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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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»Und so einer bin ich.«
    »Ossi hat viel gesagt«, warf Katharina ein.
    Manfred nickte.
    »Aber es war immer interessant«, sagte Uschi.
    Katharina setzte an zu widersprechen. Aber dann schloss sie ihren Mund wieder.
    Stachelmann holte die Fotos aus seiner Jacketttasche und legte sie auf den Tisch. Alle schauten neugierig hin. »Kennt ihr jemanden von denen?« Stachelmann schob die Fotos Uschi zu. Die schaute eines nach dem anderen an, dann sagte sie. »Ja, einen kenne ich. Der ist auf den meisten von diesen Fotos. Aber ich weiß jetzt nicht, wer das ist. Fällt mir bestimmt nachher ein.«
    Manfred ließ sich Zeit. »Das ist der Lehmann. Der auf der Thingstätte abgeknallt wurde. Der saß mal mit mir in einem Seminar, war eher eine ruhige Type. Später haben sie gesagt, das sei ein Linker gewesen, ein Extremist.« Er betonte dieses Wort, um es lächerlich zu machen. »Im Seminar hat er's Maul nicht aufgekriegt, wenn es rundging.«
    »Was für ein Seminar?«, fragte Stachelmann.
    »Romanistik, aber frag mich nicht, worum es da ging. Das hab ich schon damals nicht geschnallt.« Er lachte.
    Katharina schaute sich die Fotos schneller an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ja, dieser Lehmann, mag sein. Aber sonst kenne ich niemanden.«
    Es klingt fast so, als wollte sie niemanden kennen, dachte Stachelmann.
    Regine nahm sich Zeit. »Weil ihr gesagt habt, das sei der Lehmann, erkenne ich ihn wieder von den Fotos, die damals in Umlauf waren. Mit den anderen kann ich nichts anfangen. Ich hatte schon immer ein schlechtes Personengedächtnis. Und irgendwie sehen die doch alle gleich aus. Längere bis lange Haare, diese furchtbaren Parkas. Und erinnert ihr euch noch an diese runden Brillen? Brrr.« Sie zeigte auf das Foto mit dem Marktplatzbrunnen.
    Stachelmann war enttäuscht. Er konnte seine Sachen packen und nach Hause fahren. Aber es beruhigte ihn auch. Wenn er wegfuhr, wurde er die Angst los. Während er nachdachte, begann er sich damit abzufinden. Er wusste ohnehin nicht genau, was ihn nach Heidelberg geführt hatte außer nostalgischem Dunst, die paar Semester mit Ossi, die sich ihm tiefer eingeprägt hatten als andere Zeiten, warum auch immer.
    »Du sagst ja gar nichts«, sagte Regine. »Jossi der Schweiger sollten wir dich nennen.« Sie war schon beim zweiten Glas Wein.
    »Der Schweiger, meinetwegen, aber nicht Jossi«, sagte Stachelmann.
    »Warum?« Uschi klang fast aufgeregt.
    »Grässlicher Spitzname«, sagte Stachelmann. »Klingt albern.«
    »Finde ich nicht«, sagte Uschi.

    Es war fast Mitternacht, als er mit Regine durch die Hauptstraße zur Theodor-Heuss-Brücke ging. Sie hatte sich eingehakt und schwankte. Nicht stark, aber spürbar. »Es war doch eine schöne Zeit damals, Josef.« Sie lallte kaum hörbar und sprach ein wenig zu laut.
    »Ja, gewiss«, sagte Stachelmann. »Aber auch nicht besser als die, die danach kam.«
    »Doch, finde ich schon.« Sie drückte seinen Arm. »Danach sind alle auseinander gelaufen.«
    »Warum, die Leute im Palme heute Abend, die wohnen hier. Ihr werdet euch doch hin und wieder mal sehen.«
    »Nee«, sagte Regine. »Die sind gekommen, um dich zu sehen. Nicht wegen mir.«
    »Hattet ihr Streit?«
    »Nee, gar nichts hatten wir. Eben.«
    Sie schwieg eine Weile. Stachelmann schaute sich um, ob ihnen jemand folgte.
    »Ich komm mir vor wie in einem Krimi. Ist jemand hinter dir her?«
    »Glaub nicht«, sagte Stachelmann. »Aber man weiß ja nie.« Er lachte künstlich.
    »Bringst du mich nach Hause?«
    »Klar.«
    Das Handy klingelte. Er ließ Regine los und fand das Mobiltelefon in einer Jacketttasche.
    »Ja?«
    »Der auf dem Foto an dem Brunnen, der neben Lehmann steht und nur von hinten zu sehen ist, das ist Ossi.«
    »Augenblick«, sagte Stachelmann hastig. »Augenblick.« Er kramte in seinen Taschen, bis er die Fotos fand. Er zog das Foto mit dem Brunnen hervor und hielt es in das Licht eines Schaufensters. Irgendwo grölten Betrunkene, Stachelmann schreckte zusammen, dann sagte er: »Der Typ neben Lehmann. Der hat eine Kappe auf, könnte aus Leder sein.«
    »Und sein Parka hat hinten einen kleinen roten Stern«, sagte Katharina.
    Stachelmann fand etwas, das aussehen konnte wie ein Stern.
    »Erkannt habe ich ihn aber an den Stiefeln. Er trug zeitweise diese schrecklichen Springerstiefel. Die zusammen mit dem Parka, das war ein grauenhaftes Bild. Ich habe ihm das so oft gesagt, bis er's kapiert hat und wieder einigermaßen normal durch die Gegend gezogen ist. Du hast ihn in seiner

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