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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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fing es jedenfalls an.«
    »Der Rock ist ein Gebrauchswert, der ein besonderes Bedürfnis befriedigt«, zitierte Stachelmann. Warum flog ihm dieser Satz zu?
    »Genau, so fing es an, als ich da saß in dem Kapitalkurs. Und wie soll man eine Revolution machen, wenn man
    nur auf Klamotten guckt? Kannst du mir das mal verraten?« Adi redete sich in Rage.
    »Da ist was dran«, sagte Stachelmann.
    »Und dann diese Streitereien um irgendwelche Länder, die kein Schwein kennt. Albanien, Kambodscha, wie hieß der Irre noch mal?«
    »Pol Pot.«
    »Pol Pot, da sagt doch schon der Name alles. Der hat sich bestimmt jeden Tag zugekifft.«
    »Nein, der hat ein paar Millionen Landsleute ermordet und einen Krieg angefangen.«
    »Sag ich doch, dass das ein Scheißkerl ist. Und über solche Verrückten habt ihr euch gestritten, da hättet ihr besser Revolution gemacht. Die einen haben die Russen angebetet, die anderen die Chinesen, und gab es da nicht noch welche, die die Albanesen supertoll fanden? Wegen der Bergziegen oder wegen was?«
    »Weiß ich nicht mehr«, sagte Stachelmann.
    »Und über so 'nen Scheiß, von dem du schon gar nichts mehr weißt, über so 'nen Scheiß habt ihr euch gestritten, während der Adi dem Hochberger vor die Füße gekotzt hat. Das hat sich keiner von euch getraut. Keiner! Ihr Schlappschwänze. Revolutionäre, da muss ich lachen.«
    Je näher sie dem Palme kamen, desto größer waren Stachelmanns Zweifel, ob es ihnen gelingen würde, im Restaurant bedient zu werden. Als sie vor der Tür standen, schwitzte er, und die Beingelenke schmerzten. Er musste sich dringend setzen. Stachelmann öffnete die Tür, Adi folgte ihm. Sie hatten kaum das Restaurant betreten, als ein Kellner an Stachelmann vorbeilief und sich Adi in den Weg stellte. »Tut mir Leid, Sie dürfen hier nicht herein«, sagte er mit leichtem italienischen Akzent.
    Stachelmann drehte sich um und sagte: »Dieser Herr ist mein Gast, ich zahle.«
    Der Kellner drehte sich zu Stachelmann um. Er musterte ihn und staunte. »Trotzdem, dieser Herr, ich bitte um Verständnis, dieser Herr möchte bitte so freundlich sein, das Ristorante zu verlassen.«
    »Warum?«, fragte Stachelmann. »Wollen Sie Gäste diskriminieren?«
    »Nein, nein«, sagte der Kellner. »Aber« – er warf einen Blick auf Adi und verzog kaum sichtbar das Gesicht – »in manchen Fällen müssen wir das Interesse der anderen Gäste berücksichtigen. Wissen Sie, wenn es nach mir ginge ...«
    »Da es nicht nach Ihnen geht, sollten Sie den Geschäftsführer holen.«
    Ein Pärchen quetschte sich an ihnen vorbei in den hinteren Teil des Speisesaals. Adi stierte der Frau nach und pfiff leise. Der Kellner hastete nach hinten, Adi und Stachelmann setzten sich an einen Tisch nahe der Tür. Gleich kehrte der Kellner zurück, mit ihm ein kleiner, untersetzter Mann mit Schnurrbart, Gel klebte die schwarzen Haare an den Kopf. Beide stellten sich vor Adi auf, der Mann mit den klebrigen Haaren sagte: »Ich bin hier der Geschäftsführer und habe das Hausrecht. Ich fordere Sie auf, das Lokal zu verlassen, sonst rufe ich die Polizia.«
    Adi schaute Stachelmann an, der erkannte Angst in den Augen des Penners. Wahrscheinlich fürchtete er, seine falsche Identität könnte auffliegen.
    »Bevor Sie dies tun, würde ich gerne unter vier Augen mit Ihnen sprechen«, sagte Stachelmann. »Wenn ich mich vorstellen darf: Dr. Stachelmann.«
    »Polluci«, sagte der Geschäftsführer genervt.
    Stachelmann streckte den Arm aus, berührte den Geschäftsführer leicht an der Schulter und ging in eine Ecke. Unwillig folgte der Mann.
    »Hören Sie genau zu«, sagte Stachelmann. »Ganz genau.«
    Der Mann schaute ihn ungeduldig an.
    »Ich habe einen Freund«, sagte Stachelmann, »der geht schrecklich gerne in Restaurants, vorzugsweise in italienische. Er liebt die Spaghetti wie ein Italiener. Doch ist da etwas, das ihn schrecklich betrübt. Fast immer, wenn er etwas bestellt im Ristorante, findet er ein Tier oder anderes in den Spaghetti, komischerweise immer, wenn er fast aufgegessen hat. Mal ist es eine Fliege, mal eine Spinne, zuletzt war es der Schwanz einer Ratte, ich will genau sein, der halbe Schwanz einer Ratte. Natürlich ruft er dann den Kellner, und dem ist das furchtbar peinlich ...«
    »Und Ihr Freund muss nicht bezahlen«, sagte der Geschäftsführer schnaufend.
    »Genau, natürlich wollen Ihre Kollegen nicht, dass so etwas bekannt wird. Stellen Sie sich mal vor, es stünde in der RNZ, die Gesundheitspolizei,

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