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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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brüteten vermutlich über ihren Büchern, und die Besitzer diskutierten bei einer Tasse Kaffee über ihre Pferde. Bald würde es wieder hektisch sein.
    »Komisch, Miß Naomis Tochter hier zu sehen«, eröffnete Mick das Gespräch. »Vor ein paar Wochen kam sie nach Longshot rübergeritten. Als sie wieder weg ist, war sie klatschnaß.«
    Boggs nickte und stieß eine Rauchwolke aus. »Hab’s gehört.«
    »Saß auf eurem großen Wallach. Ist gut mit ihm fertig geworden.«
    »Reitet wie ihre Ma. Ein schönes Bild.«
    Die zwei Veteranen, Freunde, solange sie denken konnten, saßen schweigend da und rauchten.
    Ganze fünf Minuten verstrichen, ehe Mick wieder das Wort ergriff. »An dem Tag kam noch einer vorbei.«
    »So?« Boggs fragte nicht, wer das war. Mick würde schon noch darauf zu sprechen kommen.
    »Hab’ ihn zwar lange nicht gesehen, aber trotzdem erkannt.« Mick schnippte seinen Zigarettenstummel in eine Pfütze, wo er zischend erlosch. »Hab’ die gar nicht mehr in Verbindung gebracht, erst wie ich sie zusammen seh,
fällt bei mir der Groschen. Ich erinnere mich noch daran, wie Mr. Slater als Stallbursche für Mr. Cunningham gearbeitet hat.«
    »Hm! Muß fünfzehn Jahre her sein. Er kam dann nach Three Willows und blieb’ne Weile.«
    »’n Jahr oder zwei. Arbeiten konnte der. Hat nie was gesagt, außer wenn er gefragt wurde. War’n Einzelgänger.« Er kicherte leise. »Hätt’ nie gedacht, daß ich mal für ihn arbeiten würde.«
    »Hat’s zu was gebracht.«
    »Das hat er. Kaum einer wollt’s glauben, so wie er dauernd hier rumgehangen ist oder’n Spielchen laufen hatte. Bloß ’ne kleine Rennbahnratte, haben sie gesagt. Aber ich wußte es besser.«
    »Konnt’ den Jungen schon immer gut leiden.« Boggs rieb sich eine schmerzende Stelle am Oberarm, wo ihn ein Jährling gebissen hatte. »Der hatte so was an sich. Hat er auch heute noch.«
    »Stimmt. Ich war dabei, als Lipsky auf ihn losgegangen ist. Hat nicht viel Federlesens mit ihm gemacht, unser Mr. Slater.«
    Boggs spuckte aus, um deutlich zu machen, was er von Lipsky hielt. »’n Mann sollt’ sich nicht besaufen, wenn er sich um’n Pferd kümmern muß.«
    »Meine Rede.« Mick verfiel wieder in Schweigen und überlegte flüchtig, ob er sich noch eine Zigarette anstekken sollte. »Was unser Mr. Slater ist, der kann Säufer nicht brauchen. Hab’ ganz vergessen, wie sein Vater sich dauernd einen zur Brust genommen hat, bis ich den Alten an dem Tag bei den Ställen gesehen hab’.«
    »Rich Slater?« Boggs’ Interesse war geweckt. »Der ist nach Longshot gekommen?«
    »Sag ich doch. An dem Tag, als Miß Naomis Tochter pudelnaß abgezogen ist. Aufgeputzt wie ’n Bibelverkäufer, das war er.« Mick steckte sich doch noch eine Zigarette an. »Sie haben sich eine Weile unterhalten. Konnte nicht verstehen, was Mr. Slater sagte. Der Junge hat ’n Pokerface, das hat er. Man sieht nie, was der denkt.« Mick inhalierte
tief und stieß dann genüßlich den Rauch aus. Die Aufmerksamkeit seines alten Freundes war ihm sicher. »Du hättest den Alten mal hören sollen, hat sich aufgespielt wie sonst noch einer, wie dick er’s hätte und daß er nur vorbeigekommen wäre, um zu sehen, wie’s seinem Sohn so geht.«
    »Ausnehmen wollte er ihn, oder?«
    »Schätze auch. Mir gefiel die Art nicht, wie er sich umgeschaut hat, als würde er schon zusammenrechnen, was alles wert ist. Polly hatte’nen Jährling an der Longe, Inside Straight, so hat Mr. Slater ihn genannt. Die Polly, die kommt gut zurecht mit den Pferden, das tut sie.«
    »Finde ich auch«, stimmte Boggs zu, der an Micks weitschweifiger Erzählung nichts außergewöhnlich finden konnte, und nickte grüßend zu einem der Angestellten der Rennbahn hinüber. »Gute Betreuerin für Jährlinge. Kann sein, daß Moses Miß Kelsey für denselben Job auf Three Willows ausbildet. Der alte Chip redet schon wieder vom Ruhestand.«
    »Tut er doch immer. Nichts wie heiße Luft. Also . . .« Mick griff das Thema wieder auf. »Mr. Slater geht zum Haus. Der Alte treibt sich draußen rum, vergnügt sich mit seinem Flachmann. Aus Silber, richtig nobel. Dann macht er Jamison an und quasselt auf ihn ein. Wie Mr. Slater wiederkommt, gibt er seinem Vater’nen Scheck und schmeißt ihn raus. Hat keinen Krach angefangen, das nicht, aber der Alte war ganz schnell weg.«
    »Hatte noch nie viel für Rich Slater übrig.«
    »Ich auch nicht. Heißt ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aber bei den beiden – nee. Unser Mr.

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