Schatten ueber Broughton House
Morelands von den Abenteuern der vergangenen Nacht berichtet wurde, blieb sie auf seinem Schoß sitzen. Megan, die neben Theo saß und seine Hand gar nicht mehr loslassen mochte, wusste genau, wie dem kleinen Mädchen zumute war.
Wie erwartet, nahmen der Duke und die Duchess die Ereignisse gefasst auf und zeigten sich keineswegs unerfreut über die unerwarteten Gäste. Als schließlich im Frühstückszimmer Käse, Kuchen und Pasteten, kalter Braten und Brot aufgetragen wurden, merkten die Helden des nächtlichen Befreiungszuges erst, wie hungrig sie waren.
Eine ganze Weile später, nachdem die Geschichte bereits wiederholt erzählt worden war und auch Reed und Barchester mit der Neuigkeit von der Polizeiwache zurückgekehrt waren, dass Julian Coffey nun in einer tristen Zelle sein Dasein friste und einer ganzen Liste von Verbrechen angeklagt war, gingen sie auseinander.
Dennis und seine Kinder brachen gemeinsam mit Deirdre und Frank Mulcahey auf, und die Morelands begaben sich allesamt wieder in ihre Betten. Selbst die Zwillinge konnten irgendwann dazu gebracht werden, schlafen zu gehen. Doch Theo steuerte nicht wie der Rest seiner Familie auf die große Treppe zu, sondern nahm Megan bei der Hand und führte sie durch den Wintergarten hinaus in den Garten.
Als sie die Treppe hinuntergegangen waren, legte er seinen Arm um Megan, und sie lehnte sich an ihn und ließ ihren Kopf an seiner Brust ruhen. Sie sagte sich, dass sie nicht an die Zukunft denken dürfe, sondern die Gegenwart genießen solle. Theo hatte ihr gesagt, dass er sie liebe, und für den Augenblick genügte ihr das. Es würde ihr genügen müssen.
„Glaubst du, dass Coffey wieder freikommt?“, fragte sie.
Theo schnaubte verächtlich. „Ganz gewiss nicht so bald. Wir Morelands gelten zwar als etwas seltsam, aber unser Wort ist dennoch von Gewicht. Barchester hat der Polizei übrigens alles erzählt - sogar die Teile der Geschichte, in denen er selbst keine so gute Figur abgibt. Coffeys Anhänger versuchen zudem, ihre Schuld auf Coffey abzuwälzen, und behaupten nun, er habe sie in einen tiefen Rausch versetzt und sie hätten ja nichts von alledem geahnt.“ Theo zuckte die Achseln. „Wer weiß ... vielleicht stimmt es sogar.“
Er küsste sie sanft auf den Kopf. „Glaub mir - er wird für alles bezahlen.“
„Gut. Wenn ich bedenke, was er dir und Dennis angetan hat... Wie er uns all die Jahre glauben gemacht hat, du hättest Dennis umgebracht! Ich wüsste nicht, wie er das jemals wiedergutmachen könnte. “
„Was wird Dennis jetzt tun?“, fragte Theo unvermittelt. „Kehrt er nach Südamerika zurück?“
„Ja. Er liebt Tanta viel zu sehr, als dass er hierbleiben könnte. Doch er hat uns versprochen, noch einige Tage bei uns zu bleiben - allerdings nicht lange, denn seine Frau wartet auf ihn und weiß weder, ob ihre Tochter noch lebt, noch was mit ihrem Mann geschehen ist. Er kann sie nicht länger im Ungewissen lassen. Aber er will uns in New York besuchen, gemeinsam mit seinen Kindern. Er glaubt, dass es wichtig ist, dass die beiden nicht nur die Schönheit ihres Tales kennen, sondern auch etwas über die Welt erfahren. Wir werden uns nur sehr anstrengen müssen, das Geheimnis des Dorfes zu wahren.“
„Megan..." Theo blieb stehen und nahm ihre Hände in die seinen. Das blasse Licht des Monds fiel auf sein Gesicht und ließ es im Dunkel der Nacht erstrahlen.
„Ja?“ Megans Herz begann sogleich schneller zu schlagen, als sie Theos ernste Miene gewahrte, und auf einmal wurde ihr ganz beklommen zumute. Sie war sich keineswegs sicher, ob sie hören wollte, was er nun sagen würde. Er konnte sie doch unmöglichfortschicken - nicht nach dem, was heute Nacht geschehen war!
„Warte“, meinte sie daher rasch und hob die Hand, als wolle sie seine Worte abwehren. „Zuerst möchte ich dir etwas sagen. Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch. Und deshalb ..."
„Nein, lass mich ausreden. Dich zu lieben genügt mir. Ich verstehe, dass du Pflichten hast und Verantwortung trägst und ... all das verstehe ich. Das heißt keineswegs, dass es mir gefallen würde, aber ich kann ... ich möchte mit dir zusammen sein -auf welche Weise auch immer es mir möglich ist. Dein Titel und mein Ruf bedeuten mir nichts. Aber du bedeutest mir alles.“
„Bist du nun fertig?“, fragte er geduldig und lächelte sie an.
Sie nickte.
„Sehr gut.“ Er küsste sie kurz auf die Lippen. „Ich bin sehr froh, dass dir mein Titel nichts bedeutet, denn ehrlich
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