Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
vielleicht nicht aggressiv, hatte aber eine Grenze, wie weit man sie treiben konnte.
Also stimmte er demütig zu, sie mitzunehmen. Aber als sie sich Leos Haus in Naperville näherten, genügte seine Reue nicht, um froh über ihre Anwesenheit zu sein.
»Das Grundstück von Leos Haus umfasst fünfzehn Morgen«, sagte sie. »Groß genug, damit das Rudel auf dem Gelände jagen kann, aber wir müssen immer noch ziemlich leise sein.«
Ihre Stimme klang angespannt. Er dachte, sie wolle Konversation machen, um ihre Unruhe in Schach zu halten. Zornig wie er war, musste er ihr dennoch helfen.
»Es ist schwierig, in den großen Städten zu jagen«, stimmte er ihr zu. Und dann sagte er etwas, um ihre Reaktion zu prüfen - denn sie hatten nie wirklich eine Chance gehabt, ihr Gespräch darüber zu beenden, was sie für ihn bedeutete: »Ich werde dich auf eine richtige Jagd in Montana mitnehmen. Dann wirst du nie wieder auch nur nahe einer großen Stadt leben wollen. Wir jagen für gewöhnlich Hirsche und Wapitis, aber es gibt auch genug Elche, so dass wir sie manchmal ebenfalls jagen. Elche sind wirklich eine Herausforderung.«
»Ich denke, ich werde bei Kaninchen bleiben, wenn du nichts dagegen hast«, sagte sie. »Meistens trabe ich nur der Jagd hinterher.« Sie sah ihn mit einem kleinen Lächeln an. »Ich glaube, ich habe einmal zu oft Bambi gesehen.«
Er lachte. Ja, er würde sie behalten. Sie gab ohne einen Kampf auf. Es mochte eine Herausforderung sein - er dachte daran, dass sie ihm gesagt hatte, das sie nicht besonders interessiert an Sex war -, aber kein Kampf, »Jagen gehört zu dem, was wir sind. Wir sind keine Katzen, die das Töten wie ein Spiel betrachten, und die Tiere, die wir jagen, müssen ausgedünnt werden, damit die Herden stark und gesund bleiben. Aber wenn es dich stört, kannst du auch in Montana der Jagd einfach folgen. Das Laufen wird dich immer noch begeistern.«
Sie fuhr zu einer Zahlentastatur an einem Pfosten vor einem grau werdenden Zederntor und gab vier Ziffern ein. Nach einer Pause bewegte sich die Kette oben auf dem Tor, und das Tor selbst glitt an der Mauer zurück.
Er war zweimal hier gewesen. Das erste Mal vor mehr als einem Jahrhundert, als das Haus kaum mehr als eine Holzhütte gewesen war. Damals hatte das Gelände fünfzig Morgen umfasst, und der Alpha war ein kleiner irischer Katholik namens Willie O’Shaughnessy gewesen, der erstaunlich gut in diese überwiegend deutsche und lutheranische Nachbarschaft passte. Das zweite Mal war er im frühen zwanzigsten Jahrhundert hier gewesen, als Willie begraben wurde. Willie war beinahe so alt wie der Marrok gewesen. Manchmal überfiel Wölfe, die zu lange lebten, eine Art Wahnsinn. Als sich erste Anzeichen davon gezeigt hatten, hatte Willie aufgehört zu essen - ein Zeichen der Willensstärke, die ihn zu einem Alpha gemacht hatte. Charles erinnerte sich an die Trauer seines Vaters über Willies Tod. Sie - Charles und sein Bruder Samuel - waren noch Monate danach besorgt gewesen, dass ihr Vater sich entscheiden würde, Willie zu folgen.
Willies Haus und Ländereien waren an den nächsten Alpha übergegangen, einen deutschen Werwolf, der O’Shaughnessys Tochter geheiratet hatte. Charles konnte sich nicht erinnern, was aus ihm geworden war, oder auch nur an seinen Namen. Es hatte noch diverse Alphas nach ihm gegeben, bevor Leo schließlich das Rudel übernahm.
Willie und eine Handvoll wirklich guter deutscher Steinmetze hatten das Haus mit einem Handwerkerstolz gebaut, der heutzutage quasi unbezahlbar war. Mehrere Fenster waren am Boden schwer vor Alter geworden. Er erinnerte sich an eine Zeit, als diese Fenster brandneu gewesen waren.
Charles hasste es, daran erinnert zu werden, wie alt er war.
Anna hatte den Motor abgeschaltet und wollte gerade ihre Tür öffnen, aber er hielt sie zurück.
»Warte einen Moment.« Eine Spur von Unbehagen streifte die Sinne, die ihm von seiner magiebegabten Mutter vererbt worden waren, und auf die zu achten er gelernt hatte. Er sah Anna an und runzelte die Stirn - sie war zu verwundbar. Wenn ihm etwas zustieß, würden sie sie in Stücke reißen.
»Du musst dich verändern«, sagte er. Etwas in ihm entspannte sich: Darum war es gegangen. »Wenn mir etwas passiert, möchte ich, dass du rennst wie verrückt, an einen sicheren Ort läufst und dann meinen Vater anrufst und ihm sagst, er soll dich rausholen.«
Sie zögerte.
Es lag nicht in seinem Wesen, sich zu erklären. Als dominanter Wolf im Rudel
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