Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
sie. Sie schnupperte, nahm den Geruch der Luft wahr, bemerkte aber nur die üblichen Waldgerüche.
Sie ging am Rand der Lichtung entlang, konnte aber mit Augen, Ohren und Nase nichts entdecken. Dennoch ging sie den Bereich noch einmal ab - mit dem gleichen Ergebnis. Es noch ein drittes Mal zu tun würde nichts helfen. Sie musste sich beruhigen, oder sie würde in voller Panik hinter Charles herjagen. Ja, das würde ihn sicher gewaltig beeindrucken.
Nicht, dass sie jemals etwas getan hatte, das ihn beeindruckt hätte.
Sie verschränkte die Arme, und ihr Bauch begann, von einem Gefühl zu schmerzen, das sie nicht benennen konnte, nicht benennen wollte . Es hätte Wut sein können.
Drei Jahre hatte sie es ertragen, weil sie das Rudel brauchte, so schlimm es war. Die anderen Rudelmitglieder waren eine brutale Notwendigkeit, ohne die ihr Wolf nicht leben konnte. Also hatte sie zugelassen, dass sie ihr ihren Stolz nahmen, hatte Leo ihren Körper beherrschen und sie herumreichen lassen wie eine Hure, die er besaß.
Einen Augenblick lang konnte sie Justins Atem in ihrem Gesicht riechen, spüren, wie sein Körper den ihren niederhielt, die Schmerzen in ihren Handgelenken und den Druck an ihrer Nase, als er sie mit einem sorgfältig
berechneten Schlag mit der offenen Hand gebrochen hatte.
Blut lief ihr über die Lippen und an ihrer neuen Jacke herunter, dann tropfte es in den Schnee. Erschrocken führte sie die Hand zur Nase, aber dort war nichts, obwohl sie noch einen Moment zuvor gespürt hatte, wie sie geschwollen war, wie damals, als Justin sie geschlagen hatte.
Aber das Blut war immer noch da. Sie bückte sich und griff nach einer Handvoll Schnee, die sie sich an die Nase drückte, bis diese unangenehm zu brennen anfing. Sie legte die Hand noch einmal an die Nase, und diesmal blieb sie sauber, also blutete sie nicht mehr. Die Frage war, warum sie überhaupt damit angefangen hatte? Und wieso hatte sie plötzlich an Justin denken müssen?
Vielleicht hatte das Nasenbluten ja mit der Höhe zu tun, dachte sie. Charles würde das wissen. Sie hob sauberen Schnee auf und wischte sich damit das Gesicht ab, dann mit einem Fetzen des Rucksacks, der in der Nähe lag. Sie berührte ihre Nase, und die Finger blieben sauber. Was immer es bewirkt hatte, sie blutete nicht mehr. Sie rieb an dem Blutfleck auf ihrer Jacke und schaffte es nur, ihn zu verschmieren.
Mit einem Seufzen suchte sie nach etwas, um das blutige Stück Stoff loszuwerden. Sie hatte ihren Rucksack abgesetzt, als sie angefangen hatte, sich umzusehen. Er stand unbeschädigt zwischen Folienpäckchen mit Essen, die willkürlich zwischen den Fetzen von Charles’ Rucksack verstreut lagen.
Typisch Mann, dachte sie mit experimenteller Gereiztheit, der Frau das Aufräumen zu überlassen.
Sie sammelte Charles’ Kleidung auf und schüttelte den Schnee heraus. Dann steckte sie die Sachen in ihren Rucksack
und fing an, die Mahlzeitenpäckchen obenauf zu legen. Mit ein bisschen Umräumen konnte sie den größten Teil des unbeschädigten Essens in ihrem Rucksack unterbringen, aber es gab keine Möglichkeit, noch mehr hineinzustopfen. Frustriert betrachtete sie die Überreste von Charles’ Rucksack, seinen Schafsack und die Schneeschuhe.
Es hätte sie nicht so gestört, wenn sie nicht mitten in einem Wildnisreservat gewesen wären, wo man nichts wegwerfen sollte. Sie sah sich Charles’ Rucksack genauer an, aber der war wirklich vollkommen zerrissen. Auch das Gewehr war beschädigt worden. Sie kannte sich nicht mit Gewehren aus, war sich aber ziemlich sicher, dass sie einen geraden Lauf brauchten, um funktionieren zu können.
Aber sie fühlte sich gleich besser, als sich eines der Rucksackstücke als die Plane entpuppte, die Charles auf den Boden gelegt und auf der sie letzte Nacht geschlafen hatten.
Sie roch etwas, als sie sich niederkniete, um den Stoff auszubreiten. Sie versuchte, nicht auf den Geruch zu reagieren, die restlichen Dinge zusammenzusuchen und sie in die Mitte des Tuchs zu legen. Alles außer dem Gewehr. Es war zwar verbogen, aber immer noch tröstlich solide.
Wer immer hinter ihr stand, rührte sich kaum und beobachtete sie weiter - ein Mensch, kein Werwolf.
Zusammengebunden ergab das Tuch ein kleines Bündel, das sie tragen konnten. Als Anna dieses behelfsmäßige Bündel neben ihren Rucksack stellte, hörte sie, wie ihr Beobachter zwischen den Bäumen hinter ihr hervorkam.
»Sieht aus, als hättest du es da mit einem ziemlichen Durcheinander zu
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