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Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Titel: Schatten Gottes auf Erden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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Mal auf die Hostie, dass er die Türken angreifen werde noch vor dem Herbst.
    Und dann kam es, wie es kommen musste.
    Umsonst hatte der Papst zu einem »Kreuzzug gegen die Ungläubigen« aufgerufen, umsonst Cesarini seine ganze Tatkraft und Beredsamkeit eingesetzt: Das Heer, das auf diese Weise zusammenkam, belief sich auf wenige tausend Mann, die abendländische Ritterschaft versagte sich ihm, selbst der Burgunder begnügte sich mit den zwei Galeeren, die er der Flotte zur Verfügung gestellt hatte, die Polen, kriegsunlustig, wie sie waren, unterstützten ihren König kaum, Vlad Dracul schickte zwar seinen Sohn mit 4000 Reitern, hatte ihm aber insgeheim die Weisung erteilt, seine Truppe so wenig Gefahren auszusetzen wie möglich – mit einem Wort, es trat das ein, was Hunyadi vorausgesehen und weswegen er seinem König so dringend zum Frieden geraten hatte: Ungarn stand so gut wie allein da.
    Wohl war der Kriegsplan, den der Kardinal ausgearbeitet hatte, nicht schlecht: Der König hatte seine Truppen bei Orschowa über die Donau gesetzt, Hunyadi János ritt mit dem siebenbürgischen Aufgebot über den Roten-Turm-Pass das Alttal hinunter, die Walachen schlössen sich ihm an, und die Heere trafen bei Nikopolis zusammen. Es gab nur geringe Scharmützel mit den schwachen türkischen Besatzungen der bulgarischen Festungen, die meisten ergaben sich kampflos. So erreichten wir ziemlich unangefochten Warna und damit das Meer, wo wir die Unterstützung der christlichen Flotte erwarteten. Doch die blieb aus.
    Statt dessen sahen wir plötzlich – es war am Abend des 9. November – in der Entfernung von etwa einer halben Meile in einem Halbkreis um unsere Stellung herum den Schein von Bränden: Nein, das waren nicht brennende Ortschaften, das waren Biwakfeuer, das war das türkische Heer: Murad war übers Meer gekommen!
    Hunyadi János, vom König zum Feldherrn ernannt, ließ die Bagagewagen, die er aus Böhmen mitgebracht hatte, nach Art der Hussiten mit Ketten zu einer Wagenburg zusammenschließen, die dem Heer den Rücken decken und als letzter Sammelplatz zurückgeschlagener Truppen dienen sollte. Sie wurde von Feldgeschützen verteidigt. Hierher wurden auch die Verwundeten gebracht, denen ich mit einem Trupp von Helfern Erste Hilfe zu leisten hatte.
    Vom Verlauf der Schlacht kann ich nicht als Augenzeuge berichten. Ich sah nur Blut und Wunden, hörte nur das Stöhnen der Verletzten, das Röcheln der Sterbenden und, manchmal heranbrausend und sich wieder entfernend, den Schlachtenlärm. Und dennoch kann ich mir ein genaues Bild machen, da ich später mit so vielen gesprochen habe, die auf der einen oder der anderen Seite an ihr teilgenommen hatten.
    Im weiten Halbrund, westlich der Wagenburg, wurden unsere Banner aufgepflanzt, das des Königs in der Mitte, Cesarinis am rechten Flügel und Hunyadis am linken, dazwischen die übrigen Truppen, die dem Aufgebot des Königs gefolgt waren. Auch Hans Trautenberger focht mit, da die Sachsen ein ansehnliches Kontingent gestellt hatten. Doch habe ich ihn während des Feldzuges kaum zu Gesicht bekommen.
    Der Feind hatte die westlichen Hügel besetzt und eine Lanze aufgepflanzt, auf der die Fetzen des Pergaments mit dem von den Christen gebrochenen Friedensvertrag befestigt waren.
    Es ließ sich unschwer erkennen, dass seine Truppenstärke ungefähr viermal so groß war wie die unsere.
    Trotzdem hätten wir die Schlacht nicht verlieren müssen. Zwar gelang es den Akindschis, den rechten Flügel unserer Reihen zu durchbrechen, doch bis zur Wagenburg kamen sie nicht, sie wurden zurückgeschlagen. Und auf dem linken Flügel focht Hunyadi wie ein Löwe und trieb die Spahis zu Paaren. Schon sah es so aus, als ob wir einen glänzenden Sieg davontragen würden, denn in der türkischen Reiterei breitete sich Panik aus, und nur die Janitscharen standen noch kampfbereit hinter einem Wall kreuzweise in die Erde gerammter Lanzen, vor dem Kamele postiert waren, die die Pferde der andringenden Reiter zum Scheuen bringen sollten. In die Mitte dieser Truppen hatte sich Murad geflüchtet.
    Der König aber, der sich anfangs an der Reiterschlacht beteiligt hatte, war von Hunyadi gebeten worden, seine alte Stellung als Rückhalt zu beziehen, bis sich nach Vertreibung der feindlichen Reiterei unsere Scharen wieder sammeln und vereint auf die Janitscharen würden stürzen können.
    Warum nur hat er sich an diese Weisung seines kriegserfahrenen Feldherrn nicht gehalten?
    Man sagt, der junge König hätte

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