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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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immer«, sagte sie.
    Sie gingen in die Küche, sie setzte sich, Stachelmann begann Tee zu kochen.
    »Warst du fleißig?«, fragte sie.
    »Geht so, hätte mehr sein können.«
    »Ich dachte, du bist unter Druck?« Sie versuchte nicht zu zeigen, dass sie sich ärgerte.
    »Ich musste doch ein paar Tage nach Heidelberg. Habe die Arbeit aber mitgenommen«, beeilte er sich hinzuzufügen.
    »Bist du also tatsächlich nach Heidelberg gefahren.«
    »Ja.«
    Der Wasserkocher begann zu zischen.
    »Das musste wirklich sein?«
    »Wegen Ossi.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Ossi wurde ermordet, weil er einen Mord aus dem Jahr 1978 aufgeklärt hat. Oder wenigstens fast aufgeklärt.«
    Sie schwieg eine Weile. »Ich dachte, es war Selbstmord.«
    »Das denkt die Polizei auch, aber es war Mord. Ich habe Beweise.«
    »Was für Beweise?«
    Er erzählte ihr, was er herausgefunden hatte. Sie hörte zu und wurde nachdenklich. »Und du hast keine Angst, dass sie dir auch ans Leder wollen?«
    »Das ist ein Grund mehr, die Sache schnell aufzuklären. Wenn die Kerle im Knast sitzen, können sie mir nichts tun.«
    »Wissen die denn, wo du wohnst?«
    »Das ist egal, ich bin ja hier.«
    »Du meinst nicht, diese Redakteurin könnte vielleicht doch bei einem Verkehrsunfall umgekommen sein? Und diese Frau Schmelzer einfach so einen Herzinfarkt bekommen hat? Und der Überfall auf dich gleich am ersten Abend, woher sollen die denn gewusst haben, dass du da bist, was du vorhast und herauskriegen willst?«
    »Die sind nervös, du hättest die erleben sollen. Mehr Schiss kann man nicht haben. Und das macht sie besonders gefährlich.«
    »Dieser pensionierte Polizist, was soll der rauskriegen?«
    »Die sind unter Druck. Dem Arzt bin ich nachgefahren, eher zufällig, weil der gerade losfuhr, als mein Taxi kam. Und prompt hat er den Kipper besucht, also diesen Anwalt. Und davor hat Detmold sich mit seiner Frau gestritten, warum er ihr diese Thingstättensache verschwiegen hat. Die Frau war völlig aufgelöst.«
    »Hat er die Thingstätte erwähnt, dieser Arzt?«
    Stachelmann überlegte. »Nein, aber es war eindeutig. Man muss den Nachmittag und den Abend im Zusammenhang sehen. Ich war da und hab dem Detmold auf den Zahn gefühlt. Als ich weg war, hat seine Frau gebohrt, bis er eingestanden hat, dabei gewesen zu sein.«
    »Du hast gehört, wie er gesagt hat, er sei an dem Mord beteiligt gewesen?«
    »Jein. Das Wort ›Mord‹ hat er nicht in den Mund genommen. Das tun Mörder, glaube ich, nie.«
    »Oho, der Kriminalpsychologe Dr. Stachelmann stellt fest.«
    Er winkte ab, antwortete aber nicht. Er goss das heiße Wasser in eine Glaskanne mit Tee. Dann sagte er: »Erinnerst du dich an die Geschichte mit diesem Kohn? Da hast du mir auch nicht geglaubt.«
    »Aber das ist doch eine ganz andere Sache gewesen.«
    »Keineswegs. Du hättest die Blicke von Detmold sehen müssen. Du hättest das miterleben müssen, der wand sich wie eine Schlange in der Bratpfanne.«
    »Grausiges Bild«, sagte sie.
    Felix rief. Sie eilte ins Schlafzimmer. Er goss den Tee durch ein Sieb und füllte zwei Becher, die stellte er auf den Tisch. Nach einigen Minuten kehrte Anne zurück. Sie fragte nach seiner Mutter, und er erzählte, was er zu wissen glaubte.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir böse sein soll. Ich verstehe ja, genauer, ich versuche zu verstehen, wie das war mit dir und Ossi. Ich fand, viel war da nicht.«
    »Fand ich auch, aber als er tot war, habe ich noch etwas gefunden, nämlich was uns früher verbunden hatte. Das war weit weg, aber nicht weg.«
    »Und was ist das?«
    Er rührte in seinem Becher, es klingelte leise. »Was wir damals erlebt haben. Das war einiges. Natürlich, von heute aus betrachtet war vieles absurd, was wir getrieben haben. Eine Karikatur auf längst geschlagene Schlachten. Klassenkampf, und da gab es Sekten mit Zentralkomitee und Politbüro, die taten so, als wären sie die Führer der Arbeiterklasse. Überhaupt, die Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt, wie es so schön hieß, was für eine Lachnummer. Aber das Schlimmste ist, dass ich mitgemacht habe damals. Dass ich so irre war. Auch deshalb bin ich hingefahren. Weil ich geglaubt habe, dass ich dort vielleicht eine Antwort finde auf die Frage, warum ich mein Gehirn ausgeschaltet habe damals oder es zweckentfremdet habe für eine aberwitzige Rabulistik. Als Ossi starb, hat mich diese Frage gepackt und nicht mehr losgelassen. Vielleicht ist das der wichtigste Grund, warum ich nach Heidelberg

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