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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Beule. Sanft strichen seine Fingerspitzen darüber hin, während er Jamison mit flammenden Augen ansah. »Ruf einen Arzt und die Polizei. Und zwar sofort.«
    »Ist sie verletzt?« Jamison streichelte den am ganzen Körper zitternden Hengst weiter. »Schlimm?«
    »Woher soll ich das wissen? Du sollst anrufen, verdammt!«
    Als wollte sie antworten, bewegte sich Kelsey unter seiner Hand und stöhnte leise.
    »Kelsey?« Gabe mußte seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um sie nicht in die Arme zu reißen. »Kelsey, langsam jetzt.«
    »Gabe?« Flatternd öffnete sie die Augen, doch alles drehte sich um sie, und eine Übelkeit würgte sie. »O Gott.« Sie schloß die Augen wieder und versuchte verzweifelt, ruhig durchzuatmen.
    »Beweg dich am besten gar nicht.«
    »Das habe ich auch nicht vor.« Kelsey konzentrierte sich
darauf, frische Luft in ihre Lungen aufzunehmen. Erst als ihr das gelang, öffnete sie vorsichtig erneut die Augen. Diesmal konnte sei sein Gesicht klar erkennen. Rache steht in seinen Augen, dachte sie benommen. Dann kam die Erinnerung zurück. »Double. Jemand war drinnen bei dem Pferd.«
    »Es ist alles in Ordnung. Ihm geht es gut.« Gabe fluchte fürchterlich, als Kelsey vor Schmerz zusammenzuckte. »Ich werde dich jetzt ins Haus zurückbringen und mich um dich kümmern.«
    »Jemand war dort drinnen. Der Pfleger war fort und die Tür stand offen. Ich konnte bloß nicht sehen, wer es war. Ist dem Pferd was passiert?«
    »Nein.« Gabe warf Jamison, der die Tür zur Box zuzog, einen flüchtigen Blick zu. »Ruf an, Jamie. Lieutenant Rossi soll kommen, und Gunner auch. Sorg dafür, daß er den Hengst gründlich untersucht.«
    »Er scheint okay zu sein«, hob Jamison an, doch dann nickte er. Seine Augen waren blutunterlaufen und blickten übermüdet. »Ich hole ihn her, Gabe. Bring du sie ins Haus und sieh zu, was du für sie tun kannst. Ich bleibe heute nacht selbst bei Double.«
    »Ich will zwei Männer vor seiner Box haben.« Gabe hob Kelsey so vorsichtig hoch, als sei sie aus Glas. »Nicht weniger als zwei, die ganze Zeit. Ist das klar?«
    »Ja.«
    »Und such Kip. Ich will mit ihm reden.«
    »In Ordnung.« Schweren Herzens beobachtete Jamison, wie Gabe Kelsey nach draußen trug. Er blickte sich noch einmal nach dem Pferd um, rieb dann seine überanstrengten Augen und ging zum Telefon.
    »Mir geht’s schon wieder gut, ehrlich«, sagte Kelsey auf dem Weg vom Stall zum Haus, hielt aber die Augen fest geschlossen. »Ich habe etwas Kopfschmerzen.«
    »Sei still«, befahl Gabe so gelassen er konnte. »Nicht bewegen.«
    Als seine Stiefel auf den Scherben der zerbrochenen Becher knirschten, biß er die Zähne zusammen. Wenn er sich
bloß nicht so lange damit aufgehalten hätte, den verdammten Tee aufzubrühen. Wenn er bei ihr geblieben wäre . . .
    »Bist du ganz sicher, daß es Double gutgeht?«
    »Hör endlich auf, dir Sorgen um den verdammten Gaul zu machen!« Er schien zu explodieren. »Im Augenblick interessiert mich das Pferd keinen Deut. Ich würde ihn sogar erschießen, wenn er dich verletzt hätte!«
    »Gabe . . .«
    »Sei doch endlich still!« Ärgerlich stieß er die Tür auf. Kelsey krümmte sich zusammen, denn seine Stimme hallte in ihrem Kopf wider.
    »Mußt du unbedingt so brüllen? Du magst ja aufgeregt sein, aber . . .«
    »Aufgeregt?« Er legte sie auf der Couch im Wohnzimmer nieder. So, wie seine Muskeln zu zittern begannen, fürchtete er, daß er es nicht mehr schaffen würde, sie die Treppe hochzutragen. »Du glaubst also, ich bin ein bißchen aufgeregt? Vielleicht leicht aus der Fassung gebracht, weil dich jemand bewußtlos geschlagen hat? 0 ja, da hast du vollkommen recht. Ich bin aufgeregt.«
    Ein Teil der in ihm aufgestauten Emotionen entlud sich, indem er mit der Faust heftig gegen die Wand schlug.
    Die Worte, die Kelsey schon auf der Zunge gelegen hatten, sprach sie nicht. Hilflos starrte sie auf den abgebrökkelten Putz, dann auf seine aufgeschürften Knöchel.
    »Vermutlich bin ich ein wenig aufgeregt, weil ich dich bewußtlos im Stall gefunden habe, mit einem in Panik geratenen Pferd in der Box, das dich jede Sekunde zu Tode hätte trampeln können.«
    Darüber hatte sie gar nicht nachgedacht, und es drehte ihr jetzt fast den Magen um. Sie zitterte und flehte. »Gabe, bitte nicht.«
    »Ich war etwas aufgeregt, weil ich eine Minute lang, und das war die längste Minute meines Lebens, dachte, du seist tot.«
    Tränen quollen aus ihren Augen. »Ich fürchte, ›aufgeregt< ist das

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