Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
hergefallen war.
»Das ist egal«, sagte er und machte ebensolche Fortschritte bei seiner eigenen Mahlzeit, »solange wir so laut darüber reden, was wir hier machen, dass jeder Wolf da draußen uns hören kann.«
Sie hörte auf zu essen und setzte zu einer Entschuldigung an, dann hielt sie mitten im Wort inne, um ihn stirnrunzelnd anzusehen. Er fragte sich, ob er lieber hätte lächeln sollen, damit sie wusste, dass er einen Witz machte; aber sie hatte ihn verstanden, denn sie deutete mit ihrem Löffel auf ihn. »Wenn es in Hörweite einen Werwolf gäbe, würdest du das wissen. Also beantworte die Frage.«
Er sprach selten über seine Magie, nicht einmal mit seinem Vater - Bruder Wolf sagte immer, je weniger Leute davon wussten, desto besser war sie als Waffe geeignet. Aber Bruder Wolf hatte nichts dagegen, Anna alles zu verraten, was sie wissen wollte.
Also aß er einen Brocken Rindfleisch und gab zu: »Ich weiß es nicht. So lange wir sie brauchen - es sei denn, wir verärgern die Geister, und sie kommen zu dem Schluss, lieber unseren Feinden zu helfen.«
Sie hielt ein zweites Mal inne und starrte ihn diesmal an. »Das war jetzt kein Witz, oder?«
Er zuckte die Achseln. »Nein. Ich bin kein Hexenmeister, der der Welt seinen Willen aufzwingt. Ich kann nur bitten, und wenn es ihnen passt, lassen die Geister es zu.«
Sie hatte gerade einen Bissen genommen, also musste sie rasch schlucken, um zu fragen: »Bist du Christ? Oder...«
Er nickte. »Wie Bileams Eselin. Außerdem weißt du als Werwolf, dass es da draußen noch andere Dinge gibt - Dämonen, Vampire, Ghoule und so weiter. Und sobald du weißt, dass es sie gibt, musst du auch die Präsenz von
Gott zugeben. Das ist die einzig mögliche Erklärung, wieso das Böse die Welt noch nicht übernommen und die Menschen versklavt hat. Gott sorgt dafür, dass das Böse verborgen und tückisch bleibt.« Er aß zu Ende und steckte den Löffel weg.
»Bileams Eselin?«, murmelte sie leise, dann hielt sie die Luft an. »Bileams Eselin hat einen Engel gesehen. Willst du damit sagen, du auch?«
Er grinste. »Nur ein einziges Mal, und er hatte kein Interesse an mir... aber dennoch, man vergisst es nicht so schnell.« Tatsächlich gab es ihm noch in der dunkelsten Nacht Hoffnung. »Aber nur weil es Gott gibt, bedeutet das nicht, dass in diesem Wald keine Geister sind.«
»Du betest Geister an?«
»Warum sollte ich das tun?« Er war nicht verrückt oder dumm - und man musste das eine oder andere sein, wenn man sich aufmachte und auf irgendeine Art nach den Geistern suchte. »Das würde mir nur mehr Arbeit aufhalsen - und mein Vater gibt mir schon mehr als genug zu tun.«
Sie sah ihn stirnrunzelnd an, also beschloss er, es ihr zu erklären. »Manchmal helfen sie mir bei diesem oder jenem aus, um das ich bitte, aber häufiger geht es um etwas, was sie getan haben wollen - und was für uns, die es tun, mehr Arbeit bedeutet. Mein Vater gibt mir genug für drei Personen zu tun. Wenn ich die Geister täglich aufsuchen würde, hätte ich nicht mal mehr Zeit, mir die Schuhe zuzubinden. Samuel verbringt viel Zeit damit, herausfinden zu wollen, wo die Geister ins Christentum passen - ich mache mir nicht so viele Gedanken.«
Er dachte schon, er müsse sie erinnern, fertig zu essen, aber sie starrte ihren Beutel nur eine Weile an, dann nahm
sie einen weiteren Bissen. »Was tust du, wenn sie dich um etwas Falsches bitten?«
Er schüttelte den Kopf. »Die meisten Geister sind eher freundlich oder unfreundlich und nicht gut oder böse.« Und weil sein Drang, sie zu necken, immer noch groß war, fügte er hinzu: »Von den Hirnsaugern mal abgesehen, die hier leben und auf alberne Wanderer warten, die unter ihren Bäumen ihr Lager aufschlagen. Keine Sorge, die halte ich dir schon vom Leib.«
»Was für ein Blödsinn«, sagte sie zu dem süßsauren Huhn, aber nicht so, als ob es sie beunruhigen würde.
Irgendwo im Dunkeln heulte ein Wolf. Es war weit entfernt, ein Timberwolf, dachte er. Vor zwanzig Jahren hatten hier keine Wölfe geheult, aber seit etwa zehn Jahren kamen mehr und mehr von ihnen aus Kanada nach Montana. Das Geräusch ließ ihn lächeln. Sein Vater machte sich Gedanken, dass es auf diesem zahmen Planeten keinen Raum für Raubwesen mehr gab. Aber er selbst ging davon aus, wenn die Menschen beschlossen hatten, Wölfe wieder an ihren angestammten Platz zu lassen, würden sie sich mit der Zeit auch an Werwölfe gewöhnen.
Walter fand den Toten, einen in Jäger-Orange
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