächsten Morgen muss te er wieder in die Wildnis reiten. Und er hatte so viel Zeit verschwendet. Nun blieb ihm nur noch diese Nacht.
Würden ihn die Indianer erschießen, weil er ein Soldat war? Oder die Soldaten, weil er ein Indianer war? In seiner Seele schienen sich seltsame Schicksale zu verstricken .
Vielleicht ist das die letzte Nacht in der ich ein Kind zeugen könnte, dachte er. Um ein kleines biss chen Unsterblichkeit zu erlangen ... Nein, ich bin ein tüchtiger Soldat und ich werde nicht sterben.
Es ging jedoch nicht um die Unsterblichkeit. Nur um Sabrina. Er liebte sie. Monatelang hatte er sich eingeredet er sei nur von ihr besessen. Aber mittlerweile wuss te er, dass sie nicht nur seine Sinne reizte - dass er viel mehr für sie empfand.
Noch eine einzige Nacht ... Er eilte zu seinem Quartier.
Als er die Tür öffnete, sprang Sabrina aus einem der Polstersessel neben dem Backsteinherd auf und lief ihm entgegen. Doch dann blieb sie stehen, ein paar Schritte von ihm entfernt. »Du bist frei!«
»Was ich nicht dir verdanke.«
Darauf gab sie keine Antwort. In ihrem offenen Haar, das sie soeben gebürstet hatte, glänzten rötliche Lichter.
Sloan warf seinen Hut auf den Schreibtisch, sank in einen Sessel und hob einen Fuß. »Würdest du mir die Stiefel ausziehen?«
Nach kurzem Zögern gehorchte sie. »Was ist geschehen, Sloan?«
»Ich habe ein paar Stunden in der Palisade verbracht. «
»Das weiß ich. Und sonst? Will Terry dich vors Kriegsgericht bringen?«
»Der General ist zu sehr mit der bevorstehenden Offensive beschäftigt, um sich mit solchen Kleinigkeiten zu
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