Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
jemand im Rudel.
Er schaute die vier Wölfe an, die er noch nicht kennen gelernt hatte - und erkannte, was Anna mit ihrem Aussehen gemeint hatte. Leo sah auf die Art eines dänischen Wikingers nicht schlecht aus, aber er war ein Krieger, und das merkte man ihm auch an. Boyd hatte eine überlange, schmale Nase, und sein militärischer Haarschnitt ließ seine Ohren noch abstehender aussehen, als sie es tatsächlich waren.
Alle Wölfe, die Charles nicht kannte, sahen aus wie die Art von Männern, die in einem Smokingverleih Modelle vorführten. Dünn und reizbar. Kein wirkliches Fleisch verdarb die Linien eines Sakkos. Trotz Unterschieden in Haut- und Haarfarbe bestand eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihnen.
Isabelle zog die nackten Füße unter sich und seufzte tief.
Charles sah dem Alpha in die Augen und sagte: »Der Marrok hat mich geschickt, um dich zu fragen, wieso du dein Kind in Sklaverei verkauft hast.«
Das war eindeutig nicht die Eröffnung, die Leo erwartet hatte. Isabelle hatte angenommen, es ginge um Anna, und Charles hatte diesem Gedanken nicht widersprochen. Sie würden auch über Anna reden, aber die Frage seines Vaters war ein besserer Anfang, weil sie unerwartet kam.
»Ich habe keine Kinder«, sagte Leo.
Charles schüttelte den Kopf. »Alle deine Wölfe sind deine Kinder, Leo, das weißt du. Du musst sie lieben und füttern, bewachen und schützen, anleiten und lehren. Du hast einen jungen Mann namens Alan MacKenzie Frazier verkauft. Wem und warum?«
»Er gehörte nicht zum Rudel.« Leo breitete die Arme aus und hielt die Handflächen nach außen. »Es ist teuer, in der Stadt so viele Wölfe zu unterhalten. Ich brauchte das Geld. Ich gebe dir gerne den Namen des Käufers, obwohl ich glaube, dass er nur als Mittelsmann diente.«
Das war wahr. Alles war wahr. Aber Leo achtete sorgfältig darauf, wie er seine Antworten formulierte.
»Mein Vater möchte den Namen wissen, und wie du dich mit ihm in Verbindung gesetzt hast.«
Leo nickte einem der gut aussehenden Männer zu, der an Charles mit zu Boden gerichteten Augen vorbeiging, dabei aber einen raschen Blick zu Anna warf. Sie legte die Ohren an und knurrte.
Ich habe einen schlechten Einfluss auf sie , dachte Charles kein bisschen reumütig.
»Gibt es noch mehr, womit ich dir helfen kann?«, fragte Leo höflich.
Alle von Leos Wölfen hatten Isabelles Trick mit dem Parfum übernommen, aber Charles hatte eine gute Nase, und Leo war... traurig.
»Du hast die Mitglieder deines Rudels über fünf oder sechs Jahre verändert«, sagte Charles und wunderte sich über Leos Haltung. Er hatte mit Trotz gerechnet, Zorn, Angst, aber nicht mit Traurigkeit.
»Ich dachte mir schon, dass dir das auffallen würde. Hast du mit Anna Listen verglichen? Ja, es gab hier so etwas
wie den Versuch eines Staatsstreichs, den ich grob niederschlagen musste.«
Ebenfalls wahr, aber wiederum nicht vollkommen. Leo hatte das Wahrheitsverständnis eines Anwalts, und er wusste, wie man die Wahrheit benutzen konnte, um jemanden auf eine falsche Spur zu führen.
»Hast du deshalb alle Frauen in deinem Rudel getötet? Haben sie alle gegen dich rebelliert?«
»Es gab nicht viele Frauen - das gibt es nie.«
Schon wieder wahr. Aber etwas begriff er tatsächlich nicht. Es war nicht Leo gewesen, der den jungen Frazier angegriffen hatte, sondern Justin.
Leos Mann war wieder da. Er reichte Charles ein Blatt mit einem Namen und einer Telefonnummer, die in lila Tinte geschrieben waren.
Charles stecke den Zettel in die Tasche und nickte dann. »Du hast Recht. Es gibt nicht genug Frauen - also müssen die, die wir haben, beschützt werden, nicht getötet. Hast du sie selbst umgebracht?«
»Alle Frauen? Nein.«
»Welche von ihnen hast du getötet?«
Leo antwortete nicht, und Charles spürte, dass sein Wolf aufmerkte, als die Jagd begann.
»Du hast keine von den Frauen selbst getötet«, sagte Charles. Er schaute die allzu perfekten Männer an und Justin, der auf eine unvollendete Art ebenfalls gut aussah.
Leo beschützte jemanden. Charles blickte zu Isabelle auf, die schöne Männer liebte. Isabelle, die älter war als der alte Willie O’Shaughnessy gewesen war, als er anfing, verrückt zu werden.
Er fragte sich, wie lange Leo schon wusste, dass sie verrückt war.
Dann schaute er zurück zu dem Alpha. »Du hättest den Marrok um Hilfe bitten sollen.«
Leo schüttelte den Kopf. »Du weißt, was er getan hätte. Er hätte sie umgebracht.«
Charles hätte zu gern gesehen,
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