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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Gegenspieler alle Trümpfe in der Hand.
    »Willst du mich heiraten?«
    »Ja«, antwortete sie. »Und ob.«
    Er sah sie an und atmete schwer aus. Ihm war gar nicht bewußt geworden, daß er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. »Das ist alles?«
    »Das ist alles«, bekräftigte sie.
    Langsam zog ein Lächeln auf seine Lippen. Er ging zu ihr, fuhr mit den Händen durch ihr Haar und sagte: »Ich liebe dich, Kelsey.«
    »Das mußt du wohl, sonst hättest du die Szene nicht so verpatzt.«
    »Verpatzt, soso.« Er küßte sie heftig. »Gehörst du zu mir?«
    »Ja.« Lachend umarmte sie ihn fest. »Ja, das tue ich.«
    Er hob sie hoch. »Was den Trip nach Vegas angeht . . .«
    »Nein.«
    »Denk doch mal an die Möglichkeiten.« Gabe hatte nur noch einen Gedanken im Kopf. Er wandte sich zur Treppe. »Man ist schnell dort, kann sich rasch trauen lassen. Das ist doch mal was anderes. Wir könnten unsere Hochzeitsnacht in einem großen herzförmigen Bett vor zimmerhohen Spiegeln verbringen.«
    »So verlockend das auch klingt, ich muß leider passen. Warum . . .«
    Das laute Klopfen an der Hintertür ließ Gabe Kelsey wieder auf die Füße stellen. »Du bleibst hier«, befahl er und schob sie zur Treppe. Noch ehe er die Tür erreicht hatte, stolperte einer seiner Pferdepfleger mit aschfahlem Gesicht und weit aufgerissenen Augen herein.
    »Mr. Slater. 0 Gott, Mr. Slater. Sie müssen sofort kommen. Es geht um Reno. Ich glaube, er ist tot.«
     
    Daran bestand kein Zweifel. Obwohl schon jemand den Mut gehabt hatte, Reno von dem an einen Balken geknoteten Seil, an dem er hing, abzuschneiden, war die Ursache seines Todes deutlich.
    Kelsey konnte den Blick von dem schlaffen Körper, dem unnatürlich abgeknickten Hals und den Würgemalen, die das Seil hinterlassen hatte, nicht abwenden.
    »Ruf die Polizei«, ordnete Gabe an und schob Kelsey grob zur Seite. »Raus hier. Geh nach Hause.«
    »Nein, ich bleibe hier. Mir geht es gut. Ich bleibe hier.«
    Zum Streiten war jetzt keine Zeit. »Dann warte um Himmels willen draußen«, schimpfte Gabe, als sie störrisch an seiner Seite blieb. »Warte draußen!«
    Sie schüttelte nur abwehrend den Kopf und blickte von Reno zu Jamison, dessen Augen vor Schock und Entsetzen glasig wirkten. Kelsey ging zu ihm und führte ihn zu einem Stuhl.
    »Setz dich erst mal, Jamie.«
    »Ich hab’ ihn gefunden. Irgendwer sagte mir, er sei hier und würde mich suchen. Ich weiß nicht, warum ich hier reingegangen bin, ich weiß gar nichts mehr. Außer, daß ich ihn gefunden habe. Wie das letzte Mal. Ich hab’ ihn gefunden.«
    »Letztes Mal?«
    »Benny. Genau wie Benny. 0 Gott!« Jamison vergrub das Gesicht in den Händen. »O Gott, wann hat das ein Ende?«
    »Hier ist eine Nachricht, Mr. Slater.« Ein junger Stallbursche kam vorsichtig näher. Er flüsterte, als ob der Tote ihn noch hören könnte. »Da auf der Bank liegt ein Zettel. Ich hab’ ihn nicht angefaßt«, fügte er hinzu. »Es heißt doch immer, daß man in solchen Fällen nichts anrühren soll.«
    »Vollkommen richtig. Warte draußen auf die Polizei, ja?«
    »Klar, Mr. Slater.« Er zögerte. »Wir haben ihn abgeschnitten«, sprudelte er dann hervor. »Vielleicht hätten wir das nicht tun dürfen, aber wir konnten ihn doch nicht so hängen lassen. Wir mußten ihn runterholen.«
    »Ihr habt richtig gehandelt.« Gabe legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Warte jetzt draußen.« Von bösen Vorahnungen erfüllt ging er zu der Bank hinüber und nahm den von Hand geschriebenen Zettel auf.
    Es tut mir leid. Ich weiß, ich handele wie ein Feigling, aber es ist der einzige Ausweg, der mir noch bleibt. Nie wieder werde ich im Sattel sitzen. Ich habe das beste Pferd getötet, das ich je reiten durfte, doch Gott ist mein Zeuge, ich wußte nicht, daß die Dosis tödlich war. Er sollte lediglich disqualifiziert werden. Ich habe nie an die Schuld meines Vaters geglaubt. Bis jetzt. Was er getan hat, habe ich auch getan. Was er getan hat, werde ich auch tun. Schlechtes Blut. Das Blut ist stärker.
    Gabe ließ den Bogen sinken und blickte seinen Trainer an. »Wußtest du es, Jamie?«
    Jamison nickte. Tränen tropften auf seine Hand. »Ich wußte es. Ich wußte, daß Reno Benny Morales’ Sohn war. Möge Gott seiner Seele gnädig sein.«
     
    Die Tatsachen, die nach und nach ans Licht kamen, fügten sich nahtlos aneinander. Der verzweifelte Benny Morales hatte seine Schande nicht länger ertragen können und sich erhängt. Seine junge Frau war schwanger

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