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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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ihn in einer Seitengasse halten. Sie zeigte auf ein mehrstöckiges Mietshaus. »Da wohne ich. Kommst du noch mit?«
    »Nein, ich lauf zum Bahnhof.«
    »Soll ich dich fahren?«
    »Danke, der muss da vorne irgendwo sein.«
    »Fünf Minuten«, sagte sie. »Du kannst bei mir bleiben, wenn du willst.«
    Sie stiegen aus. Er nahm sie in den Arm, sie drängte sich gegen ihn. Ihre Haare rochen gut. Dann hob sie ihr Gesicht, küsste ihn auf den Mund. »Ich bin so allein«, sagte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich bring dich zum Bahnhof. Ein bisschen frische Luft ...«
    Er nahm sie an der Hand, und sie führte ihn. Ihm tat es gut, ihre Hand in seiner zu spüren. Auch er fühlte sich allein. Schlimmer, allein gelassen. Anne hat mich verraten, dachte er. Vielleicht ein zu starkes Wort. Aber warum verstand sie nicht, dass er nun seine Arbeit beenden musste? Es ging um seine Existenz. Aber du hast schon vor Bohmings Drohung nicht mitfahren wollen. Stimmt, aber das zählt nicht mehr, die Lage hat sich geändert. Außerdem habe ich das Ultimatum schon geahnt, bevor es ausgesprochen war. Und Heidelberg? Ich werde die Arbeit mitnehmen und dort weitermachen. Wen geht das was an?
    Sein Daumen streichelte über ihren Handrücken.
    »Ich habe dich immer gemocht«, sagte sie.
    »Auch als du gegen mich ermittelt hast?« Er lachte, wie um den Satz zu entschärfen.
    »Ich hätte Beweise gefälscht, wenn es nötig gewesen wäre«, sagte sie mit rauchiger Stimme, um einen korrupten amerikanischen Polizisten nachzuahmen. »Aber das war ja nicht nötig. Allerdings habe ich mir auch überlegt, ob ich Spuren gegen dich fabrizieren sollte wegen der Geschichte mit dieser Ines.«
    »Alle Bullen sind korrupt«, sagte er. »Vor allem Bullinnen. Oder nennt man euch Kühe?«
    Sie hieb ihm ihren Ellbogen leicht in die Seite. »Das ist Beamtenbeleidigung. Ich sollte dich auf der Stelle festnehmen.«
    »Oho, korrupte Bullinnen, die das Sensibelchen geben, denkwürdige Mischung.«
    Sie lachte und drückte seine Hand.
    Am Bahnhof wartete sie, bis sein Zug abfuhr. Sie sahen sich in die Augen, ihre waren traurig. Als der Zug ruckelte, winkte sie einmal, dann drehte sie sich weg und ging. Etwas fehlte ihm, er war nicht zufrieden. Er überlegte eine Weile, was es sein könnte, dann sah er sich im Großraumabteil um. Nur ein Mann saß gegenüber in der letzten Sitzreihe. Er schlief mit offenem Mund. Jetzt hörte Stachelmann ihn leise schnarchen.
    In Bad Oldesloe musste er warten auf den Zug nach Lübeck. Es hatte angefangen zu regnen, ein nasser Wind strich über den Bahnsteig. Ihn fröstelte. Er dachte an Carmen und wie schnell sie sich nahe gekommen waren. Sie suchte seine Nähe, weil er mit Ossi befreundet gewesen war und sie sich einsam fühlte. Sie brauchte ihn als Trostspender. Gib dich keinen Illusionen hin. Und wenn es keine sein sollten, wäre es noch schwieriger. Und wenn du dir anschaust, was du da treibst, dann sieht es aus wie eine Flucht. Du musst Klartext sprechen mit Anne, aber du lässt es schleifen. Sag ihr doch einfach, was du denkst und was du willst, auch was du nicht willst. Aber sie will noch ein Kind, sie will vielleicht die Heirat, wenigstens zusammenziehen. Mir reicht schon Felix. Ich muss immer wieder allein sein. Und ich will selbst bestimmen, was mit mir geschieht. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht Felix' Vater bin. Wäre ich es, hätte ich vielleicht mehr Geduld. Dann würde ich ihn aushalten. Manchmal erscheint mir Felix wie Annes Rache, weil ich gezögert habe damals. Dafür kann er nichts, aber wenn er mich doch immer daran erinnert?
    In Lübeck stieg er vorsichtig die Behelfstreppen hoch. Er hielt sich am Geländer fest, um nicht auszurutschen auf dem nassen Stahl. Er fror, als er vor der Haustür stand. Ein Pfiff ertönte, dann noch einer. Stachelmann schaute sich um, dann entdeckte er Olaf, der aus einem Hauseingang schaute mit einer Plastiktüte auf dem Kopf. Olaf eilte zu Stachelmann. »Komm, wir gehen schnell rein. Ist besser, wenn man uns nicht zusammen sieht, nich?«
    »Nein«, sagte Stachelmann. »Das geht jetzt wirklich nicht.«
    Olaf verzog das Gesicht. Dann hellte es sich wieder auf. »Wartet sie oben?«
    Stachelmann nickte.
    »Dieselbe?«
    Stachelmann schüttelte den Kopf.
    »Eijajei, alle Achtung! Aber wir müssen was bekakeln. Das ist wichtig, nich!«
    »Morgen vielleicht«, rutschte es Stachelmann heraus. Fieberhaft überlegte er, wie er es zurücknehmen konnte.
    »Gut«, sagte Olaf. Dann war er

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