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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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benutzt.«
    »Aber weshalb hat de Monthelon es nicht selbst ausgegraben?«
    Emanuel schnaubte. »Weil er auf Einfaltspinsel wie uns gewartet hat. Wir kamen ihm gerade recht. Arglose Trottel, die einem Gerücht nachgingen. Wir sollten es ausgraben und es dem Papst übergeben oder einem anderen hohen kirchlichen Würdenträger, ohne zu ahnen, dass wir damit den eigenen Tod in den Händen halten. Dass ich das Palimpsest erkennen würde, war nicht vorgesehen.«
    »Aber Nathaniel wollte es nicht dem Papst überlassen, er wollte es bei der Versammlung enthüllen.«
    »Ja, er hat seinen Plan offensichtlich geändert. Ich nehme an, seine erste Überlegung war, den Papst damit zu erpressen. Später kam Nathaniel wohl der Gedanke, die Zehn Gebote vorerst auf diesem Treffen vorzustellen.«
    »Ja. Nachdem er dich auf seine Seite gezogen hat.«
    »Dich etwa nicht?«
    Octavien zuckte die Achseln. »Ich bin auf der Seite des Großmeisters.«
    »Aber er nicht mehr auf der deinen, Templer. Vergiss nicht, wir haben Nathaniel eine ungeheure Blamage beschert. Er braucht nicht lange nachzudenken, von wem das gefälschte Pergament stammt.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Wir müssen fliehen. Nathaniel wird uns mit grenzenlosem Hass verfolgen. Diese Niederlage verwindet er nicht.«
    Octavien schwieg nachdenklich. Dann sagte er: »Wir können nicht fliehen. Wir würden zwischen der Kirche und der Bruderschaft zerrieben wie Korn zwischen zwei Mühlsteinen. Wo wären wir sicher?«
    »Nirgends«, erwiderte Emanuel dumpf. »Aber irgendetwas müssen wir tun und das rasch.«
    Octavien erhob sich brüsk. »Für uns gibt es nur eine Möglichkeit. Wir sagen Nathaniel die Wahrheit. Das heißt, ich werde sie ihm sagen. Ich bin ein Nachkomme der ersten Tempelritter, er wird es nicht wagen, mir etwas anzutun.«
    Emanuel nickte eifrig, er war erleichtert über diesen Vorschlag. »Ja, wir müssen es riskieren.«
    Octavien verzog mürrisch das Gesicht. »Wir? Ich glaube, ich hatte nur von mir gesprochen. Aber es ist nur rechtens, dass ich gehe, denn mir wurde das Pergament gestohlen.«
    ***
    Octavien eilte zurück zur San Sebastiano alle Catacombe und traf den Abt, als dieser gerade seine Kutsche besteigen wollte. Nathaniel traute seinen Augen nicht, als er den jungen Ritter heftig winkend auf sich zu laufen sah. Von Emanuel war weit und breit nichts zu sehen. Also war er der Verräter. Der heimtückische Mönch, der seinen Übertritt nur geheuchelt hatte. Ganz offensichtlich fühlte sich Octavien von dieser Doppelzüngigkeit abgestoßen und kehrte nun reumütig zurück. Nathaniel hoffte, dass Octavien ihm den Aufenthalt des Pergaments verraten konnte.
    Etwas außer Atem kam Octavien zum Stehen. »Bruder Nathaniel, gut, dass ich Euch noch antreffe. Ich muss Euch etwas beichten.«
    Nathaniel winkte seine Diener fort. Mit eisiger Miene wies er auf das Kutscheninnere. Er war immer noch bleich wie ein Leichentuch. Seine Backenknochen mahlten, als müssten sie Felsen zermalmen.
    Octavien hielt sich nicht mit Vorreden auf. »Wir haben das Pergament fälschen lassen.«
    »Das habe ich bemerkt. Woher wusstet ihr, dass es sich bei dem Pergament bei Burg Hirscheck um ein Palimpsest gehandelt hat?«
    »Bruder Emanuel hat es herausgefunden.«
    »Damit habe ich tatsächlich nicht gerechnet. Ein schlauer Fuchs, dieser Mönch. Und Aramäisch kann er auch? Die Fälschung ist ihm ebenfalls gut gelungen.«
    Octavien tat, als überhöre er den höhnischen Unterton. »Aber es geschah nicht, um Euch zu täuschen. Wir mussten etwas in der Hand haben, was wir Hengebach in Köln vorweisen konnten, denn das echte Pergament wurde mir in Mainz gestohlen.«
    »Ach! Gestohlen?«
    »Ja, von einem kleinen Dieb, der wohl glaubte, meine Geldkatze erbeutet zu haben. Er hatte sich unter den Haufen Kinder gemischt, die nach Jerusalem wollten, und war verschwunden.«
    »Heißt das, ein kleiner Dieb besitzt jetzt das wertvollste Schriftstück, das je auf Erden existiert hat?« Vor Anstrengung, seinen überschäumenden Zorn zu zügeln, waren Nathaniels Gesichtszüge zu einer Maske erstarrt.
    »Ich fürchte, so ist es. Aber er wird es weggeworfen haben.«
    »Weggeworfen? Wollt Ihr damit andeuten, das Vermächtnis Jesu Christi verrottet gerade in einem Abwassergraben?« Seine Stimme war kurz vor dem Umkippen.
    »Das wäre möglich, aber …«
    »Das wäre ungeheuerlich! Begreift Ihr nicht, dass diese Gebote die Grundpfeiler des neuen Glaubens gewesen wären?«
    »Als Ihr mit dem gefälschten

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