Schatten ueber Broughton House
sich schließlich auf Franks Vorschlag. Sie beschlossen, gleich nach Einbruch der Dämmerung aufzubrechen, damit sie im Schutz der Dunkelheit ins Museum gelangen konnten, aber noch vor den Teilnehmern der Zeremonie dort eintreffen würden.
„Haben Sie Waffen hier, die wir mitnehmen können, Moreland?“ erkundigte sich Frank. „Es wäre sicher gut, bewaffnet zu sein.“
„Ich habe wohl ein paar Pistolen“, meinte Theo zögernd. „Nur, Mr. Mulcahey ... Sie wollen doch gewiss nicht mitkommen, oder?“
„Natürlich will ich das! Warum zum Teufel denn nicht?“ „Dad, nein. Du könntest verletzt werden“, wandte Megan sogleich ein.
„Ach ja?“, erwiderte er und stemmte seine geballten Hände in die Hüften. „Bin ich schon so alt und schwach, oder was?“ Megan seufzte und wusste, dass sie genau das Falsche gesagt hatte. „Nein, du bist nicht so alt und schwach“, beschwichtigte sie ihren Vater. „Aber je mehr wir sind, desto eher wird man uns entdecken.“
„Uns?“ Frank hob seine Brauen, bis sie fast in seinem Haar verschwanden. „Uns! Willst du damit etwa sagen, dass du mitgehen wirst, ich jedoch einer zu viel bin?“
Megan überlegte, was sie darauf am besten erwidern solle, als Theo ihr auch schon gewandt zu Hilfe kam: „Wir könnten Ihre Unterstützung wahrlich gebrauchen, Mr. Mulcahey. Aber Megan hat recht. Je mehr wir sind, desto eher fallen wir auf. Außerdem brauchen wir jedoch Leute, die Wache stehen - falls wir in Schwierigkeiten geraten. Sie könnten mit Megan draußen warten, und wenn wir nicht zu einer bestimmten Zeit zurück sind, schlagen Sie Alarm.“
„Hmm.“ Frank runzelte die Stirn und beäugte seine Tochter und Theo argwöhnisch.
Hinter dem Rücken ihres Vaters warf Theo Megan einen vielsagenden Blick zu, und sie verstand, was er beabsichtigte. Sie würde ihren Vater aus der Schusslinie halten, wenn sie mit ihm draußen wartete. Doch damit konnte natürlich auch sie sich nicht an der Befreiung von Caya beteiligen, was Theo sehr wohl bewusst sein dürfte. Sehr schlau, mein Lieber, dachte sie.
So wenig sie sich das auch eingestehen mochte, so sah sie im Grunde schon ein, dass Reed und Tom Quick sicher kräftiger mit ihren Fäusten zuzuschlagen verstanden als sie oder ihr Vater, und Theos Vorschlag recht klug war. Dennoch ...
Mit einem finsteren Blick gab sie Theo zu verstehen, dass sie ihn durchschaut hatte, bevor sie meinte: „Ja, gewiss. Wir sollten draußen warten, Dad. In Bereitschaft sozusagen, falls die Männer in Schwierigkeiten geraten.“
„Ich gebe Ihnen auch eine meiner Pistolen, Sir“, versprach Theo ihrem Vater, beugte sich dann vor und flüsterte ihm vertraulich zu: „Wenn Sie bei Megan blieben und ein Auge auf sie hätten, würden Sie Dennis und mir einen großen Gefallen tun.“
„Ah ja, schon verstanden“, meinte Frank. „Wird gemacht. Da können Sie und Dennis ganz unbesorgt sein.“
Nachdem auch das geklärt war, legten sie sich einen Plan für ihren Angriff auf das Museum zurecht. Zunächst jedoch schlossen sie Barchester in einem der Gästezimmer ein - für den Fall, dass seine Reuebekundungen und seine angebotene Hilfe nicht aufrichtig gemeint waren.
Theo schickte einen Boten nach Tom Quick aus und machte sich dann auf die Suche nach Reed, um sich dessen Unterstützung zu versichern. Dennis und Megan nahmen die beiden anderen Mulcaheys mit hinauf in das Schulzimmer, damit sie Dennis’ Sohn kennenlernen konnten.
Der Nachmittag war ein ruhiges, friedvolles Zwischenspiel in der allgemeinen Aufregung dieses Tages. Trotz der Sorge um Dennis’Tochter genossen Megan und ihre Familie die Stunden, die sie miteinander verbringen konnten. Nachdem sie viele Jahre lang geglaubt hatten, ihr geliebter Sohn und Bruder sei tot, erfüllte es sie nun mit unbeschreiblicher Freude, mit ihm zu reden und gemeinsam zu lachen und endlich wieder die Familie zu sein, die sie einst gewesen waren.
Während Deirdre und Frank sich mit Manco unterhielten, zog Dennis Megan beiseite und meinte: „Lass uns einen kleinen Spaziergang machen.“
„Gerne.“ Sie ging mit ihrem Bruder nach unten und führte ihn in den Garten hinter dem Haus.
Theo hatte Dennis Kleidung von sich geliehen, und von seinen langen Haaren abgesehen, sah er nun fast wieder genauso aus wie früher in New York. Er schwieg eine Weile, und Megan sah ihn fragend von der Seite an, da sie sich wunderte, weshalb er sie wohl alleine hatte sprechen wollen.
„Du und Theo begann er schließlich.
„Ja?
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