Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
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»So spät im Jahr sollte es hier keine Bären mehr geben«, sagte die Frau und klang erschüttert. Er konnte nicht herausfinden, ob sie wusste, was er war, oder nicht.
»Bären schlafen manchmal nicht den ganzen Winter durch«, sagte Charles und schaute auf sie herab, als störte ihn ihre Hand auf seiner Brust nicht -, obwohl sie ihn sehr störte. Das wäre sogar der Fall gewesen, wenn er von der Berührung keine Gänsehaut bekommen hätte. Keine vom Feenvolk, erkannte er. Und auch kein Geist und kein Ghoul - er war beidem hier oben ein- oder zweimal begegnet. Etwas Menschliches. Keine Zauberin, obwohl sein Wolf so auf sie reagierte, also etwas Böses. »Sie befinden sich nicht in totalem Winterschlaf. Sie erwachen hier und da. Es passiert nicht oft, aber manchmal sieht man sie sogar mitten im Winter. Unser Pech, einem zu begegnen. Aber dieser Hund, der euch beide angegriffen hat, war wirklich seltsam.«
Schwarze Magie, das war es, was er an ihr roch. Also
eine Hexe, eine schwarze Hexe. Verdammt. Er hätte lieber einem Dutzend Ghoulen als einer schwarzen Hexe gegenübergestanden.
»Gibt es nicht auch wilde Hunde?«, fragte Anna angespannt. »Ich dachte, dass sie manchmal Rudel bilden wie Wölfe.«
»Hier ist es ziemlich abgelegen«, sagte Charles, ohne den Blick von der Hexe zu wenden. »Manchmal sieht man einen Hund, der irgendwo ausgerissen ist - aber die meisten Haustiere könnten einen Winter in Montana nicht ohne Hilfe überleben.«
Etwas rührte sich hinter der Frau, und er starrte unkonzentriert über ihre Schulter, um den Geist deutlicher zu sehen. Der Schatten eines Wolfs zeigte ihm die Zähne, dann sprang er davon - als bräuchte Charles noch eine andere Warnung als die seiner Nase, um zu erkennen, dass diese Frau gefährlich war.
Vielleicht war es an der Zeit, einige Dinge ans Tageslicht zu bringen - bevor Anna zu dem Schluss kam, dass sie verletzt statt eifersüchtig sein sollte.
Er ließ die Maske heruntergleiten und lächelte Mary freundlich an. Sie war nicht wahrnehmungsfähig genug, um Bruder Wolf zu sehen, der herausspähte - entweder das, oder sie mochte ein wenig Gefahr, denn sie drückte ihm die Hand noch fester auf die Brust, während sie zu ihm aufblickte.
»Aber zu wissen, dass ein Haustier den Winter nicht überstehen würde, ist dir gleich, oder, Mary Alvarado? Denn du wusstest genau, dass es sich um einen Werwolf handelt.«
Die Frau setzte eine ausdruckslose Miene auf. Wenn er nicht gewusst hätte, was sie war, hätte er das für Verblüffung
halten können. »Ein was? So etwas wie Werwölfe gibt es nicht.«
Ihre Theatervorstellung war zu Ende, als sie versuchte, seinem Blick zu begegnen - sie hatte das bisher vermieden. Aber eine Frau, die daran gewöhnt war, mit den Wimpern zu klimpern, vergaß manchmal, dass sie das bei einem Werwolf lieber nicht tun sollte. Sie trat keinen Schritt zurück, aber sie hätte es gern getan; das konnte er ihrem Gesicht ansehen.
»Nein? Es gibt vielleicht auch keine Hexen.« Charles’ Stimme war sogar noch leiser.
Sie ließ die Hand sinken. »Wer bist du?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich denke, du solltest die Frage als Erste beantworten. Wer bist du?«
»Ich suche nach dem vermissten Jäger«, sagte sie.
Das entsprach offenbar der Wahrheit. Er schaute sie einen Augenblick an und versuchte, daraus eine Halbwahrheit zu machen. »Um ihn in Sicherheit zu bringen?«, murmelte er. Oder ihn für ihre Magie zu benutzen?
Sie lächelte ihn traurig an. »Ich bezweifle, dass das jetzt noch notwendig sein wird. Er hat sich in diesem Wald verlaufen, in dem es einen abtrünnigen Werwolf gibt. Wie wahrscheinlich, denkst du, ist es, dass er noch am Leben ist?«
»Also wusstest du von dem Werwolf?«
Sie hob das Kinn. »Ich bin wegen des Werwolfs hier.« Wahrheit. »Und wer bist du? Was weißt du über Hexen und Werwölfe?«
Es war möglich, dass sie genau das war, wofür sie sich ausgab. Er wusste, dass es Hexen gab, die regelmäßig für die diversen Organisationen der Gesetzeshüter arbeiteten. Er wusste auch, dass sie zwar eine schwarze Hexe war, dies
aber nicht unbedingt bedeuten musste, dass sie nicht nach dem vermissten Mann suchte. Hexen boten ihre Dienste häufig für Geld an - und manchmal konnte wohl auch eine schwarze Hexe - wenn auch nur durch einen Unfall - auf der Seite der Engel landen.
Sie war bei ihren Antworten vorsichtig gewesen, und er tat nicht ab, was die Geister ihm sagten. Sie war nicht seine Verbündete.
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