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Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)

Titel: Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Wahrheit. Hin und wieder jedoch hörte er auf zu essen und schaute Anna voller Ehrfurcht an.
    Charles saß zwischen ihnen und verkniff sich ein Lächeln - was etwas war, das ihm immer öfter passierte, seit er Anna gefunden hatte. Zu sehen, wie sie sich unter Walters anbetungsvollem Blick wand, war ziemlich komisch. Er hoffte, dass er sie nicht so anschaute - jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.
    »Es ist nicht, als trüge ich irgendwie dazu bei«, murmelte sie in ihren Rindertopf mit Möhren. »Ich habe nicht darum gebeten, eine Omega zu sein. Es ist, wie braunes Haar zu haben.«
    Sie irrte sich, aber er dachte, dass sie schon verlegen genug war, ohne dass er sich mit ihr wegen etwas stritt, von dem er nicht einmal sicher war, ob er es hätte hören sollen. Jedenfalls hatte sie sich überwiegend geirrt. Wie Dominanz hatte es vor allem mit der Persönlichkeit zu tun, Omega zu sein. Und wie sein Vater gerne sagte, bestand Identität halb aus Herkunft, halb aus Erziehung, aber vor allem aus den Entscheidungen, die man im Leben traf.
    Anna brachte Frieden und Gelassenheit mit, wohin sie
ging - jedenfalls wenn sie nicht verängstigt, gekränkt oder aufgeregt war. Etwas von ihrer Macht hing davon ab, ein Werwolf zu sein, was die Auswirkungen ihrer Magie verstärkte. Aber ein größerer Teil waren das stählerne Rückgrat, das das Beste aus den jeweiligen Umständen machte, in denen sie sich befand, das Mitgefühl, das sie Asil gezeigt hatte, als er versucht hatte, sie zu erschrecken und die Tatsache, dass sie nicht imstande gewesen war, den armen Walter draußen in der Kälte zu lassen. Das waren bewusste Entscheidungen gewesen.
    Ein Mann machte sich selbst zum Alpha, es war nicht nur seine Geburt. Das Gleiche galt für Omegas.
    »Einmal«, sagte Walter leise und hörte einen Moment auf zu essen, »direkt nach einer sehr schlechten Woche, verbrachte ich einen Nachmittag in einem Baum im Dschungel und beobachtete ein Dorf. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob wir sie beschützen oder ausspionieren sollten. Dieses Mädchen kam heraus und hängte seine Wäsche direkt unter meinem Baum auf. Sie war achtzehn oder neunzehn, nehme ich an, und sie war zu dünn.« Ein Blick ging von Anna zu Charles und wieder zu seinem Essen.
    Ja, dachte Charles, ich weiß , dass sie immer noch dünn ist, aber ich hatte nicht mal eine Woche, um sie aufzupäppeln.
    »Wie auch immer«, fuhr der Veteran fort, »ich beobachtete sie, und es war, als sähe ich Magie. Die Sachen kamen aus dem Korb, alles in einem Klumpen, und sie schüttelte sie ein einziges Mal aus, einfach so, und sie hingen so gerade, wie sie sollten. Ihre Gelenke waren dünn, aber stark, und ihre Finger schnell. Diese Hemden wagten einfach nicht, ihr nicht zu gehorchen. Als sie ging, wäre ich ihr beinahe gefolgt und hätte an ihre Tür geklopft, um mich zu bedanken. Sie erinnerte mich daran, dass es eine Welt
mit alltäglichen Aufgaben gab, in der Kleidung gewaschen wurde und alles in Ordnung war.«
    Wieder schaute er Anna an. »Sie wäre wahrscheinlich entsetzt gewesen, wenn ein schmutziger amerikanischer Soldat vor ihrer Tür gestanden hätte - und hätte wohl auch keine Ahnung gehabt, wofür ich ihr dankte, selbst wenn sie meine Sprache verstanden hätte. Sie tat nur, was sie immer tat.« Er hielt einen Moment inne. »Aber ich hätte ihr trotzdem danken sollen. Hat mich durch eine schlechte Woche gebracht und seitdem durch einige schlechte Zeiten.«
    Alle schwiegen nach diesen Worten. Charles wusste nicht, ob Anna die Geschichte verstand, aber er tat es. Anna war wie diese Frau. Sie erinnerte ihn an Winter vor einem Feuer, während sein Vater auf der Fidel spielte. Zeiten, zu denen er wusste, dass alle satt und glücklich waren, wenn die Welt sicher und geordnet zu sein schien. So etwas geschah nicht oft, aber es war wichtig, sich daran zu erinnern, dass es möglich war.
    »Also«, sagte Charles, als Walter die letzte von drei gefriergetrockneten Mahlzeiten gegessen hatte. »Du lebst schon lange hier in den Bergen.«
    Walters Löffel rührte sich einen Moment nicht, und er sah Charles argwöhnisch an. Dann schnaubte er und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht mehr wichtig, oder? Schnee von gestern.«
    Er aß noch einen Bissen, schluckte und sagte dann: »Als ich aus dem Krieg zurückkehrte, war alles eine Weile lang in Ordnung. Ich brauste schnell auf, sicher, aber nicht oft genug, um sich deshalb Gedanken zu machen. Bis es schlimmer wurde.« Er setzte dazu an, etwas zu

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