Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
Der Geisterwolf war für gewöhnlich sein Führer-, obwohl er immer gedacht hatte, es wäre noch viel ironischer, wenn es ein Hirsch oder ein Hase wäre. Dass der Geisterwolf die Zähne gezeigt hatte, musste nicht zwangsläufig heißen, dass sie eine Feindin war, bedeutete aber eindeutig, dass sie nicht zu den Freunden zu zählen war.
»Du kannst den Werwolf jetzt uns überlassen«, sagte er. »Er geht dich nichts an.«
»Doch«, erwiderte sie ruhig.
Wahrheit. Diesmal vollständige Wahrheit. Wie interessant, dass eine Hexe einen Werwolf für ihre Sache hielt.
»Du willst mir nicht im Weg stehen«, sagte sie freundlich, und ihr Atem streifte sanft sein Gesicht.
»Nein«, sagte er, trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf-, aber er konnte sich nicht mehr erinnern, was er da abstritt.
»Jetzt bin ich mit Fragen dran.«
Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er seine Arroganz verflucht, die ihn davon abgehalten hatte, Anna zu packen und davonzurennen, sobald er erkannte, was sie war. Jetzt konnte er nur noch auf die Fragen der Hexe warten.
Hexe hatte er sie genannt - und sie hatte das nicht abgestritten. Zweifellos hatte das etwas zu bedeuten, aber Anna
hatte keine Ahnung, was. War die Hexe ihnen gefolgt? Oder den Werwölfen?
Was immer sie war, wenn sie nicht bald die Finger von Charles ließ, würde Anna ihr dabei helfen und eine Methode verwenden, die Schmerzen und vielleicht auch Blut mit sich brachte.
Dieses heftige Bedürfnis überraschte sie, und sie zögerte gerade lange genug, dass Charles von der Hexe wegtaumeln konnte. Etwas war geschehen, ein Gleichgewicht hatte sich verlagert. Es roch schwach nach Ozon, als stünde trotz der Jahreszeit ein Blitzschlag bevor.
Das Haar in Annas Nacken sträubte sich - wie hilfreich; als ob sie noch weitere Beweise brauchte, dass hier etwas nicht stimmte. Zu schade, dass ihr ihr Nackenhaar nicht auch noch sagte, um was es ging und was sie dagegen tun sollte.
»Ich suche nach einem Mann«, sagte Mary, die immer noch wie ein Cheerleader klang. »Er heißt Hussan, aber man nennt ihn auch Asil oder den Mauren.«
»Ich kenne ihn«, erwiderte Charles, und seine Stimme hörte sich belegt und widerstrebend an.
»Ah.« Sie lächelte. »Du bist ein Werwolf. Einer der Leute des Marrok? Ist Asil ebenfalls in Aspen Creek? Ist er einer der Wölfe des Marrok?«
Anna sah Charles missbilligend an, aber er schien nichts gegen die Fragen der Hexe zu haben - oder gegen das Wissen, über das sie verfügte.
Er nickte nur steif und sagte dann »Ja«, als würde das Wort aus ihm herausgezogen.
Etwas stimmte hier wirklich nicht. Anna machte einen Schritt zur Seite, und die Überreste des Gewehrs klickten gegen den Aluminiumrand ihrer Schneeschuhe.
Die Hexe murmelte etwas und warf Anna das Wort mit einem Fingerschnippen zu, woraufhin sich Anna nicht mehr bewegen konnte.
Charles knurrte.
»Still, ich habe ihr nicht wehgetan«, sagte die Hexe. »Ich habe nicht vor, mich jetzt schon mit dem Marrok anzulegen, indem ich einen seiner Wölfe verletze. Sie ist wohl auch ein Werwolf. Das würde erklären, wieso sie meinen Hüter so schwer verletzen konnte. Sag mir, was wäre wohl die beste Möglichkeit, Asil dazu zu bringen, dass er hierherkommt?«
»Asil verlässt Aspen Creek nicht«, sagte er, und seine Stimme war heiser vor Wut.
Anna stahl ihm seinen Zorn für sich selbst; es war besser als die Panik, die die Alternative gewesen wäre. Ihre Wölfin regte sich, wie sie es selten tat, wenn sie nicht gerufen wurde -, gegen ihren Willen festgehalten zu werden war etwas, das sie ebenso wenig mochte wie Anna.
Anna wusste nichts von Magie, nicht einmal etwas über die Magie, die zu jedem Rudel gehörte. Leo hatte ihr gesagt, sie bräuchte das nicht zu wissen, und sie war nicht mutig genug gewesen, noch einmal zu fragen. Sie wusste auch nicht, was Charles tun konnte oder nicht - aber sie war ziemlich sicher, dass sie und Charles nicht hier stehen und er die Fragen der Hexe beantworten würde, wenn er etwas dagegen unternehmen könnte. Sie fürchtete, dass ihr Unwissen und ihre Dummheit sie beide teuer zu stehen kämen.
Als ihre Wölfin sie bat, übernehmen zu können, ließ Anna das zu. Wenn sie unter der Führung ihrer menschlichen Hälfte nichts tun konnte, würde sich die Wölfin vielleicht besser schlagen.
Obwohl sie sich nicht veränderte, wurde ihre Wahrnehmung der Welt eine andere. Schatten traten in den Hintergrund. Sie konnte weiter und deutlicher sehen, aber
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