Schatten des Schicksals
miteinander.
»Warum. hast du einen Mann ge küss t den du kaum kennst?« fragte Sloan.
»Er wird Louella heiraten.«
»Welch ein Glück für die arme Louella!«
»Nur weil sie nicht schön ist ... «
»Im Lauf der Jahre vergeht die Schönheit. Louella besitzt Mut und innere Kraft. Wahrscheinlich wird sie den Captain vergöttern und sehr glücklich machen.«
Verwirrt spürte Sabrina einen Finger, der auf ihre Schulter klopfte. Sarah Anderson wollte mit Sloan tanzen. »Wenn ich nicht zu unverschämt bin ... «
»Keineswegs«, versicherte Sabrina.
Sarah ließ sich von Sloan in den Arm nehmen, wandte sich jedoch zuerst noch an Sabrina. »Hör mal, Sabrina, Jean ist noch immer nicht aus ihrem Haus gekommen. Captain Jenkins behauptet sie habe Kopfschmerzen. Aber so schlimm kann's nicht sein. Sie mag dich sehr gern. Würdest du mit ihr reden? Vielleicht kannst du sie aus der Reserve locken.«
»Gut ich will's versuchen.« Während Sabrina über den Exerzierplatz eilte, schaute sie sich um. Überall sah sie fröhliche Gesichter, Männer in Galauniformen, hübsch gekleidete Frauen. Zu ihrer eigenen Verblüffung weckte dieser Anblick ein seltsames Unbehagen, das sie hastig abschüttelte.
»Jean!« rief sie und pochte an die Tür der Jenkins. Keine Antwort. Besorgt runzelte Sabrina die Stirn. War ihre Freundin ernsthaft krank? »Ich bin's, Sabrina! Komm doch heraus! Das Wetter ist so schön, und alle amüsieren sich. «
Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. »Danke - es sehr nett von dir, dass du mich holen willst. Aber - ich fühle mich nicht gut.«
»Im Sonnenschein wird's dir bald bessergehen.« Sabrina stieß die Tür weiter auf und betrat den kleinen Salon. »Zieh was Hübsches an und ... « Abrupt verstummte sie und starrte auf das blutunterlaufene Auge der jungen Frau.
»Oh, ich bin so ungeschickt«, erklärte Jean hastig. »Heute morgen stolperte ich und fiel hin. So soll mich niemand sehen ... Das verstehst du doch.«
Sabrina nickte und bekämpfte mühsam ihren Zorn. Keine Sekunde lang glaubte sie, was ihre Freundin behauptete. jetzt war Captain Jenkins, der elende Bastard, zu weit gegangen. »Dein Mann hat dich geschlagen. «
Erst schüttelte Jean den Kopf, dann zuckte sie die Schultern. »Was macht das schon für einen Unterschied? Ich bin seine Frau, und ich habe ihn geärgert ... «
»Sogar ein Engel würde ihn ärgern! «
In Jeans großen blauen Augen schimmerten Tränen. »Bitte, Sabrina, erzähl den anderen nichts! In Zukunft muss ich mir mehr Mühe geben, damit er mit mir zufrieden ist ... «
»O Jean! Soll ich bei dir bleiben?«
»Nein, geh wieder tanzen.«
»Also gut aber kümmere dich um deine Verletzung.«
»Lloyd hat mir ein sündteures Stück Rindfleisch gegeben.«
Wie gern hätte Sabrina ihrer Freundin mitgeteilt was sie von Jenkins' Fürsorge hielt ... »Morgen besuche ich dich.«
Jean nickte, und Sabrina kehrte bedrückt auf den Exerzierplatz zurück, wo sie von General Terry zum Tanz aufgefordert wurde. Danach ging sie zur Bar, um sich ein Glas Punsch einzugießen.
Verwirrt zuckte sie zusammen, als Sloan an ihrer Seite auftauchte. »Warum. schaust du so wütend drein? Was habe ich jetzt schon wieder verbrochen?«
Sie blickte sich um und sah Lloyd Jenkins mit Marlene tanzen. »Diesmal bist du unschuldig.«
»Wunder über Wunder! Nun sag schon, was los ist.«
»Jenkins hat seiner Frau ein Auge blau geschlagen.«
»Hat sie's dir erzählt?«
»Mehr oder weniger. O Sloan, es ist so schrecklich! Kann denn niemand was dagegen tun?«
»Wenn ich ihm Vorwürfe mache, wird er alles abstreiten. Womöglich würden wir uns prügeln. Und man würde mich beschuldigen, ich hätte ihn provoziert, weil er mich wegen meines Sioux-Blutes dauernd einen Verräter nennt.«
»Wenigstens wird er bald davonreiten«, seufzte Sabrina. »Dann wird Jean aufatmen.«
»Wirst du auch aufatmen, wenn ich das Fort verlasse?«
»Natürlich nicht ... «
Die Musik verstummte, und Lloyd dankte Marlene für den Tanz. Während er sich umsah, fiel sein Blick auf Sabrina. Offenbar las er in ihrer Miene hellen Zorn und Abscheu, denn er starrte sie ein paar Sekunden lang mit schmalen Augen an, bevor er ihr abrupt den Rücken kehrte und zu seinem Quartier eilte.
»Sloan!«
»Ja, Sabrina?«
»Er hat gemerkt, dass ich's weiß. Sicher glaubt er, Jean hätte sich über ihn beklagt und er wird sie wieder schlagen.«
»Wie willst du das wissen?«
In wachsender Angst beobachtete sie, wie Lloyd sein Quartier
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