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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Zwar hatte er für Renos mißliche Lage durchaus Verständnis, aber er war jetzt einfach zu erschöpft, um sich darüber Gedanken zu machen. Wie hätte er ahnen sollen, daß sich seine Berühmtheit, die sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet hatte, die Besprechungen, Telefonate und Einladungen anstrengender waren als harte körperliche Arbeit?
    Im Moment hätte er eine Mistgabel und einen schweißnassen Rücken den Zahlen und stumpfsinnigen Berechnungen, die ihm von Anwälten, Buchhaltern und Börsenmaklern vorgelegt wurden, bei weitem vorgezogen.
    Gerade an diesem Nachmittag hatte er einer Fernsehgesellschaft das Angebot abgelehnt, die Rechte an seiner und Doubles Lebensgeschichte zu verkaufen.
    »Ich weiß nicht mehr weiter«, fuhr Kelsey fort, während Gabe seine Gedanken wandern ließ. »Ich habe immer angenommen, daß die Teilnahme an einem anderen Rennen für Reno alles ist, was er braucht. Aber jetzt . . .«, sie kuschelte sich an ein Kissen. Gabe hatte für sie Mozart aufgelegt. Sie wußte, daß ihm gute Rockmusik oder Blues allemal lieber war als klassische Klavier- oder Orchesterkonzerte. »Ich habe ihm vorgeschlagen, Honor zu reiten,
und ich habe nicht nur aus selbstlosen Motiven gehandelt. Er ist wirklich einer der Besten. Natürlich wollte ich ihm damit auch helfen, aber ich fürchte, ich habe alles nur noch schlimmer gemacht.«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Du hast sein Gesicht nicht gesehen. Wenn ich heute darüber nachdenke, wie sehr ich unter Prides Tod gelitten habe . . . Und obwohl ich an diesem Pferd gehangen habe, muß es Reno noch viel mehr geliebt haben. Er gibt sich die Schuld, Gabe, weil er im Sattel saß, als es passierte.« Abwesend drehte sie ihr Weinglas. »Ich habe schon daran gedacht, Naomi zu bitten, ihn zu einer Therapie zu überreden. Meinst du . . .« Ihr Blick fiel auf Gabe, der die Augen geschlossen hatte. »Langeweile ich dich?«
    »’tschuldige«, er öffnete ein Auge, »ich bin wohl eingedöst.«
    »Nein, mir tut es leid.« Kelsey verlagerte ihre Position, um seine Füße massieren zu können. »Du bist fix und fertig, das habe ich schon gesehen, als ich zur Tür reingekommen bin. Ich hätte mich nach deinem Tagesverlauf erkundigen sollen, anstatt dich mit meinen laienhaften psychologischen Theorien zu bombardieren.«
    »Wenn du meine Füße weiter so rubbelst, dann kannst du mich mit noch ganz anderem bombardieren.«
    Kichernd stellte sie ihr Glas beiseite, um beide Hände frei zu haben. »Also, was ist bei den Besprechungen heute herausgekommen? Haben wir die höchste Summe zu feiern, die jemals für einen Deckvorgang geboten wurde?«
    »Ich habe abgelehnt.« Es ist doch faszinierend, wie viele erogene Zonen eine Fußsohle hat, dachte er. Man mußte sie nur entdecken. »Ich will Double nicht als Deckhengst verwenden.«
    »Nicht?« Ihre Hände lagen einen Augenblick still. »Aber Gabe, die letzten Angebote haben schwindelerregende Höhen erreicht.«
    »Ich will ihn nicht teilen.« Er schlug die Augen auf und sah sie an. »Ich habe alle Ratschläge, Angebote und Summen zur Kenntnis gekommen und danach beschlossen,
nach meinem Gutdünken zu handeln. Wenn etwas mir gehört, dann gehört es ausschließlich mir.«
    »Eine ebenso naive wie emotionale Entscheidung.«
    »Was würdest du denn tun?«
    Kelsey überlegte kurz. »Hiermit ist mein Plan, mir einige Anteile an einem Triple-Crown-Sieger zu sichern, hinfällig.«
    »Kommt drauf an.« Gabe setzte seine ganze Willenskraft ein, um sich entspannt zu geben und einen betont leichten Ton anzuschlagen. »Du kannst eine Hälfte von ihm haben.«
    »Eine Hälfte?« Sie hob ihre Brauen, als sie Gabes Spann knetete. »Ich glaube, das übersteigt meine Möglichkeiten.«
    »Da würden dir viele Leute recht geben. Du kannst dir die Bedingungen nicht leisten.«
    Schmollend verzog sie die Lippen: »Ich denke, daß ich selbst am besten beurteilen kann, was ich mir leisten kann und was nicht. Okay? Also, wie lauten die Bedingungen?«
    »Es handelt sich nur um eine einzige.« Gespannt sah er sie an. »Du mußt mich heiraten.«
     
    Als erstes ging Reno in den Stall, in den Stall, der einst Cunningham gehört hatte. Niemand hielt ihn auf. Die Wachposten, die Pfleger, alle kannten Reno. Er wolle Jamison treffen, behauptete er, und alle glaubten ihm. Er gehörte dazu.
    Er mußte die Pferde noch einmal sehen. Sie riechen, sie berühren. Erst hatte er erwogen, sich an Jamison zu wenden und ihm sein Herz auszuschütten. Aber was hätte das

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