Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
sollen, als er um eine Kurve bog und beinahe mit dem Humvee zusammengestoßen wäre, das mit der Nase an der Rinde eines Baums geparkt war.
Erst als keine sechs Zoll mehr zwischen dem Pick-up und dem Humvee lagen, kam er zum Stehen. Er schaltete den Motor ab und ließ den Pick-up hier stehen, denn die Bäume standen zu dicht, um das andere Gefährt zu umrunden, und der glatte weiße Schnee konnte durchaus einen Graben verbergen.
Auf der letzten Viertelmeile hatte es keinen sicheren Platz gegeben, wo man hätte wenden können; er fragte sich, ob er auf dem Weg nach draußen dieses ganze Stück rückwärtsfahren müsste. Dann lächelte er säuerlich; das alles hätte nicht viel zu bedeuten, wenn sie es nicht von hier fort schaffen würden.
Asil hatte Zeit gehabt, Charles zu finden. Asil kannte sich mit Hexen aus. Sein Sohn und der Maure kamen doch sicher mit allem zurecht, was immer ihnen begegnen würde. Wenn Charles bei seiner Route geblieben war, hoffte Bran, sie alle zu finden, bevor es wieder dunkel wurde, und sie herauszuholen.
Er ließ den Schlüssel stecken. Es war unwahrscheinlich, dass jemand hier auftauchen und den Truck stehlen würde - und falls es jemand tat... nun, dann würde er es mit Charles zu tun bekommen.
Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine Jacke einzupacken, weil er vorhatte, ohnehin in Wolfsgestalt weiterzuziehen. Er zog sich in der warmen Kabine aus, stählte sich und sprang aus dem Pick-up, bevor die Veränderung vollkommen beendet war. Es war möglich, in Wolfsgestalt Autotüren zu öffnen - aber für gewöhnlich hinterließ es Schäden. Und obwohl sein Sohn sich oft beschwerte, wie sehr er Autos hasste, mochte Charles seinen Pick-up.
Bran begann mit einem stetigen Trab, den er den ganzen Tag würde aufrechterhalten können. Es war lange her, seit
er in diesen Bergen unterwegs gewesen war. Sie waren nie sein bevorzugtes Jagdgelände gewesen, obwohl er nicht wirklich begreifen konnte, wieso. Charles behauptete, die Cabinets hätten etwas gegen Eindringlinge, und diese Erklärung war sicher nicht schlechter als alle anderen.
Charles’ geplanter Route rückwärts zu folgen schien für den Anfang ein guter Plan zu sein. Ihr gesamter Weg war nicht länger als dreißig Meilen, und er konnte diese Strecke weitgehend in schnellem Trab zurücklegen und direkt nach Anbruch der Dunkelheit wieder bei den Autos eintreffen.
Von der kleinen Veranda, von der die alte grüne Farbe abblätterte, einmal abgesehen, hatte sich die Hütte nicht sonderlich verändert, seit Charles sie vor etwa fünfzig Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Sie war nicht besonders ansehnlich, bloß eine kleine Blockhütte wie hundert andere in der Wildnis von Montana. Die meisten von ihnen waren in der Depressionszeit von dazu rekrutierten Arbeitslosen gebaut worden.
Das Holz war von Sonne, Regen und Schnee grau gebleicht worden. Ein zerschlagenes Vierradfahrzeug mit neuen Ketten stand unauffällig zwischen der Rückseite der Hütte und dem Wald, der sich dahinter drängte.
Charles bedeutete Anna, etwa dreißig Yards in Windrichtung stehen zu bleiben, wo die Bäume sie immer noch angemessen verdeckten. Sobald er sie aufhielt, drückte sich Walter auf den Boden zu ihren Füßen, als wäre er ihr ergebener Schoßhund... der etwa so viel wog wie ein durchschnittlicher Schwarzbär und erheblich größeren Schaden anrichten konnte.
Walters Ergebenheit war so offensichtlich nicht sexueller
Natur, dass selbst Charles einfach nichts dagegen haben konnte. Er erinnerte sich immer wieder an Walters leidenschaftlich vorgetragene Worte: »Ich könnte für immer schlafen.« Er wusste, wie es war, wenn einen Erinnerungen an Tod und Mord heimsuchten. Wenn Anna es schaffte, Walter ein bisschen Frieden zu schenken, dann sollte er ihn haben.
Charles starrte konzentriert die Hütte an und wünschte sich, er hätte keine Angst. Es war lange her, dass er sich so gefürchtet hatte. Er war daran gewöhnt, sich um Samuel, seinen Vater und in den vergangenen Tagen auch um Anna zu sorgen, aber nicht um sich selbst. Die Erinnerung daran, wie Asils Hexe ihm Gehorsam abverlangt hatte, als wäre sie sein Alpha, hatte sein Selbstvertrauen deutlich angeschlagen.
Er rieb leicht Annas Schulter. Er wusste, dass sie nicht so zerbrechlich war, wie sie aussah - kein Werwolf war das. Und er bezog auch ein wenig Trost aus der Tatsache, dass der alte Soldat schon so lange überlebt hatte.
»Ich werde nicht direkt helfen können«, sagte Charles zu
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