Schatten über dem Paradies (German Edition)
hatte.
Verwirrt ließ Maggie den Feuerhaken gegen die Tür gelehnt und kehrte in ihr Zimmer zurück. Sie hatte nicht gewusst, dass er so küssen konnte – zärtlich, sanft. Sie hatte auch nicht gewusst, dass ihr Herz stehen bleiben und ihr Atem stocken konnte. Dieser völlig andere Kuss hatte eine völlig andere Reaktion ausgelöst.
Einer leidenschaftlichen, aggressiven Forderung konnte sie mit ihrer eigenen Leidenschaft und Aggression begegnen. Darin waren sie einander ebenbürtig, und wenn sie keine Kontrolle besaß, so besaß Cliff auch keine. Verlangen konnte man mit Verlangen begegnen, Feuer mit Feuer. Aber Zärtlichkeit ... Was sollte sie machen, wenn er sie noch einmal so küsste? Und wie lange musste sie darauf warten, dass er es wieder tat? Eine Frau konnte sich in einen Mann verlieben, der so küsste ...
Maggie riss sich zusammen. Manche Frauen, verbesserte sie sich, während sie hastig ihre Jeans anzog. Nicht sie. Sie würde sich nicht in Cliff Delaney verlieben. Er war nichts für sie. Er wollte nicht mehr als ...
Dann erinnerte sie sich daran, dass er nicht ohne Wort gegangen war. Er war überhaupt nicht gegangen ...
„Maggie!“
Die Stimme vom Fuß der Treppe ließ sie zusammenzucken. „Ja.“ Sie antwortete ihm, während sie ihr erstauntes Gesicht im Spiegel anstarrte.
„Stan ist unterwegs.“
„In Ordnung, ich komme.“ In einer Minute, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie setzte sich auf ihr Bett, als könnte sie ihren Beinen nicht vertrauen.
Falls sie sich in Cliff verliebte, sollte sie es lieber jetzt zugeben, solange man noch etwas dagegen machen konnte.
Konnte man denn noch etwas dagegen machen? Es traf sie, dass es vielleicht schon zu spät war. Vielleicht war es schon in dem Moment zu spät gewesen, als er aus seinem Pick-up gestiegen war und seinen Fuß auf ihr Land gesetzt hatte.
Und was jetzt? fragte sie sich. Sie hatte zugelassen, dass sie sich in einen Mann verliebte, den sie kaum kannte, den sie nur wenig verstand und den sie die meiste der gemeinsam verbrachten Zeit nicht einmal unbedingt mochte. Er verstand sie ganz sicher nicht und schien das auch nicht zu wollen.
Doch er hatte eine junge Weide in ihrem Garten gepflanzt. Vielleicht verstand er mehr, als einem von ihnen bewusst war. Natürlich konnte nicht wirklich etwas zwischen ihnen sein. Sie waren wesensmäßig durch Welten getrennt. Doch im Moment hatte sie keine andere Wahl, als ihrem Herzen zu folgen und zu hoffen, dass ihr Verstand sie irgendwie im Gleichgewicht halten würde. Während sie aufstand, erinnerte Maggie sich resigniert daran, dass das bisher auch nie der Fall gewesen war.
Unten war es still, aber sobald sie an den Treppenabsatz kam, roch sie Kaffee. Einen Moment stand sie da und fragte sich, ob sie verärgert oder erfreut sein sollte, weil Cliff sich häuslich einrichtete. Ohne sich entscheiden zu können, betrat sie die Küche.
„Willst du eine Tasse?“ fragte Cliff, als sie eintrat. Er lehnte in seiner üblichen Haltung an der Theke und trank seinen Kaffee.
Maggie hob eine Augenbraue. „Tatsächlich, ich will eine Tasse. Hattest du irgendwelche Schwierigkeiten, alles zu finden, was du brauchtest?“
Er ignorierte den Sarkasmus und holte noch eine Tasse aus dem Schrank. „Nein. Du hattest kein Mittagessen.“
„Für gewöhnlich esse ich nie zu Mittag.“ Sie trat hinter ihn, um sich den Kaffee selbst einzuschenken.
„Ich schon“, sagte er schlicht. Mit einer Selbstverständlichkeit, die in Maggies Augen an Arroganz grenzte, öffnete er den Kühlschrank und begann zu suchen.
„Bedien dich ruhig“, murmelte sie, bevor sie sich die Zunge an dem Kaffee verbrühte.
„Du solltest lieber lernen, dir einen Vorrat anzulegen“, erklärte Cliff, als er ihre Bestände entmutigend mager fand. „Im Winter ist es nicht ungewöhnlich, dass man an einer solchen Nebenstraße für eine Woche eingeschneit wird.“
„Ich werde daran denken.“
„Du isst dieses Zeug?“ fragte er und schob einen Karton mit Jogurt beiseite.
„Zufälligerweise mag ich ,dieses Zeug‘.“ Sie stellte sich neben ihn und wollte die Kühlschranktür zuschlagen, ob er mit der Hand noch drinnen war oder nicht. Cliff trickste sie aus, indem er ein gebratenes Hühnerbein herausnahm und beiseite trat. „Ich möchte dich nur wissen lassen, dass du mein Abendessen isst.“
„Willst du abbeißen?“ Die Liebenswürdigkeit in Person, streckte er ihr das Hühnerbein hin. Maggie konzentrierte sich darauf, ihre Lippen am
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