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Schatten ueber Broughton House

Titel: Schatten ueber Broughton House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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und spähte dann verstohlen um die Ecke.
    Megan erkannte den Korridor wieder, in dem sie in der Ballnacht niedergeschlagen worden war. Es war zwar niemand zu sehen, doch konnte sie Stimmen hören, die aus einem der Zimmer weiter vorne kamen.
    Leise eilten sie den Korridor entlang, bis die Stimmen immer lauter wurden, und blieben vor der Tür stehen, hinter der sie hervorzudringen schienen. Ganz behutsam schob Megan sie einen winzigen Spaltbreit auf, damit sie und Frank zwischen den Doppeltüren hindurchspähen konnten. Megan schlug die Hand vor den Mund, um vor Entsetzen nicht laut aufzukeuchen.
    Vor sich sahen sie einen großen unmöblierten Raum. An den Wänden hingen in eisernen Halterungen brennende Fackeln, die einen rötlichen Flammenschein warfen. Eine kleine Schar an Leuten hatte sich in einem Halbkreis aufgestellt, sie alle blickten in Richtung eines leicht erhöhten Podestes. Die Versammelten trugen bunte Gewänder, die ganz aus Schichten langer Federn waren, und kunstvollen Kopfschmuck, der aus Gold und Silber gefertigt war und von dem wiederum Federn hoch hinaufragten. Megan fiel auf, dass es sich um genau die Art von Gewand und Kopfschmuck handelte, wie sie oben im Museum ausgestellt waren. Zudem trug jeder Teilnehmer eine Maske, von denen manche das Gesicht ganz, andere nur zur Hälfte bedeckten. Einige der Masken waren aufwendiger als andere, doch allen gemeinsam war, dass sie die Menschen darunter fremdartig erscheinen ließen und ihre wahre Identität verbargen.
    Auf dem Podest stand ein marmorner Altar, und darauf lag ein Kind - völlig reglos. Megan stockte der Atem. Doch dann sah sie, wie die Brust des Mädchens sich kaum merklich hob und senkte. Caya lebt noch, dachte sie und stieß einen stummen Seufzer der Erleichterung aus.
    Das kleine Mädchen war in ein langes Gewand aus feinstem Leinen gekleidet, und ihre Arme waren mit Goldreifen geschmückt. Auch sie trug einen Kopfschmuck, dessen bunte Federn einen leuchtenden Kontrast zu ihrem glatt glänzenden schwarzen Haar boten. Da sie die Augen geschlossen hatte und sich nicht regte, nahm Megan an, dass sie betäubt worden war.
    Um den Altar herum standen auf eisernen Stelen kleine Kupferpfannen, in denen Räucherharze verbrannt wurden, deren berauschender Duft den Raum erfüllte.
    Hinter dem Altar stand ein Mann mit dem Gesicht zur Wand und sang. Er hatte die Arme weit ausgestreckt, die Handflächen nach oben erhoben, und stieß kurze kehlige Laute in einer Sprache aus, die Megan nie zuvor gehört hatte.
    Anders als die anderen trug er ein bodenlanges Gewand, das über und über mit dünnen Goldplättchen bedeckt war, die seine  ganze Gestalt im Schein der Fackeln hell erstrahlen ließen.
    Als der Mann sich umdrehte - und Megan war sich sicher, dass es Julian Coffey war sah sie, dass er eine Maske in Form eines stilisierten Jaguarkopfes trug, wie sie sie bei einer der kleinen Statuen gesehen hatte, die oben im Museum ausgestellt waren. Große Smaragde ließen die Augen grün funkeln. Das Maul war weit aufgerissen, und durch diese Öffnung hindurch blickte Coffey in den Raum.
    Seine goldglitzernde Gestalt wirkte unmenschlich, und der bloße Anblick ließ Megan unwillkürlich erschauern. Dieses Wesen also war es, dachte sie, das Theo in der Höhle mit ihrem Bruder hatte kämpfen sehen. Kein Wunder, dass er in seinem fiebrigen und berauschten Zustand unsicher gewesen war, was eigentlich vor sich ging.
    Der Mann hob seine Arme in einer segnenden Geste und stimmte einen neuen Gesang an.
    Megan trat einen Schritt zurück, schloss die Türen leise und drehte sich zu Frank um: „Wir müssen die Männer finden“, flüsterte sie. „Bei den vielen Leuten brauchen wir ihre Hilfe.“
    Sie wagte kaum daran zu denken - nein, sie weigerte sich daran zu denken! dass Theo, Dennis und die anderen tot hier im Museum liegen könnten.
    Frank nickte, und eilig huschten sie den Korridor hinunter und sahen dabei in jedes der Zimmer, das auf ihrem Weg lag. Hinter der nächsten Ecke stießen sie auf eine weit geöffnete Tür. Von einer Öllampe schwach erleuchtet, sahen sie, dass der Raum vollgestellt war mit Schränken, Regalen und Tischen sowie auch einigen Vasen, Schalen und anderen Exponaten, die in den Ausstellungsräumen keinen Platz gefunden hatten. Es schien einer der Lagerräume zu sein. Megan sog hörbar den Atem ein, als sie in einer Ecke des Zimmers die Männer entdeckte. Sie waren allesamt an Händen und Füßen gefesselt.
    Unbändige, lähmende Angst

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