Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
angenehme Begleiterin. Sie genoss diese Zeit eindeutig, obwohl sie am Morgen ein bisschen steif gewesen war. Sie beschwerte sich nicht, als ihre Wege rauer wurden und erheblich mehr Kraft erforderten. Überwiegend schwieg sie und gab ihm Gelegenheit, im Wald nach anderen Ungeheuern zu lauschen. Da er mitunter dazu neigte, sehr schweigsam zu sein, war er froh, dass sie nicht zum Schwatzen aufgelegt war. Sie war vergnügt und entspannt aufgewacht und so geblieben - bis sie in ein kleines, steiles Tal hinabstiegen.
Der Abstand zwischen ihnen beiden wurde geringer; daran konnte er sehen, dass sie nervöser wurde.
Als sie schließlich sprach, war sie nahe genug, um aus Versehen mit ihrem Schneeschuh hinten auf seinen zu treten. »Entschuldigung.«
Das daraus resultierende Stolpern tat seinem verletzten Bein weh, aber das würde er ihr niemals sagen. »Kein Problem. Ist bei dir alles in Ordnung?«
Er sah, wie sie eine höfliche Lüge in Erwägung zog und diesen Gedanken dann beiseiteschob.
»Hier ist es irgendwie unheimlich«, sagte sie schließlich.
Charles konnte ihr nur zustimmen; es gab einige Orte in den Cabinets, die sich so anfühlten. Er konnte nicht sicher sein, aber dieser hier war irgendwie noch schlimmer als sonst - und zweifellos schlimmer als der Teil der Berge, den sie am Vortag durchquert hatten.
Auf ihre Feststellung hin sah er sich ausführlich um, falls
sie etwas bemerkt haben sollte, das ihm entgangen war. Aber es war nichts zu sehen, nichts Gefährlicheres als die Klippe, die sich über ihnen erhob und ihren Schatten über das Tal und den dichten Bewuchs an schwarzgrünen Bäumen auf beiden Seiten warf. Aber er hielt es durchaus für möglich, dass noch andere Kräfte am Werk waren.
Die Geister dieser Berge waren nie freundlich gewesen wie die der Bitterroots oder Pintlers. Sie hatten etwas gegen Eindringlinge.
Vielleicht waren die Geister in diesem Tal einfach aktiver - oder etwas war geschehen. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass es mehr sein musste als Geister, die Schabernack trieben. Ob es nun in der vergangenen Woche oder vor hundert Jahren geschehen war - unter dem Schnee lauerte etwas Finsteres.
»Du bist ein Werwolf«, sagte er zu ihr. »›Unheimlich‹ sollte dich nicht stören.«
Sie schnaubte. »Ich hatte nie Angst vor Monstern, bis ich selbst eines geworden bin. Jetzt habe ich Angst vor meinem eigenen Schatten.«
Er hörte, wie sie sich über sich selbst lustig machte, und schaute zurück. »So ein Unsinn! Ich -« Er nahm einen wilden Geruch wahr, blieb stehen und hielt die Nase in den Wind, um ihn noch einmal wahrzunehmen.
Anna erstarrte und beobachtete ihn. Er wartete, bis die Witterung ein wenig stärker wurde; ihr Verfolger hatte offenbar keine Angst, bemerkt zu werden.
»Was riechst du?«, fragte er sie leise.
Sie holte tief Luft und schloss die Augen. »Bäume und die ursprünglichen Träger dieser Kleidung und -« Sie erstarrte, als sie roch, was er gerochen hatte. »Katze. Eine Art von Katze. Ist das ein Panter?«
»Nah dran«, sagte er. »Ein Luchs, denke ich. Unangenehm, aber keine Gefahr für uns.«
»Na wunderbar«, stellte sie fest. »Was um -« Diesmal war es an ihr, innezuhalten. »Was ist das?«
»Totes Kaninchen«, sagte er erfreut. »Du fängst an, deine Nase zu beachten.« Er holte noch einmal Luft und dachte erneut nach. »Es könnte auch eine Maus sein, aber wahrscheinlich ein Kaninchen. Deshalb ist der Luchs noch in dieser Gegend; wir haben ihn beim Essen gestört.« Er war ein wenig überrascht, dass sie hier auf einen Luchs stießen: Katzen hielten sich für gewöhnlich von Orten fern, die sich anfühlten wie dieser hier. War er von einem größeren Raubtier hierhergetrieben worden?
Anna sah ein bisschen grün aus. »Ich hasse es wirklich, dass ein Teil von mir Hunger bekommt, wenn ich rohes Fleisch rieche.«
Es hatte sie nicht gestört, Jacks Blut zu riechen. Aber er hatte ihr jetzt auch eine Stunde lang nichts mehr zu essen gegeben, und sie hatte Hunger. Ihr Körper verbrannte Kalorien, um warm zu bleiben. Aber Hunger oder nicht, jetzt war nicht der Zeitpunkt, etwas zu kochen; sie mussten aus diesem kleinen Tal herauskommen. Also reichte er ihr einen Beutel mit Erdnussbutterkeksen, und sie zogen weiter. Die Erdnussbutter würde dafür sorgen, dass sie ihre Wasserflasche benutzte; er war nicht sicher, ob sie genug trank.
Sie gingen weiter, bis sie das Tal hinter sich gelassen hatten, und das finstere Gefühl
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