Schatten über dem Paradies (German Edition)
Bann. „Was ist das?“ fragte Cliff. „Das habe ich noch nie gehört.“
Maggie blickte zu dem Gerät hoch. „Das ist eine Filmmusik, die ich schreibe. Gefällt sie Ihnen?“
„Ja.“
Die offenste und klarste Antwort, die sie bis jetzt von ihm gehört hatte. Es genügte ihr nicht. „Warum?“
Er hörte einen Moment zu und nahm kaum wahr, dass sie beide immer noch auf dem Fußboden hockten, nahe genug, um einander zu berühren. „Die Musik geht direkt ins Blut, spricht direkt die Fantasie an. Das soll doch wohl bei einem Song so sein.“
Er hätte nichts Perfekteres sagen können. Ihr sagenhaftes Lächeln traf ihn wie ein Blitz. „Ja, das soll so sein.“ Ihre Knie berührten sich. „Ich habe versucht, mit dieser Musik etwas sehr Urtümliches zu treffen. Sie muss die Stimmung für einen Film über eine leidenschaftliche Beziehung erzeugen – eine äußerst leidenschaftliche Beziehung zwischen zwei Personen, die nichts gemeinsam haben außer einem unkontrollierbaren gegenseitigen Verlangen. Einer der beiden wird deshalb sogar töten.“
Sie verstummte und verlor sich in der Musik und in der Stimmung. Sie konnte alles in lebhaften Farben sehen, konnte die schwüle Luft einer heißen Sommernacht fühlen. Dann runzelte sie die Stirn, und wie auf ein Stichwort verstummte die Musik. Von dem Band kam ein scharfer, harter Fluch. Danach Stille.
„Mir ist bei diesen letzten beiden Takten etwas abhanden gekommen“, murmelte sie. „Als wäre etwas nicht richtig durchgemischt herausgekommen. Das Stück muss sich zur Verzweiflung hin entwickeln, aber dezenter. Leidenschaft am Rande der Beherrschung.“
„Komponieren Sie immer so?“
Sie ließ sich auf die Fersen zurücksinken. „Wie meinen Sie das?“ fragte sie zurück.
„Mit dem Nachdruck auf Stimmung und Gefühlen und weniger auf Noten und Timing.“
Niemand hatte ihren Stil jemals so genau definiert. Es gefiel ihr. „Ja“, sagte sie schlicht.
Es behagte ihm nicht, was diese großen sanften Augen mit ihm anstellen konnten. Cliff erhob sich. „Deshalb ist Ihre Musik gut.“
Maggie lachte flüchtig, nicht über das Kompliment, sondern über den grollenden Ton, in dem es ausgesprochen wurde. „Sie können tatsächlich auch etwas Freundliches sagen.“
„Wenn es stimmt.“ Er beobachtete ihre fließenden Bewegungen, die er stets mit großen, gertenschlanken Frauen in Verbindung gebracht hatte. „Ich bewundere Ihre Musik.“ Diesmal schwang Ärger in seiner Stimme mit, weniger Humor.
„Und ansonsten bewundern Sie wenig, was mit mir zu tun hat.“
„Ich kenne Sie nicht“, konterte Cliff.
„Sie haben mich schon nicht gemocht, als Sie das erste Mal den Hügel heraufgekommen sind.“ Maggie stützte die Hände in die Hüften und sah ihn unverwandt an. „Ich habe den Eindruck, dass Sie mich schon Jahre vor unserem Kennenlernen nicht gemocht haben.“
Das ist direkt, befand Cliff. „Ich habe Probleme mit Menschen, die ihr Leben auf einem silbernen Tablett verbringen. Dafür habe ich zu viel Respekt vor der Realität.“
„Silbernes Tablett“, wiederholte Maggie mit einer viel zu ruhigen Stimme. „Mit anderen Worten, ich wurde in den Überfluss hineingeboren. Deshalb kann ich den Rest der realen Welt nicht verstehen.“
Er wusste nicht, warum er lächeln wollte. Vielleicht, weil ihr das Blut ins Gesicht schoss. Vielleicht, weil sie so aussah, als würde sie ihm liebend gern an die Gurgel gehen. Trotzdem lächelte er nicht. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass, sollte man dieser Lady auch nur den kleinen Finger reichen, man sehr bald dazu bereit war, ihr den ganzen Arm zu geben. „So ungefähr. Der Schotter für die Straße wird um fünf geliefert und aufgeschüttet.“
„So ungefähr?“ Maggie war daran gewöhnt, ein Gespräch zu beenden, wann sie es wollte, und packte ihn am Arm, als er sich zur Tür wandte. „Sie sind ein engstirniger Snob, und Sie wissen gar nichts über mein Leben.“
Cliff blickte auf die zarte Hand an seinem gebräunten, muskulösen Arm hinunter. Sie trug einen Amethyst, der ihm entgegenschimmerte. „Miss Fitzgerald, jeder im Land kennt Ihr Leben.“
„Das ist eine der unintelligentesten Bemerkungen, die ich je gehört habe.“ Sie unternahm einen letzten Versuch, ihr Temperament im Zaum zu halten, vergaß es dann jedoch. „Lassen Sie sich eines von mir sagen, Mr. Delaney ...“ Das Telefon unterbrach den geplanten Strom von leidenschaftlichen Beschimpfungen. Maggie brach mit einem Fluch ab. „Sie bleiben
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