Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
Ich kann immer die wiederfinden, die meinem Rudel angehören. Wenn ihr nicht weggerannt wärt wie erschrockene Kaninchen, hätte ich euch schon vor Stunden eingeholt.«
»Warum bist du hier?«, brachte Charles zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Diese Bemerkung mit den »erschrockenen Kaninchen« ärgerte ihn nicht. Nein, das tat sie nicht.
Asil gegenüber zornig zu werden, war nie eine gute Idee. Der selbstsichere, arrogante Maure würde einem diesen
Zorn mit einer gesunden Dosis Demütigung zurückgeben. Charles war nie ein Opfer davon gewesen, so sehr Asil auch versucht hatte, ihn zu ködern, aber er hatte es oft bei anderen bemerkt. Man überlebte nicht so lang wie Asil, wenn man kein sehr schlaues Raubtier war.
»Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen«, sagte Asil und hob den Blick, damit Charles die Ehrlichkeit in seinen Augen erkennen konnte. »Sage hat mir etwas darüber erzählt, was Anna ertragen hat. Wenn ich gewusst hätte, womit du es zu tun hast, hätte ich dir und deiner Gefährtin keinen Ärger gemacht.«
»Du hast uns keinen Ärger gemacht«, erwiderte Charles. So unglaublich es schien, Asil meinte zweifellos, was er sagte.
»Gut. Und was immer ich tun kann, um dir und deiner Gefährtin zu helfen, will ich gerne tun.« Er schaute zu dem Stamm, unter dem Anna und Walter verborgen waren. »In einem Anfall von Reue dachte ich, dass ich euch auch mit dem Abtrünnigen helfen könnte. Aber es sieht aus, als hättest du alles unter Kontrolle.«
Charles zog die Brauen hoch. Unter Kontrolle war nicht gerade, wie er den letzten Tag beschreiben würde. »Dann täuschen die Äußerlichkeiten. Weißt du, wieso eine Hexe dich suchen würde?«
Asils Miene wurde ausdruckslos, und er erstarrte. »Eine Hexe?«
»Sie fragte direkt nach dir.« Er rieb sich die Stirn, denn er würde verdammt sein, sich die schmerzende Brust zu reiben, wenn Asil es sehen konnte. »Oder wie sie die Bindung im Rudel meines Vaters benutzen kann, um mich besser zu beherrschen, als mein Vater es jemals konnte?«
»Eine Hexe«, sagte Asil. »Hier?«
Charles nickte knapp. »Wenn du nichts über sie weißt, wie wäre es dann mit einer Werwölfin, die irgendwie mit ihr in Verbindung steht? Eine, deren Farben ähnlich sind wie die deiner Gefährtin -«
Seine Stimme verklang, denn Asil, dessen Gesicht immer noch seltsam ausdruckslos war, fiel auf die Knie, nicht so, als würde er vor Charles niederknien, sondern eher, als hätten seine Gelenke einfach nachgegeben. Es erinnerte Charles daran, dass Walter zuvor das Gleiche getan hatte, aber es war nicht Staunen oder Annas unerwartete Gegenwart, was diese Reaktion des Mauren bewirkte.
Der Geruch von Asils heftigen Gefühlen überschwemmte ihn, und es war unmöglich, in diesem Sturm etwas auszumachen, außer dem Schmerz und dem Entsetzen, die beide im Vordergrund standen.
»Dann ist sie es wirklich«, flüsterte Asil. »Ich hatte gehofft, dass sie sterben und für immer verschwinden würde. Selbst als ich hörte, wie die Abtrünnige aussah, hoffte ich, dass es jemand anderes sei.«
Deshalb glaubte Charles nicht an Zufälle. »Du kennst diese Hexe?«
Der Maure schaute auf seine in schwarzen Handschuhen steckenden Hände nieder, dann vergrub er sie im Schnee. Er schloss die Augen und schüttelte sich. Als er die Augen wieder aufschlug, hatten sie glitzernd goldene Lichter. »Sie ist es. Sie hat es gestohlen, und sie kann es nicht mehr vor mir verbergen.«
Charles holte tief Luft und mahnte sich zur Ruhe. »Was hat sie gestohlen - und wer ist sie?«
»Du weißt es«, sagte Asil. »Sie ist diejenige, die meine Sarai getötet hat.« Er fuhr sich mit den schneebedeckten Händen über die Stirn. Dann fügte er den unerträglichen
Teil hinzu. »Sie hat die Bindung zwischen meiner Gefährtin und mir gestohlen, als sie das tat.«
Charles wusste - wie jeder, der die Geschichte des Mauren gehört hatte -, dass die Verbindung zwischen Asil und seiner Gefährtin ein ungewöhnliches Geschenk mitgebracht hatte: Empathie.
Er tat nichts Dummes, wie etwa Asil zu fragen, ob er sich sicher war - obwohl er noch nie im Leben so etwas gehört hatte. Und empathisch an eine Hexe gebunden zu sein, eine schwarze Hexe, war vielleicht das Schlimmste, was er je gehört hatte. Kein Wunder, dass Asil seinen Vater gebeten hatte, ihn zu töten.
»Diese Hexe sieht aus, als wäre sie nicht mal zwanzig. Sarai ist vor zwei Jahrhunderten gestorben.«
Asil senkte den Kopf und murmelte: »Ich schwöre dir, ich
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