Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
den Fingern durch sein Fell und vermied es vorsichtig, die Wunde zu berühren.
Waren sie Gefährten? Das nahm sie nicht an. Würde das nicht so etwas wie eine förmliche Zeremonie voraussetzen? Sie hatte schließlich nicht wirklich gesagt, dass sie ihn akzeptierte - nicht, dass er sie wirklich gefragt hatte.
Dennoch... sie schloss die Augen und ließ sich von seinem Geruch durchfluten, und ihre Hand legte sich Besitz ergreifend um eine Handvoll Fell. Als er die Lider aufschlug, sah sie in seine goldenen Augen.
Das Telefon klingelte irgendwo unter ihr. Sie griff zum Boden und las die Überbleibsel seiner Hose auf, holte das Telefon heraus und überprüfte die Nummer. Sie drehte es, damit er das Display sehen konnte.
»Hier steht Vater«, sagte sie ihm. Aber offenbar hatte der Wolf immer noch die Kontrolle, denn er schaute das Telefon nicht einmal an. »Ich nehme an, du wirst ihn zurückrufen, wenn du wieder du selbst bist.« Sie hoffte, dass wäre bald. Selbst mit einer Silbervergiftung sollte es ihm in ein paar Stunden ein wenig besser gehen.
Das Telefon hörte für einen Augenblick auf zu klingeln. Dann fing es wieder an. Es klingelte drei Mal. Hörte auf. Dann klingelte es wieder dreimal. Hielt inne. Als es erneut klingelte, antwortete sie widerstrebend.
»Hallo?«
»Geht es ihm gut?«
Sie erinnerte sich an den Werwolf, der einen Stuhl für Charles herausgebracht hatte, während die Sanitäter ihn behandelten. Er hatte offenbar den Marrok angerufen.
»Ich glaube schon. Die Wunde war nicht so schlimm, ein tiefer Riss über seinen Schulterblättern, aber es war eine Silberkugel, und darauf reagiert er sehr schlecht.«
Es gab eine kleine Pause. »Kann ich mit ihm sprechen?«
»Er ist in Wolfsgestalt«, sagte sie, »aber er hört zu.« Eines von Charles’ Ohren war auf das Telefon gerichtet.
»Brauchst du Hilfe mit Charles? Seine Reaktionen auf Silber können ein bisschen heftig sein.«
»Nein. Er macht keine Probleme.«
»Silber lässt Charles’ Wolf unkontrolliert handeln«, gurrte der Marrok sanft. »Aber das ist kein Problem für dich? Wie kommt das?«
Sie war dem Marrok nie begegnet, aber sie war nicht dumm. Dieses Gurren war gefährlich. Glaubte er, dass sie etwas mit Charles’ Verwundung zu tun hatte und ihn nun irgendwo gefangen hielt? Sie versuchte, seine Frage zu beantworten, obwohl es sie verlegen machte.
»Äh, Charles denkt, sein Wolf habe mich als seine Gefährtin ausersehen.«
»In weniger als einem Tag?« Wenn er es so ausdrückte, klang es wirklich wie eine Dummheit.
»Ja.« Sie konnte nicht anders, sie wirkte unsicher, und das beunruhigte Charles. Er kam auf die Beine und knurrte leise.
»Charles hat auch gesagt, ich sei ein Omega-Wolf«, berichtete sie seinem Vater. »Das könnte ebenfalls etwas damit zu tun haben.«
Das Schweigen dauerte an, und sie dachte schon, dass die Handy-Verbindung unterbrochen sei. Dann lachte der Marrok leise. »Oh, sein Bruder wird ihn damit gnadenlos aufziehen. Warum erzählst du mir nicht alles, was bei euch passiert ist? Fang bitte damit an, wie du Charles am Flughafen getroffen hast.«
Ihre Knöchel am Lenkrad waren weiß, aber Charles war nicht in der Verfassung, Annas Angst zu beschwichtigen.
Er hatte versucht, sie in der Wohnung zurückzulassen. Schließlich hatte er keinesfalls vor, Anna in einen Kampf zu verwickeln. Und an diesem Abend würde mit großer Wahrscheinlichkeit ein Kampf stattfinden. Er wollte nicht, dass sie verwundet wurde - und er wollte nicht, dass sie ihn in der Rolle sah, die vor so langer Zeit für ihn gewählt worden war.
»Ich weiß, wo Leo wohnt«, hatte sie gesagt. »Wenn du mich nicht mitnehmen wirst, werde ich einfach ein Taxi nehmen und dir folgen. Du wirst nicht alleine da reingehen. Du riechst immer noch nach deinen Wunden - und das werden sie als Zeichen von Schwäche auffassen.«
Dass sie nur die Wahrheit sagte, hätte ihn beinahe grausam werden lassen. Es lag ihm auf der Zunge, sie zu fragen, was sie, Omega und weiblich, denn wohl tun könnte, um ihm in einem Kampf beizustehen - aber Bruder Wolf hatte seine Zunge einfrieren lassen. Sie war oft genug verwundet worden, und der Wolf würde nicht zulassen, dass es wieder geschah. Es war das einzige Mal, an das er sich erinnern konnte, dass der Wolf seine Menschenhälfte bremste und nicht umgekehrt. Und die Worte wären außerdem unzutreffend gewesen. Er musste daran denken, wie sie dieses Nudelholz aus Marmor in der Hand gehalten hatte. Sie war
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