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Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Schatten Gottes auf Erden (German Edition)

Titel: Schatten Gottes auf Erden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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Mahlzeit zuzubereiten. Als das Feuer brannte, ließ er sich nicht weit davon nieder, um sich zu wärmen, der Flammenschein färbte sein Gesicht rot und warf seinen Schatten gespenstisch an die Wand.
    Plötzlich sprang ein Funke auf seinen Mantel, der Feuer fing. Er löschte es nicht, sagte bloß: »Sen hem bildin«, das heißt auf türkisch: »Auch du hast es gemerkt.« (Bis dahin hatte er persisch mit uns gesprochen.)
    Der Hadschi sprang auf, drückte den Brand aus, versuchte den immer düsterer vor sich Hinblickenden von seinen schwarzen Gedanken abzubringen – es gelang ihm nicht. »Hast du nicht gehört«, sagte Ulug Beg, »im Namen des Chans werde ich hier festgehalten l Was hat dieser Chan denn noch zu sagen in Samarkand? Dieser all seiner Macht beraubte armselige Nachfahre des Dschingis, der ein Bettler wäre, wenn ich ihm nicht ein Gnadenbrot gewährt hätte! Und der will mir eine fürstliche Wallfahrt ausstatten? Wer steht hinter ihm? Wer verkriecht sich hinter ihm? Ich weiß es nur zu gut!«
    Die Mitternacht mochte herangekommen sein, als die Tür aufgestoßen wurde. Selbst im düsteren Flammenschein erkannte Ulug Beg den Eintretenden. »Abbas!« rief er, »was suchst du hier?« »Mein Recht!« antwortete der Eindringling. »Nichts anderes als mein Recht. Du hast meinen Vater getötet. Die Blutrache steht mir zu. Nach der Schariat. Hier ist die Fetwa!« Und er hielt dem Sitzenden ein Papier vor die Augen. Da verlor Ulug Beg die Fassung, sprang auf, ergriff das Papier, zerriss es, warf es zu Boden und trommelte mit beiden Fäusten auf Abbas los. Dessen Begleiter aber stieß ihn zurück, zerrte ihm den altaischen Pelz vom Leibe und sagte: »Reinige dich! Deine Stunde hat geschlagen!« Er stand so im Schatten, dass man das Fehlen des einen Auges nicht bemerken konnte, aber ich erkannte ihn an der Stimme: Kein Zweifel, es war Jakub.
    Die Männer gingen hinaus und sperrten die Tür hinter sich zu. Ich bückte mich, hob die beiden Teile des Schriftstückes auf und hielt sie aneinander. Ulug Beg sah das und sagte tonlos: »Nun denn, lies vor.« Es war eine ordnungsgemäß ausgefertigte Fetwa, in der es hieß, dass dem Abbas Ben Achmad Ben Nisam das Recht zugesprochen werde, für seinen von Ulug Beg ermordeten Vater Blutrache am Mörder zu verüben nach der Vorschrift des Korans, wo es in der Sure »Die Nachtfahrt« heißt: »und tötet keinen Menschen, es sei denn um der Gerechtigkeit willen. Ist aber jemand ungerechterweise getötet worden, so geben wir seinem nächsten Verwandten Gewalt zur Rache.«
    Ausgefertigt war das Schriftstück vom Scheich-ul-Islam Samarkands, und alle Fakihs hatten ihre Siegel daruntergesetzt. Alle außer einem.
    »Miskin fehlt«, sagte Ulug Beg. »Gut, dass es in Samarkand noch einen Mann gibt!«
    Als Abbas wiederkam, hatte Ulug Beg die rituelle Waschung vorgenommen und stand mit entblößtem Oberkörper da wie ein Standbild aus Erz. Er sträubte sich auch nicht mehr dagegen, dass man ihn fesselte, aber ich konnte mich nicht beherrschen und schrie: »Nicht Recht ist das, sondern Rechtsbruch! Dein Vater ist nicht ungerechterweise getötet worden, trachtete er doch seinem Herrn nach dem Leben! Und bewiesen wurde das durch den Brief, den du, Abbas, gefälscht hattest!«
    »Wer faselt hier etwas von einem gefälschten Brief?« Mit einem Satz war Abbas neben mir und sah mir ins Gesicht. »Achmad!« schrie er. »Achmad Ben Kükülli!« Und, zu Jakub gewandt: »Fesselt auch ihn! Er ist mitschuldig an meines Vaters Tod.«
    Unterdessen hatte sich der Raum mit einer Schar von Männern gefüllt, so dass jede Gegenwehr von uns wenigen Begleitern des unglücklichen Sultans sinnlos gewesen wäre. Hadschi Chosru drückte sich in eine Ecke, die andern taten es ihm nach.
    Ich weiß nicht, ob Ulug Beg noch aufgenommen hat, wer ich war und dass ich ihm beisprang, denn nun ging alles sehr schnell. Man zerrte ihn auf den Hof hinaus, wo schon ein Mann mit einer brennenden Fackel bereitstand, und im Lichte dieser Fackel gelang es dem Abbas, ihm mit einem einzigen Schwertstreich den Kopf abzuschlagen.
    Ich machte mich darauf gefasst, der nächste zu sein. Denn auch mich hatten sie hinausgeschleppt. Doch als Jakub fragte: »Willst du auch diesen?«, antwortete Abbas: »Nein. Ich habe für ihn kein Fetwa. Und außerdem – es bringt uns mehr ein, wenn wir ihn verkaufen.«
    »Verkaufen? Darf denn ein Moslem einen Moslem verkaufen?« (Oh, wie gut sie alle ihren Koran kennen, aber an seine Gebote halten sie sich

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