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Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Titel: Schatten Gottes auf Erden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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gerade dieses musste Wladislaw ja niemandem sagen, denn wo waren sie alle, die ihm Hilfe versprochen hatten? War ein einziges Schiff der Genuesen oder der Venezianer eingelaufen in den Hellespont? Hatte sich ein einziger Reiter sehen lassen des Herzogs von Burgund?
    So war es den Stimmen der Mäßigung und Besonnenheit schließlich gelungen, den König zur Annahme von Murads Angebot zu bewegen.
    Ich selbst war insoweit beteiligt an diesem Ereignis, als ich in Hunyadi Auftrag den türkischen Text des Vertrages Wort für Wort zu überprüfen und ins Lateinische zu übersetzen hatte. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich in meinem Selbstbewusstsein wieder bestätigt und war sehr glücklich.
    Ich durfte auch dabei sein, als auf den Vertrag der Eid geleistet wurde: Der Gesandte des Sultans legte seine Rechte auf den Koran und schwor im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen, und unser König legte die Hand auf die Bibel und schwor im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, dass zehn Jahre lang Frieden herrschen sollte zwischen dem Reich der Ungarn und dem der Osmanen. Befriedigt reiste die türkische Gesandtschaft ab.
    Einige Tage später jedoch – die ungarischen Herren waren alle noch in Szegedin versammelt, und auch Cesarini hatte, sosehr er gegen den König und Hunyadi aufgebracht war, das Land noch nicht verlassen – traf die Nachricht ein, dass die christliche Flotte in den Hellespont eingelaufen sei.
    Nun schwirrten Vermutungen, Gerüchte, Klagen, Verwünschungen und Befürchtungen herum wie Herbstlaub, in das ein Windstoß gefahren ist.
    Nur der Kardinal lebte förmlich auf, war gesprächig und wortgewandt, leutselig und freigebig wie eh und je, hielt offene Tafel, spann seine Fäden, streckte seine Fühler aus und gewann sich die Herzen der Ungarn wie der Polen. Hunyadi hingegen war schweigsam und in sich gekehrt, wie ich ihn selten erlebt habe, selbst sein sonst so fester Schritt schien mir müde und schleppend geworden zu sein. Den König bekam man kaum zu Gesicht.
    Eines Abends, kurz nach Sonnenuntergang, betrat plötzlich Cesarini mein Zimmer. Ich hatte eben ein Buch aus der Hand gelegt, da das Licht zu schwinden begann, und war geradezu erschrocken, als ich ihn erblickte, so wenig war ich auf einen so vornehmen Besuch gefasst.
    Er gab seiner Begleitung einen Wink, sie entfernte sich, und wir standen uns allein gegenüber: der Kardinal in seiner prächtigen roten Soutane, deren langer, eng anliegender, mit einer Reihe dicht aneinandergesetzter Knöpfe geschlossener Rock seine Gestalt größer erscheinen ließ, als sie in Wirklichkeit war, vor mir, der ich verlegen an meinem abgetragenen Hausrock hinuntersah.
    »Du bist doch der gelehrte Feldscher, mit dem mein Cusanus in Basel Freundschaft geschlossen hat«, sprach er mich an, und als ich mich über seine Hand neigte, um sie zu küssen: »Nicolaus lässt dich grüßen.«
    Ich bot ihm einen Stuhl an, den einzigen, der in meiner Kammer stand, und setzte mich auf die Kante meines Bettes. Die Erinnerung an Cusanus tat mir unendlich wohl, doch dass der Kardinal selber mir einen Gruß von ihm überbrachte, konnte ich kaum fassen. Nicht möglich, dass er mich allein deshalb aufsuchte – ein Herr seines Ranges einen Menschen in meiner Stellung?
    Doch als merkte er meine verlegene Zurückhaltung gar nicht, plauderte er darauflos. Wie sehr er es einesteils bedauere, dass ihn sein tüchtiger Sekretär verlassen habe (wie, sollte er am Ende mich an des Cusaners Stelle haben wollen?), wie sehr er andererseits dem fähigen jungen Mann die Ehrenstellung, die der Papst ihm erwiesen habe, gönne. Nach Konstantinopel habe Eugenius ihn gesandt, als Legaten zum griechischen Kaiser, der endlich in die Union mit der römischen Kirche eingewilligt, die Oberhoheit des Papstes anerkannt habe. (Ob es den Georgiern noch helfen konnte? Oh, wie sehr wünschte ich es!)
    »Du wunderst dich, Covare, dass wir vom Konzil abgefallen sind und uns dem Papst Eugenius zur Verfügung gestellt haben? Nun, nachdem die Konzilsväter ihre Aufgabe verraten und, statt die Einheit unter den Christen herzustellen, ein Schisma herbeigeführt hatten, konnte ein Mann, der es mit seinem Glauben ernst nahm, dort nichts mehr zu suchen haben. Denn alle Reformen müssen im Sande verlaufen, wenn keine Macht dahintersteht, sie durchzusetzen.
    »Alle?« entfuhr es mir. »Auch jene, die sich gegen die Konkubinen der Geistlichen und ihre Kinder richten?«
    Er antwortete nicht gleich,

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