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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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weggepustet. Der Faschismus ist stärker und raffinierter denn je. Wir brauchen Mut, Kraft, vor allem aber Konsequenz. Wenn etwas richtig ist, dann muss es gemacht werden.
    Vorgestern hat endlich unser Bekennerschreiben die Presse erreicht. Sie glauben es nicht. Sie wollen es nicht glauben und unserer Aktion den Sinn rauben. Ich gebe zu, das haben sie geschickt gemacht. Aber wir haben auch zu lange gewartet. Und wir müssen jetzt noch vorsichtiger sein. Ich glaube nicht, dass ich es überleben werde. Revolutionäre sind Leichen auf Urlaub.
    Angelika hat mir vorhin zugelächelt. Aber was heißt das? Sie hatte eine dünne Bluse an, das Licht schimmerte durch. Sie trug nichts darunter. Es kommt mir vor, als hätte sie es für mich getan.

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    5
    Am Nachmittag mühte er sich weiter mit seiner Arbeit. Aber er bekam den Streit mit Anne nicht aus dem Kopf. Manchmal ertappte er sich, wie er zum Fenster hinausschaute und doch nichts sah. Er war benommen. Schmerzen krochen den Rücken hoch und umspannten bald seine Brust. Er schwitzte und atmete flach. Stachelmann ging ein paar Schritte und setzte sich wieder hin. Er erschrak, als das Telefon klingelte. Es konnte nur Anne sein, sie hielt es nicht aus, im Streit mit ihm zu bleiben.
    »Ja?«
    »Carmen. Wir haben den Obduktionsbericht. Es ist so wie vermutet. Keine Fremdeinwirkung. Merkwürdig bleibt, wie Ossi sich umgebracht hat. Ein Insulinspray, wie gesagt. Er hatte keine Diabetes. Keine Ahnung, wo Ossi das Zeug herhat. Ach, was rede ich so viel am Telefon. Vielleicht hast du Zeit auf ein Glas Wein, da kann ich dir das haarklein berichten. Und bis heute Abend hat möglicherweise der Staatsanwalt schon entschieden, ob wir die Ermittlungen einstellen.«
    »Ja, gut. Wo?«
    Sie beschrieb den Weg zu einer Kneipe in Uninähe, Stachelmann hatte noch nie von ihr gehört. Er freute sich auf das Treffen, das ersparte ihm einen Abend in Trübsal. Bis um acht Uhr konnte er noch einige Seiten bearbeiten.
    Er strengte sich an, verscheuchte andere Gedanken und schaffte es, das erste Kapitel abzuschließen. Das war wichtig, schließlich beschrieb er dort den Forschungsstand und natürlich auch die Literatur, die mit seiner Arbeit konkurrierte. Die Vielzahl der Titel schüchterte ihn ein, aber er hatte sich gezwungen, sie aufzulisten und kurz zu kommentieren. Er tat dies vorsichtig, erkannte die Leistungen der Kollegen an, verstand es aber auch anzudeuten, wie groß die Lücken waren, die er schließen, und wie falsch manche Interpretationen waren, die er berichtigen würde. Da musste er den richtigen Ton finden, und Stachelmann bildete sich ein, ihn gefunden zu haben. Je näher seine Verabredung rückte, desto besser wurde seine Laune.
    Anne versteht mich nicht. Ich gebe zu, es ist nicht leicht, aber in diesem Fall liegen die Dinge doch klar. Es geht um meine Existenz, als wäre das kein Grund. Gut, ich habe vor dem Gespräch mit Bohming gezweifelt, und dieser Urlaub wäre in jedem Fall anstrengend geworden. Und dann ist da noch Ossis Tod. Ich weiß nicht, ob es richtig wäre, wenn die Polizei die Ermittlungen einstellte. Carmen hatte sich so angehört. Er versuchte sich ihr Bild ins Gedächtnis zu rufen. Sie gefiel ihm. Sie ist nicht so kompliziert wie Anne. Allerdings, du kannst sie nicht vergleichen. Mit der einen lebst du zusammen, oder so ähnlich. Die andere kennst du kaum. Vielleicht ist sie voller Komplexe und Marotten, ein Abgrund hinter der schönen Hülle. Und vielleicht gefällt sie dir besser, weil du Streit mit Anne hast?
    Nun hatte er sich doch ablenken lassen. Weiter, immer weiter. Er schaffte noch gut fünf Seiten, in denen es einiges zu verbessern gab, vor allem sprachlich. Am meisten ärgerte es ihn, wenn er darauf stieß, dass er eine Quelle oder Sekundärliteratur mit dreimal X als nachzutragen markiert hatte. Er würde viel suchen müssen und wohl nicht alles finden. Hättest du es gleich getan, wäre es einfacher gewesen. Aber es hätte den Schreibfluss gestört, daran musst du auch denken. Anne hatte sich schon lustig gemacht über seine Angewohnheit, Selbstgespräche zu führen. Hin und wieder müsse man sich doch mit einem einigermaßen intelligenten Menschen unterhalten dürfen, hatte er geantwortet. Sie hatte gelacht, aber nun lachte sie nicht mehr.
    Immerhin, er hatte nicht schlecht gearbeitet trotz des Streits mit Anne. Lass dich nicht unterkriegen, die wird es schon einsehen. Sie muss es einsehen.
    Er ließ seine Aktentasche im Dienstzimmer und machte

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