Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
zweimal in die Knie gehen, und nur Charles’ Hand an ihrem Ellbogen verhinderte, dass sie den ganzen Berghang hinunterfiel. Über umgestürzte Bäume zu springen war... faszinierend schwierig. Aber Charles, der keine Schneeschuhe mehr hatte, sank bis zu den Knien und noch tiefer ein - also war sie angemessen dankbar für ihre.
Sie hätte auch nicht behauptet, dass sie langsam waren. Anna war erstaunt, wie stark Entsetzen ihr Tempo beschleunigte. Nach dem ersten schrecklichen Sprint-Rutschen den steilen Hang hinunter, den sie stundenlang hochgeklettert waren, verlor sie Zeit und Richtung aus den Augen. Sie richtete den Blick nur auf Charles’ rote Jacke und blieb bei ihm.
Als Charles schließlich langsamer wurde, waren sie ganz allein im Wald.
Und immer noch blieben sie nicht stehen. Er ließ sie in raschem Laufschritt noch eine Stunde oder mehr zurücklegen, aber er wählte ihren Weg vorsichtiger, hielt sich an
die Schrägen, wo kein so hoher Schnee lag und es sie nicht aufhielt, dass er keine Schneeschuhe hatte.
Seit er den Befehl gegeben hatte zu laufen, hatte er nichts mehr gesagt - aber das lag vielleicht daran, dass er nicht konnte und hatte nichts mit dem Bann einer Hexe zu tun.
Seine Augen waren leuchtend gelb, und er hatte die Zähne gefletscht. Er musste einen guten Grund haben, in Menschengestalt zu bleiben, denn es kostete ihn viel. Ihre eigene Wölfin hatte sich wieder schlafen gelegt, nachdem die erste Panik über die Flucht vorbei war, aber Charles’ Wolf stand kurz davor, ihn zu übernehmen.
Sie hatte eine Unmenge von Fragen. Einige waren unmittelbare Sorgen wie: Könnte die Hexe ebenso schnell sein wie sie, wenn ein Mensch das nicht konnte? Konnte Mary ihre Magie benutzen, um sie zu finden? Andere Fragen entsprangen mehr ihrer Neugier: Wie hatte er herausgefunden, dass sie eine Hexe war? Warum konnte sie die Magie nur erkennen, wenn der Wolf unter Kontrolle war? Gab es eine einfachere Möglichkeit, den Bann einer Hexe zu brechen? Selbst eine Stunde später brannten ihre Hände noch und taten weh.
»Ich denke«, sagte Charles schließlich, »dass Asil einige Fragen beantworten muss.« Er verlangsamte seine raschen Schritte zu einem Hinken. Nicht nur seine Beine waren müde, er klang auch vollkommen außer Atem.
»Glaubst du, dass er sie kennt? Warum ist sie hinter ihm her?«, fragte Anna. Sie hatte lange Zeit angenommen, dass Werwölfe - mit Ausnahme von ihr selbst - ganz oben in der Nahrungskette standen, aber Charles’ Niederlage gegenüber der Hexe erschütterte ihr Weltbild. Sie glaubte nur zu gerne, dass jeder vor dieser Hexe davonlaufen würde.
»Ich weiß nicht, ob Asil sie kennt. Ich habe sie nie in Aspen Creek gesehen, und sie müsste etwa zehn gewesen sein, als er sich dort einkerkerte. Aber wenn sie ihn sucht, dann weiß er wahrscheinlich, warum.« All das kam in einem schnellen Drei-Wort-Stakkato heraus, während er versuchte, ruhiger zu atmen.
Sie ging direkt neben ihm her und hoffte, dass etwas von der Ruhe, die sie angeblich ausstrahlen konnte, sich auf ihn ausbreiten würde. Sein Atem wurde langsamer, lange bevor ihrer die Abgerissenheit des Laufens verlor, aber sie atmete ebenfalls wieder normal, bevor er weitersprach.
»Sie hätte nicht imstande sein sollen, so etwas zu tun. Ich bin vor ihren Füßen dahingeschmolzen wie ein Welpe.« Seine Stimme verdunkelte sich zu einem Grollen.
»Sie hätte dich nicht mit ihrer Magie kontrollieren können dürfen?«, fragte Anna. »Ich dachte, Hexen könnten so etwas tun.«
»Bei Menschen vielleicht. Aber die einzige Person, die diese Art von Kontrolle über die Wölfe haben sollte, ist ihr Alpha.« Er fletschte die Zähne, ballte die Hände zu Fäusten und sagte dann mit einer heiseren Stimme, die ganz und gar nicht nach ihm klang: »Und nicht einmal mein Vater kann mir eine solche Reaktion abringen. Er kann mich wie angewurzelt stehen bleiben lassen, aber nicht bewirken, dass ich darüber hinaus etwas tue, was ich nicht will.«
Er atmete tief ein. »Vielleicht liegt es auch nicht an ihr, sondern an mir. Ich habe diesen ersten Werwolf überhaupt nicht gehört. Ich habe darüber nachgedacht, und ich glaube nicht, dass er sich in Windrichtung von uns befand. Ich hätte ihn hören oder riechen sollen - und er hätte nicht imstande sein sollen, mich so einfach loszuwerden.«
Ihre erste Reaktion war, ihn irgendwie trösten zu wollen, aber das verkniff sie sich. Er wusste mehr als sie über Magie und über Verfolgungen. Stattdessen
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