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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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Außerirdischen, die plötzlich auf der Erde erschienen, ermordet worden, sondern von Leuten, die einen Grund hatten, ihn zur Thingstätte zu bringen und dort zu erschießen. Sie kannten Lehmann, und der kannte sie. Es musste aus dem damaligen Freundeskreis jemanden geben, der wenigstens eine Ahnung hatte, was Lehmann verbunden hatte mit seinen Mördern. Ein Rechtsanwalt, ein Arzt, die wussten entweder etwas, oder sie kannten jemand anderen aus Lehmanns Umfeld. Er war ein bisschen stolz auf sich; die Idee, sich die Fotos zu besorgen, war nicht schlecht gewesen.
    Aber dann packten ihn wieder die Zweifel. Verflucht, Ossi, warum hast du keinen Abschiedsbrief geschrieben und uns erklärt, warum du abtreten wolltest? Das wäre nur fair gewesen. Und mir hätte es die Sucherei hier erspart. Ich wäre zu Hause und könnte meine Mutter besuchen. Nun, Genosse Stachelmann, rede dich nicht raus. Niemand zwingt dich, hier herumzuschnüffeln – außer deinen Ahnungen, mit denen dich offenbar eine höhere Instanz versorgt. Es ist doch alles Quatsch, was du tust. Deine Habilarbeit wird nicht fertig, deine Verbeamtung kannst du dir abschminken, den Professorentitel sowieso. Du bist auf dem Weg, dich zum Gespött der Kollegen zu machen. Kennt ihr den? Da war mal ein Historiker, der hatte seine Habilitationsschrift so gut wie fertig. Hätte sie nur nochmal durchsehen müssen. Hier ein paar Korrekturen, dort ein paar. Aber dieser Historiker ist lieber in der Gegend herumgereist, um Gespenster zu jagen. Und wisst ihr, was der heute macht? Er ist Kellner in St. Pauli. Brüllendes Gelächter.
    Mitten in der Nacht wachte er wieder auf. Er war eingeschlafen, ohne sich auszukleiden. Er holte es nach, wusch sich, putzte sich die Zähne und legte sich wieder hin. Er war hellwach, obwohl er wenig geschlafen hatte.
    Schön, du bist hier, um wegzulaufen. Vor Anne und dem gemeinsamen Urlaub, vor deiner Arbeit, vor deiner Mutter. Du tust so, als könntest du etwas herausfinden, das die Polizei nicht herausgefunden hat. Und damit rechtfertigst du, dass du alle Pflichten verletzt. Nun ja, habe ich nicht auch eine Pflicht gegenüber Ossi, der vielleicht das Gleiche gesucht hat wie ich? Wäre es nicht gut, ich bekäme heraus, was Ossi nicht herausbekommen konnte? Oder was er herausbekommen hat, um sich dann das Leben zu nehmen? Vielleicht wollte Ossi ein Geheimnis mitnehmen ins Grab? Wenn du das Geheimnis aufdeckst, tätest du ihm keinen Gefallen. Aber da bist du selbst schuld, Ossi. Hättest ja was hinterlassen können. Damit ich umso neugieriger werde? Falsch, ich hätte deinen Willen geachtet, das weißt du. Er flüsterte vor sich hin. Gut, wenn ich morgen oder besser heute nichts finde, fahre ich heim und tue endlich das, was ich tun müsste. Zuerst der Rechtsanwalt, dann der Arzt. Warum? Was weiß ich. Ist egal.
    Als er wieder aufwachte, schien die Sonne. Er schaute auf die Uhr und erschrak, es war fast zehn. Er machte sich fertig und eilte ohne Frühstück aus dem Hotel. In die Bergheimer Straße, wo Esau Kipper seine Kanzlei hatte, konnte Stachelmann laufen. Er wunderte sich, es musste an der Anspannung liegen, dass er solche Entfernungen fast schmerzfrei gehen konnte. Stachelmann erinnerte sich, wie er manchmal kaum ein paar Meter schaffte. Nun habe ich selbst ein Wundermittel gegen Arthritis gefunden: Die Verwicklung in Mordfälle befreit von Schmerzen. Er grinste, ging schnell über die Brücke und hinein in die Bergheimer Straße in Richtung Hauptbahnhof. Dann stand er vor einem Bürohaus mit einer Fassade, die aus den Sechzigerjahren stammen mochte, deutlich das weiße Schild mit schwarzer Schrift: Esau Kipper, Rechtsanwalt, 3. Stock. Stachelmann zog die Haustür auf, entdeckte den Aufzug und fuhr hinauf. An der Kanzleitür protzte ein Messingschild mit dem Namen in Schnörkelschrift. Aus Messing war auch die Klingel, sie erzeugte einen melodischen Dreiklang. Ein Summer gab die Tür frei, Stachelmann drückte sie auf und stand auf einem dicken Teppichboden in einem Vorraum, in dem ein Schreibtisch stand, schlicht, aber sündhaft teuer. Stachelmann glaubte so etwas wie italienisches Design zu erkennen, aber von der Sorte, der man den Preis ansah. In der Ecke, zwischen zwei Türen, stand ein Orangenbaum, dessen Früchte er gern auf Echtheit geprüft hätte. Sie waren gewiss aus Kunststoff, aber wahrscheinlich aus einem, der sich anfühlte wie Apfelsinenschale.
    Hinter dem Schreibtisch, lässig zurückgelehnt, die langen Beine nur spärlich

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