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Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Titel: Schatten Gottes auf Erden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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in den Rücken. Von Epirus stößt Skanderbeg zu uns, aus der Walachei Vlad Dracul. Der Kaiser von Konstantinopel lässt ebenfalls nicht auf sich warten, und wir haben den Türken so in der Zange, dass er seine in Europa erbeuteten Länder für immer fahren lassen muss.
    Und diese einmalige Gelegenheit wollen Hunyadi und der König vorübergehen lassen, nur weil Wladislaw jenen Eid geschworen hat? Kann nicht der Papst jeden jederzeit von jeglichem Eid entbinden? Und müsste er das in diesem Fall überhaupt, da doch ein Eid, einem Ungläubigen geschworen, eo ipso ungültig ist?«
    Cesarinis Augen funkelten derart, dass mir unheimlich zumute wurde. Und mir schwindelte fast, als er leise und wie für sich selbst hinzufügte: »Ein Glück, dass ich den König daran gehindert habe, auf die Hostie zu schwören.«
    Wie – war es nicht gleichviel, ob man auf die Hostie schwor oder auf die Bibel? Stand nicht überhaupt geschrieben: »Ihr sollt nicht schwören! Eure Rede sei: ja, ja; nein, nein!«? Und ein Legat des Papstes vollführte Kunststücke der Sophistik, nicht um zu beweisen, dass man zu seinem Wort zu stehen habe auch ohne Eid, sondern um darzulegen, unter welchen Umständen es Christenpflicht sei, eidbrüchig zu werden?
    Und mich hatte er bei diesem argen Spiel sich zum Helfer ausersehen? Ja, meinte er denn im Ernst, dass mein Einfluss auf Hunyadi so groß wäre, dass ich ihn in seinen Entscheidungen beeinflussen könnte? Fast musste ich lachen bei diesem Gedanken.
    »Doch wie leicht wäre es, alle diese Bedenken zu zerstreuen, wenn bewiesen werden könnte, dass nicht Wladislaw sein Versprechen brach, sondern Murad. Und es gäbe eine Möglichkeit, diesen Beweis zu liefern! Du müsstest dich sofort aufs Pferd setzen, mein Sohn, und nach Serbien reiten. Du sprichst türkisch wie ein Türke. Die Leute des Sultans werden dir glauben, wenn du ihnen sagst, dass der ungarische König den Eid hinterlistig geschworen habe und Vorkehrungen treffe, ihn zu brechen. Sie werden die Räumung der serbischen Festungen unterlassen, und dadurch gewinnen wir zweierlei: die Entbindung von unsern Verpflichtungen und die Waffenbrüderschaft selbst des Serben. Denn ihr Despot, der nun, da er sein Schäfchen im trockenen hat, sich am liebsten dem gemeinsamen Kampf entziehen möchte, wird das dann nicht mehr können. Willst du reiten, Freund?«
    Die Gedanken und Vorstellungen fielen wie Sturzbäche über mich her. Rettung der Christenheit!
    Oh, wie viel Leid und Not, Gewalttat, Schändung und Blutvergießen hatten Tataren und Türken über die armen Länder an ihren Grenzen hereinbrechen lassen! Nicht berauben wollte man sie, sondern nur zurückgewinnen, was ihnen gar nicht gehörte. Und zwar ohne dass unser König gegen sein Gewissen handeln musste, das er trotz aller Vorstellungen des wortgewaltigen Kardinals nicht würde zum Schweigen bringen können (ich müsste mich denn sehr in ihm täuschen).
    Und die Aussichten, die sich mir eröffneten – welche Rolle spielten sie, als ich dem Kardinal antwortete: »Ja, ich will!«?
    Ehrlich gesprochen werden! Und das von keinem Geringeren als dem Papst selbst. Promovieren in Padua! O nein, ich hatte nicht viel vergessen, konnte ja auch mit Leichtigkeit mein Gedächtnis auffrischen. Giulietta freilich hatte ich für immer verloren. Aber Doktor Giovanni würde mich verstehen, und ich konnte ihm ja alles erklären.
    Und dann das Landleben aufgeben und in eine Stadt ziehen. Womöglich nach Buda, wo ich nicht nur eine ärztliche Praxis eröffnen, sondern mich auch an der Hohen Schule habilitieren und als Lehrender betätigen könnte.
    Der Kardinal hatte mir sein bestes Pferd gegeben, ich ließ es ausgreifen, als wären alle Teufel hinter uns her, selbst bei Gewitterregen gönnte ich uns keine Ruhe, am zweiten Tag schon langte ich in Simendria an. Freudestrahlend kamen mir die Einwohner entgegen. »Die Türken sind abgezogen! Nicht einmal einen Hundeschwanz ließen sie zurück.«
    Als ich nach drei Wochen müde, abgehetzt, zu Tode erschöpft – das Pferd hatte ich zuschanden geritten, die letzte Strecke Wegs auf einem Bauernklepper zurückgelegt – vor dem König stand und ihm Bericht erstattete: überall war ich zu spät gekommen, alle Festungen hatten die Türken vertragsgemäß geräumt – da drehte er mir den Rücken und ließ mich brüsk stehen. Und konnte dennoch nicht verbergen, dass er weinte – weinte wie ein Kind. Denn der Kardinal hatte ihn überredet, und er hatte geschworen, und dieses

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