Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
doch in die Augen sah.
»Ich brauchte eine Weile, um herauszufinden, was du warst.« Er lächelte verbittert. »Ich habe nicht aufgepasst. Ich habe wirklich angestrengt versucht, nicht aufzupassen oder zu denken. Das hat die Dinge einfacher gemacht.«
»Omegas sind selten«, sagte Bran.
Boyd wandte den Blick nicht von ihr. »Es wäre mir beinahe entgangen, was Leo machte, warum er dich so behandeln ließ, wo er doch sonst immer von der ›Bringt sie um, und zwar schnell‹-Art gewesen war. Ich kannte ihn sehr lange, und er hat nie zuvor Missbrauch wie diesen zugelassen. Ich konnte sehen, dass es ihn anwiderte - es hat nur Justin wirklich Spaß gemacht.«
Anna beherrschte sich und zuckte nicht zusammen, als der Name fiel. Sie erinnerte sich, dass auch Justin letzte Nacht gestorben war.
»Als ich erkannte, wieso Leo sich nicht darauf verlassen konnte, dass du seine Befehle befolgst, dass du nicht einfach nur ein sehr unterwürfiger Wolf warst, sondern eine Omega... als ich das begriff, war es beinahe zu spät.« Er seufzte. »Wenn ich dir die Nummer des Marrok schon vor zwei Jahren gegeben hätte, hättest du nicht so lange gebraucht, um ihn anzurufen. Also schulde ich dir sowohl meinen Dank als auch meine zutiefst empfundene Entschuldigung.« Und er senkte den Blick und legte den Kopf schief, um ihr seinen Hals zu zeigen.
»Wirst du...« Sie schluckte angestrengt, um ihre plötzlich trockene Kehle zu befeuchten. »Wirst du dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder geschieht? Niemandem? Ich bin nicht die Einzige, der wehgetan wurde.« Sie schaute nicht zu Thomas.
Justin hatte Thomas mit großer Freude gequält.
Boyd nickte feierlich. »Das verspreche ich dir.«
Sie nickte knapp, was ihn offenbar zufriedenstellte. Er nahm einen leeren Karton aus Joshuas Händen und ging in die Küche. Sie hatten Kartons, Klebeband und Packmaterial mitgebracht, mehr als genug, um alles zu packen, was sie besaß.
Sie hatte keine Koffer oder Taschen, also nahm sie einen der Kartons und legte alles hinein, was sie mitnehmen würde. Dabei achtete sie immer noch darauf, niemanden anzusehen. Zu vieles hatte sich verändert, und sie wusste nicht, wie sie damit fertigwerden sollte.
Sie war im Bad, als sie hörte, wie ein Handy klingelte. Das Gehör eines Werwolfs zu besitzen bedeutete, dass sie beide Seiten des Gesprächs verfolgen konnte.
»Boyd?« Das war einer der neuen Wölfe, der Arzt Rashid, dachte sie. Er klang panisch.
»Ja. Was ist los?«
»Dieser Wolf in dem abgesicherten Raum, er -«
Boyd und sein Handy waren in der Küche, und trotzdem hörte sie das Krachen durchs Telefon.
»Das ist er« , flüsterte Rashid erschüttert. »Das ist er . Er versucht, sich zu befreien - und er zerreißt den gesamten sicheren Raum. Ich denke, wir werden ihn nicht mehr lange halten können.«
Charles.
Er war halb betäubt gewesen, als sie gingen, schien sich aber damit zufriedenzugeben, sie unter dem Schutz seines Vaters zu wissen, während er die Auswirkungen davon verdaute, dass sie in der letzten Nacht mehrere Silberkugeln aus ihm herausholen mussten. Offenbar hatte sich das geändert.
Anna griff nach ihrem Karton und sah, dass Bran schon in der Tür zum Bad stand.
Er schaute sie fragend an, schien aber nicht sonderlich aufgeregt zu sein. »Offenbar werden wir anderswo gebraucht«, sagte er und klang ruhig und entspannt. »Ich glaube nicht, dass er irgendwen verletzen wird, aber Silber hat eine stärkere und eher unvorhersehbare Wirkung auf ihn als auf andere Wölfe. Hast du alles, was du brauchst?«
»Ja.«
Bran sah sich um, dann fiel sein Blick auf Boyd. »Sag deinem Wolf, wir werden so schnell wie möglich kommen. Ich verlasse mich darauf, dass du dafür sorgst, dass alles gepackt und die Wohnung sauber sein wird, wenn ihr geht.«
Boyd senkte unterwürfig den Kopf.
Bran nahm ihren Karton und klemmte ihn sich unter den Arm, dann streckte er den anderen in einer altmodischen Geste aus. Sie legte die Finger leicht auf seine Armbeuge, und er eskortierte sie den ganzen Weg zum SUV, was sie verlangsamte, während sie doch am liebsten gerannt wäre.
Er fuhr zurück zu dem Herrenhaus des Rudels in Naperville, ohne gegen die Verkehrsregeln zu verstoßen, aber er verschwendete auch keine Zeit.
»Die meisten Wölfe wären nicht imstande, aus einem abgesicherten Raum auszubrechen«, sagte er freundlich. »Es ist Silber in den Käfigstangen, und es gibt viele von diesen Stangen, aber Charles ist auch der Sohn seiner Mutter. Sie
Weitere Kostenlose Bücher