Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)

Titel: Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
die Schönheit und Intensität der Farben wurde matt. Es war nicht so still, wie sie gedacht hatte. Es gab Vögel in den Bäumen - sie konnte die leisen Geräusche hören, wenn sie die Füße auf den Zweigen bewegten.
    Aber interessanter war, dass sie nun sah, dass Charles in einem Netz aus kränklich gelben und grünen Fäden gefangen war. Unfähig, den Kopf zu senken, konnte sie das Netz nicht erkennen, das sie selbst festhielt. Aber die Empfindlichkeit ihrer Haut gestattete ihr, das feine Gewebe zu erspüren, das sich wie ein Netz aus Zahnseide anfühlte.
    Wenn nur sie selbst in Gefahr gewesen wäre, wäre Anna wohl bis zum Tauwetter im Frühling dort stehen geblieben. Ihre Wölfin hatte sich all den Schlägen und dem erzwungenen Sex ergeben - sie hatte ihr nur Kraft gegeben, es zu ertragen und etwas, wohinter sie sich verstecken konnte, wenn das Leben unerträglich wurde. Aber jetzt war ihr Gefährte in Gefahr. Ein zorniges Grollen verbarg sich unter ihrem Solarplexus und machte ihr das Atmen schwer - doch Vorsicht riet ihr, auf eine bessere Gelegenheit zu warten.
    »Wenn ihr sterben würdet, wen würde der Marrok schicken?«, fragte die Hexe.
    Diese Andeutung einer Drohung entfachte ein Brüllen in Annas Ohren, das Charles’ Antwort dämpfte, und Zorn brannte sich schmerzhaft durch den Zauber, der sie reglos hielt.
    »Er würde selbst kommen.«
    Die Hexe schürzte nachdenklich die Lippen, als wüsste sie nicht, ob sie das wollte oder nicht.

    Anna konnte die Füße nicht bewegen, aber mit der Wölfin am Ruder konnte sie ihre Hand trotz der quälenden Schmerzen führen, die der Zauber der Hexe bewirkte. Sie packte das kabelartige Ende des Netzes, das sie gefangen hielt, als wäre sie ein Schurke in einem Spiderman-Comic. Sie wand es wieder und wieder um ihre Handfläche, dann brachte sie es zu ihrer anderen Hand.
    Sie konnte die Stränge, die sie hielt, nicht lange betrachten, denn sie blendeten sie und verursachten Kopfschmerzen, aber das brauchte sie auch nicht; die magische Schnur der Hexe schnitt ihr in die Hand, also wusste sie, wo sie sich befand.
    Sie legte die freie Hand auf das Kabel, direkt bevor es sich zum Netz weitete, und zog mit beiden Händen. Sie erwartete, dass es riss oder standhielt, wie es ein wirkliches Kabel tun würde. Stattdessen verhielt es sich wie weiches Karamell und wurde nach und nach dünner, als sie die Hand bewegte und wieder und wieder daran zog.
    Wenn die Hexe sie angesehen hätte, wäre ihr vielleicht aufgefallen, was Anna tat. Aber sie achtete im Augenblick nur auf Charles.
    Weil er dominant ist, dachte Anna dankbar. Das war mehr als nur sein Rang im Rudel. Charles’ Präsenz war derart, dass ihn alle ansahen, wenn er in einen Raum kam. Wenn man dazu Annas eigenes zerbrechliches Äußeres und ihren vollkommenen Mangel an Dominanz hinzufügte, würde die Hexe sich schon anstrengen müssen, um sich auf Anna zu konzentrieren, solange Charles anwesend war. Eine Anstrengung, die Mary Alvarado nicht unternahm.
    Anna verlor die Fragen und widerstrebenden Antworten aus den Augen. Mit ihrem gesamten Wesen konzentrierte
sie sich auf ihre Aufgabe. Selbst zähes Karamell konnte man ausdünnen und irgendwann zerreißen.
    Anna erstarrte, als das Kabel sich plötzlich in nichts auflöste, die Hexe aber nicht zu bemerken schien, dass sie Anna nicht mehr in ihrer Gewalt hatte.
    Was jetzt?
    Sie konzentrierte sich auf das Netz, das Charles hielt.
    Sie würde schnell sein müssen.
    Werwölfe waren sehr schnell.
    Sie schoss zwischen ihn und die Hexe und packte die magischen Schnüre mit beiden Händen. Der Bann, den die Hexe bei Charles benutzte, war erheblich stärker, und es tat weh, die Fäden auch nur zu berühren. Schmerz strahlte von ihrer Haut bis in die Knochen aus und schoss mit einem scharfen, pochenden Brennen in ihren Kiefer. Sie konnte verbrannte Haut riechen, aber sie hatte keine Zeit, sich um den Schaden zu kümmern - noch einmal fest ziehen, und der Bann brach.
    Und Anna machte weiter. Sie riss das zerbrochene Gewehr vom Boden und warf es so fest sie konnte. Es traf die Hexe mit einem hörbaren Knacken im Gesicht.
    Sie wappnete sich gegen einen Angriff, aber stattdessen packte Charles sie am Arm und stieß sie vor sich her. »Lauf«, fauchte er. »Verschwinde aus ihrem Blickfeld.«

10
    A nna brauchte nicht lange, um festzustellen, dass das laufen mit Schneeschuhen eine elende Schufterei war. Die Schuhe verfingen sich an Steinen, sie verfingen sich im Gebüsch, sie ließen sie

Weitere Kostenlose Bücher