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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zurückgeblieben, hatte Virginia verlassen und sich in Kansas niedergelassen, um sich und ihren kleinen Sohn Reno vor dem Skandal zu bewahren.
    Als der Junge fünf Jahre alt war, heiratete sie erneut.
    Obwohl Reno den Namen seines Stiefvaters annahm, hörte er nie auf, von seinem leiblichen Vater zu träumen. Von Benny hatte er den kleinen Wuchs, die geschickten Hände und die Liebe zu Pferden geerbt. Also trat er in die Fußstapfen seines Vaters und arbeitete sich zum Jockey hoch.
    Da er von dem Gedanken an seinen unbekannten Vater wie besessen war, zog er nach Virginia. Sein Geheimnis
vertraute er nur Jamison, dem engsten Freund seines Vaters an. Und Jamison bewahrte es.
     
    »Er hat Sammelalben mit Bildern und Berichten über seinen Vater angelegt.« Zwei Tage nach Renos Selbstmord teilte Rossi Gabe einige seiner Ermittlungsergebnisse mit. »Fast schon eine kleine Bibliothek. Einige handelten von den Anschuldigungen, die gegen Morales erhoben wurden, von den Untersuchungen und von seinem Selbstmord. Heute sind seine Mutter und sein Stiefvater aus Kansas eingetroffen, um den Leichnam zu überführen. Die Mutter bestätigte meinen Verdacht, daß Reno ein krankhaftes Verhältnis zu seinem toten Vater entwickelt hatte. Für ihn war der Mann ein Held, den man zum Sündenbock abgestempelt hatte, und er war entschlossen, das alte Unrecht zu sühnen.«
    »Indem er den Chadwick-Hengst dopte«, folgte Gabe, »um ihn vom Derby zu disqualifizieren.«
    »Morales ritt für die Chadwicks, als er den Unfall hatte, der ihn über ein Jahr lang arbeitsunfähig machte.« Rossi blätterte in seinem Notizbuch, obwohl er seine Aufzeichnungen auswendig kannte. »Als dann das Pferd Sun Spot in Keeneland eingeschläfert werden mußte, war Matthew Chadwick einer derjenigen, die Benny Morales am schärfsten verurteilten. Schließlich hatte er dank der Pfuscherei eine wertvolle Kapitalanlage verloren.«
    »Schlechtes Blut.« Gabe biß die Zähne zusammen. »Aber dennoch stellt sich die Frage, wie Reno an das Medikament herangekommen ist. Er muß dem Pferd die Injektion verpaßt haben, nachdem es gewogen und bevor es in die Startbox gebracht wurde. Vermutlich auf dem Weg dorthin. Doch woher hatte er das Zeug und von wem?«
    »Für einen Mann in seiner Position scheint mir das nicht allzu schwierig zu sein, Mr. Slater. Reno trieb sich auf den Rennbahnen herum, seit er ein Teenager war. Er wird schon die richtigen Leute gekannt haben – oder die falschen.«
    »Wenn er sich das Zeug selbst beschafft hätte, dann
hätte er sich nicht in der Dosis geirrt. Ich bin überzeugt, daß er nicht die Absicht hatte, das Pferd zu töten, Lieutenant.«
    »Er hat einen Fehler gemacht.«
    »Oder er ist reingelegt worden. Haben Sie meinen Vater überprüft.«
    »Eine Familienangelegenheit, was? Nein«, sagte er, als Gabe verbissen schwieg. »Er ist ausgezogen und hat keine neue Adresse hinterlassen. Der einzige Grund für mich, diese bestimmte Spur zu verfolgen, ist Ihr Instinkt. Und ich vertraue darauf, Mr. Slater. Wenn er auf der Rennbahn oder irgendwo in der Umgebung auftaucht, dann schnappen wir ihn uns.«
    »Der taucht auf. Er ist viel zu eitel, um zu wissen, wann er aufgeben muß.«
     
    Reno hatte nicht an die Schuld seines Vaters geglaubt. Kelsey stand, frisch geduscht, an ihrem Schlafzimmerfenster und blickte über die Hügel. Reno hatte seinen Vater für unschuldig gehalten und den größten Teil seines Lebens damit verbracht, einem Geist hinterherzujagen, hatte sich in den Gedanken verrannt, ihn zu entlasten, ihn zu rächen. Und am Ende hatte er etwas über den Mann, dessen Blut in seinen Adern floß, und über sich selbst herausgefunden, mit dem er nicht leben konnte.
    Es war nicht ganz ungefährlich, das Tor zur Vergangenheit aufzustoßen. Sie selbst ermutigte Gabe ständig, die Schatten seiner Vergangenheit abzuschütteln und nur er selbst zu sein. Warum brachte sie das nicht auch fertig?
    Setzte sie nicht alles, was zwischen ihr und Naomi in den letzten Monaten gewachsen war, aufs Spiel, indem sie beharrlich an jenem Tor rüttelte? Und wenn sie es aufgestoßen hatte, wenn sie herausgefunden hatte, was sich dahinter verbarg, ob sie damit leben konnte?
    Laß es bleiben, befahl sie sich. Warum schlafende Löwen wecken? Ihr ganzes Leben lag noch vor ihr. Ein Leben mit Gabe. Ein neuer Anfang – in jeder Hinsicht. Sie mußte nur aufhören, den Schatten der Vergangenheit nachzujagen und das Hier und Jetzt akzeptieren.
    »Miß Kelsey?«
    Ohne sich

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