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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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konnte es nicht beschreiben, aber er spürte, das war nicht die ganze Geschichte von Adi. Vielleicht begann er nun zu spinnen, doch er entschied sich, zurückzugehen zu dem Platz, wo er die beiden Penner getroffen hatte. Verlieren konnte er dabei nichts. Und außerdem hatten die sich einen Anschiss verdient. Also wieder mit der Straßenbahn zum Bismarckplatz. Diesmal ließ er sich von einem Taxi fahren. Vorsichtig näherte er sich dem Platz zwischen Stadtwerken und Supermarkt. Die Penner waren noch da, der Dritte war aufgewacht und saß bei den anderen beiden. Stachelmann näherte sich ihnen vorsichtig, die drei unterhielten sich aufgeregt miteinander und achteten nicht auf die Umgebung. Er schlich sich in ihren Rücken, bis er zuhören konnte.
    »Du Idiot«, sagte der mit dem Unterhemd.
    »Selber«, sagte der mit der Schnapsflasche.
    »Der merkt das«, sagte der Dritte. »Kommt, wir hauen hier ab.«
    »Zu spät«, sagte Stachelmann laut.
    Die drei erschraken.
    Er stellte sich vor die Penner und betrachtete den Dritten. Das war Adi, kein Zweifel. Ein paar graue Haare mehr, auch ein paar Falten. Aber er war es. »Tag, Adi«, sagte Stachelmann. »Ist doch dumm, wenn die Kumpels so geldgierig sind.«
    Adi sagte nichts, sondern stierte Stachelmann an.
    Die anderen beiden Penner schauten hin und her zwischen Stachelmann und Adi.
    »Warst lange nicht hier, Jossi«, sagte Adi.
    »Stimmt.«
    »Was machste denn so?«
    »Nichts Bedeutendes.«
    »Aha. Dann also so was wie ich.«
    »Nein, den toten Mann spiel ich nicht.«
    Adi schwieg. Dann schickte er die beiden anderen weg. Sie wehrten sich erst, aber endlich zogen sie ab. Stachelmann setzte sich auf die Bank, hielt aber Abstand zu Adi. Er roch den Fusel und den Schmutz.
    »Und was macht die Revolution, Adi?«
    »Die Revolution gibt's nicht mehr. Die habt ihr abgeblasen, nicht ich.«
    »So ungefähr«, sagte Stachelmann.
    »Wenn's wieder losgeht, ich bin dabei.«
    »Klar. Ich hätte ein paar Fragen.«
    »Was für Fragen?«
    »Über früher, die Revolution und so.«
    Adi prustete. Dann sagte er: »Man soll ja das Schöne mit dem Angenehmen verbinden. Heißt es nicht so?«
    »So ähnlich.«
    »Also, wir machen das so. Du lädst mich ins Palme ein zu einem Riesenfressen, und ich darf saufen, was ich will und wie viel ich will.«
    Stachelmann betrachtete Adi und wusste, es würde Ärger geben im Palme. »Wir versuchen’s mal.«
    »Nix versuchen. Entweder wir machen das, oder du kannst dich trollen.«
    »Gut. Gehen wir.«
    »Du hast es aber eilig.«
    »Ich wollte eigentlich heute Abend schon in Hamburg sein.«
    »Daraus wird nichts, schaffst du eh nicht mehr. Also los.«
    Sie gingen langsam in Richtung Innenstadt, Adi humpelte. Passanten rümpften die Nase, manche lachten, als sie das seltsame Paar sahen.
    »Weißt du noch, wie ich dem Hochberger vor die Füße gekotzt habe?«
    »Da hat sich der Rektor bestimmt richtig gefreut. Nein, weiß ich nicht mehr.« »Aber das war die revolutionärste Tat überhaupt damals. Seitdem hat er immer gleich die Bullen geholt, wenn auch nur einer das Maul aufgemacht hat.«
    »Dann bist du also schuld daran, dass die Uni schwarz wurde wie die Nacht.«
    »Was heißt schuld? Ihr Superrevolutionäre hättet nur den Kampf aufnehmen müssen, und wir hätten gesiegt. Ganz Heidelberg unter roten Fahnen. Den Zundel – kennst du doch noch, den Oberbürgermeister damals? – hätten wir in den Neckar geworfen. Konnte der eigentlich schwimmen? Wir hätten drei Tage und Nächte gesoffen auf den Sieg. Dann hätten wir die in Wiesloch alle freigelassen, weil die ja nicht verrückt sind, sondern nur die Opfer der Klassenherrschaft. Wenn unsereiner mal die Wahrheit sagt, kommt er in die Klapse. Da hättet ihr mal was tun können, die rauslassen. Und in ganz Deutschland hätten sie gesagt: Wau, das machen wir auch, das ist so geil. Der Adi wär überall rumgezogen und hätte die Revolution gemacht.«
    »Diesen Plan hättest du uns mal verraten sollen«, sagte Stachelmann. »Dann hätte es vielleicht geklappt.«
    »Ihr wart doch viel zu blöd. Dauernd rumgesessen und gelabert. Schulung, wenn ich das nur höre. Entweder man ist Revolutionär, oder man ist es nicht. Da brauch ich keine dicken Bücher lesen, die sowieso keiner kapiert. Hätte da was Richtiges dringestanden, dann hätte die Revolution gesiegt. Aber es hat nur Scheiße dringestanden. Ich weiß, wovon ich rede. Ich hab mal versucht so was zu lesen, das hieß das Kapital, und es ging um Klamotten. Damit

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