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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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so was hängt inzwischen überall herum.
    Die Bullen haben auf verständnisvoll gemacht. Sie seien ja auch mit vielem nicht einverstanden. Und wenn es demokratisch zugehe, dürfe jeder fordern, was er wolle.
    Ich habe einfach dagesessen und zugehört. Aber irgendwann war ich das Gesülze leid und hab verlangt, sie sollten sagen, was sie wollten.
    Ob ich von dem Mord in der Thingstätte gehörte hätte.
    Ja, klar. Wer nicht?
    Ob ich den Lehmann gekannt hätte.
    Ja, aber so um drei Ecken. Mal hallo sagen im Kakaobunker. In der Schlange in der Mensa ein bisschen quatschen. Sonst nichts.
    Der eine Bulle, das war so ein Fetter mit Halbglatze, der immer noch schnaufte wegen der paar Treppen, der hat verständnisvoll genickt und dann gefragt, ob ich mir vorstellen könne, wer den Lehmann umgebracht habe.
    Nee, habe ich gesagt. Vielleicht Nazis. Wegen der Thingstätte, und der Lehmann sei wohl so ein Linker gewesen.
    Wie Sie, hat der andere Bulle gesagt.
    Wie ich, hab ich gesagt.
    Und wenn die eigenen Genossen ihn umgebracht haben, hat der Dicke gefragt.
    Ich hab die Schultern gezuckt. Keine Ahnung, hab ich gesagt. Glaub ich aber nicht.
    Warum?
    Na ja, weil sich Linke doch nicht umbringen. Also, ich würde es nicht tun. Und dann habe ich gelacht.
    Warum lachen Sie?, fragt da der Dicke.
    Ich stell mir gerade vor, wie Linke sich umbringen.
    Warum, die schlagen sich doch auch, hat der Dicke gesagt. Da ist es doch nicht mehr weit, bis sie sich die Schädel einschlagen. Oder schießen.
    Und ich habe gar nichts gesagt, denn ich hab gemerkt, dass der Dicke gefährlich werden kann. Der macht auf gemütlich, aber wenn er was riecht, schnappt er zu wie eine Klapperschlange.
    Also, ich weiß nichts, habe ich gesagt. Und schlagen tue ich mich auch nicht, obwohl ich ein Linker bin.
    Na, bei Ihnen gibt es doch auch vernünftige Leute, hat der Dicke gesagt. Wissen Sie, ich sehe das nicht so einseitig. Ich verstehe gut, was Sie meinen. Da ist viel nicht in Ordnung. Und wie die Nazizeit behandelt wird, das ist auch nicht in Ordnung. Kein Wunder, dass die NPD Zulauf hat. So einer wie dieser Nazilehrer in Mannheim, der darf rumkrakeelen, und ewig lang passiert nichts. Kein Wunder, dass die Linken empört sind. Er sei zwar kein Linker, aber empört sei er auch.
    Dann haben die beiden lange gesessen, ohne ein Wort zu sagen. Nicht ungeschickt. Irgendwie hat das einen Druck aufgebaut. Ihre Anwesenheit allein, der Dicke schnaufte immer weiter, hat mir die Hitze ins Gesicht getrieben. Ich hoffe, die haben nichts gemerkt. Na, und wenn?
    Dann sind sie gegangen, der Dicke hat seine Visitenkarte auf den Tisch gelegt. Hat was gefaselt von Belohnung, und dass sie Zeugen schützen würden.
    Ich bin dann zu Angelika und hab ihr davon erzählt. Sie hat mich lange angeschaut und gesagt, ich hätte hoffentlich nichts zu tun damit.
    Nein, hab ich nicht. Aber wenn er ein Verräter war, warum sollte ich das verurteilen?
    Weil man wegen solcher Machospielchen nicht einfach jemanden umbringt.
    Ich dachte, sie hätte es verstanden. Ich hab versucht, ihr das auszureden, aber sie hat nur gelacht. Dann wollte ich sie anfassen. Nein, so nicht, hat sie gesagt.
    Ich bin dann in den Weißen Bock gegangen und hab mich betrunken.

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    10
    Er stand wie erstarrt, seine Augen folgten der Bahre. Stachelmann wusste sofort, wer darauf lag. Um Himmels willen, was hatte er getan? Er taumelte mehr, als dass er ging. Schritt für Schritt näherte er sich dem Krankenwagen. Die beiden Männer hatten die Bahre in den Wagen geschoben und die Hecktüren geschlossen.
    »Wer ist das?«, fragte er den einen Sanitäter. Gleich fand er die Frage überflüssig.
    Der Mann schaute ihn aus trüben Augen an und antwortete nicht.
    »Was ist passiert?«, fragte Stachelmann.
    »Das sehen Sie doch«, sagte der Mann unfreundlich. Er nahm die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger, zog heftig, sodass sie hell aufglimmte, dann warf er sie auf den Boden und trat sie aus.
    Stachelmann holte sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche und gab dem Mann zwanzig Euro. Der stutzte kurz, dann nahm er das Geld.
    »Was ist passiert?«, fragte Stachelmann noch einmal.
    »Herzinfarkt, eindeutig. Sagt auch der Arzt. Fragen Sie doch den. Sie sind doch der Neffe, oder?« Er grinste.
    Eindeutig?
    Stachelmann ging zum Hauseingang, niemand hielt ihn auf. Fast hätte ihn ein kleiner, dicker Mann umgerannt.
    »Sind Sie der Arzt?«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin der Neffe von Frau Schmelzer. Wir sind

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