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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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einer dabei.«
    »Aber als ich herkam, war Ossi weg von denen.«
    »Ja. Das war ihm unheimlich geworden. Die wollten einen ganz, kein Privatleben, praktisch kein persönliches Eigentum ...«
    »Wie die Maos.«
    »Wie die Maoisten, die waren ja auch totalitär. Erinnerst du dich noch, als Ossi mal diesen Zettel fand, den einer von der KHG verloren hatte. Da stand darauf, dass die Mitglieder Plattenspieler, Fernsehgeräte usw. abzugeben hätten. Sie müssten ihr Leben der Organisation widmen, die brauche Geld, und ein Weg sei, die Luxusgüter der Mitglieder zu verkaufen.« Katharina schüttelte den Kopf, sie verstand immer noch nicht, wie Menschen dazu gebracht werden, sich auf so etwas einzulassen.
    »Viel besser waren wir auch nicht«, sagte Stachelmann. »Bei uns wurdest du auch schief angesehen, wenn du zu viel studiert hast. Flugblätter schreiben und verteilen, an der Mensa agitieren mit dem Megaphon, Seminare umfunktionieren und Sitzungen, Sitzungen, Sitzungen.«
    »Ich hatte damit nicht so viel zu tun«, sagte Katharina.
    »Stimmt, der Name Kathrin war ein Synonym für Zicke.«
    »Bürgerliche Zicke, wenn schon, denn schon«, sagte Katharina. Sie trank, setzte das Glas ab und streichelte den Weinglasstiel. »Und du, bist du glücklich?«
    Stachelmann erschrak. Warum überfiel sie ihn mit dieser Frage? »Darüber denke ich nicht nach. Wenn ich unglücklich wäre, würde ich wohl darüber nachdenken«, sagte er nach einer Weile.
    Sie lächelte, und er sah die Melancholie.
    »Das ist keine Antwort, sondern ein schlaues Konstrukt. Du solltest Politiker werden.«
    »Ach, manche Historiker sind auch nicht besser.«
    Sie lachte. »Das gilt nicht weniger für Pressesprecherinnen.«
    »Bist du glücklich?«, fragte Stachelmann.
    »Gutes Ablenkungsmanöver«, sagte sie. »Wir machen das so: Erst beantwortest du meine Fragen, dann ich deine.«
    »Eher nicht«, sagte Stachelmann. Er überlegte. Über Glück hatte er nie nachgedacht, sondern nur über sein Versagen. Aber er hatte es gespürt manchmal, wenn er mit Anne zusammen war. Wenn die Sorgen für eine Zeit verflogen waren und er nicht an den Morgen dachte. Es waren seltene Augenblicke, aber das Glück macht sich rar, sonst wäre es kein Glück. »Doch, manchmal bin ich glücklich. Jedenfalls nehme ich an, dass ich den entsprechenden Zustand so richtig beschreibe.«
    Sie lachte wieder. »Du hast dich überhaupt nicht verändert, Jossi. Du bist genauso umständlich wie früher. Immer um die Ecke. Und wenn das Glück dich anstrahlt, dann hältst du es für eine besonders raffinierte Falle.«
    Da musste er mitlachen.
    Sie schwiegen eine Weile.
    Dann sagte sie: »Ich will dir deine Frage auch beantworten, obwohl sie nicht so originell ist. Ja, mir geht es gut. Man mag das glücklich nennen. Aber das mit Ossi ist mir nahe gegangen, hätte ich nicht gedacht. Es hat mich zurückgeworfen auf das, wie es früher war. Oder was meine Erinnerung daraus gemacht hat. Ich habe mit Ossi einige Zeit zusammengelebt, aber schlau geworden bin ich nicht aus ihm. Irgendwie hab ich ihn geliebt. Und gehasst wegen seiner Angeberei.« Sie nippte an ihrem Glas. »Er hat mir erzählt, als er zuletzt in Heidelberg war, du hast Rheuma. Ich habe da zufällig was gelesen in einer der Zeitschriften, die uns tagtäglich zugeschickt werden. Vogelbeeren, ein echter Geheimtipp. Mit denen gibt es tolle Erfahrungen.«

    Noch als er im Bett lag, hallte die Frage in seinem Kopf nach. »Bist du glücklich?« Was für eine einfache Frage, doch sie war geeignet, Stachelmann um den Schlaf zu bringen. Er lag auf dem Rücken, starrte in die Dunkelheit, seine Gedanken drehten sich um die Gewissheit, er habe sein Leben vermurkst. Und es sei zu spät, daran etwas zu ändern. Du kannst den Ossi machen, oder du reißt dich zusammen und siehst zu, dass du die kommenden Jahre schaffst. Aber wenn du so weitermachst, geht es endgültig schief. Das ist doch absurd, die Habilarbeit ist so gut wie fertig, und du vertrödelst deine Zeit. Aber ich will Adi noch finden. Wenn das nichts bringt, dann ist Schluss. Bestimmt. Dann lass ich Ossi auch für mich abtreten, wenn er es denn so wollte. Bitte schön, Ossi, dann bist du eben abgetreten, weil du fandest, es sei Zeit zu sterben.
    Nach dem Frühstück machte er sich müde auf den Weg in die Stadt. Er überlegte, wo früher die Penner gewesen waren. Sie hatten einem in der Hauptstraße aufgelauert, forderten Geld von Studenten, weil die angeblich alle links waren und deshalb

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