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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kam es, daß ihr der resignierte Ton seiner Stimme nie zuvor aufgefallen war, fragte sich Kelsey. Vielleicht hatte sie nie aufmerksam genug zugehört. »Willst du wirklich Arzt werden, Channing?«
    »Familientradition«, erwiderte er obenhin. »Ich hab’ nie daran gedacht, etwas anderes zu machen. Ach doch, mit sechs wollte ich unbedingt Astronaut werden. Aber alle männlichen Osbornes sind Chirurgen. Das war’s dann.«
    »Candace würde dich nie zu etwas zwingen, was du nicht willst.«
    Mit einem trockenen Auflachen blieb Channing stehen und sah sie an. »Kel, als die beiden geheiratet haben, warst du schon achtzehn und fast dein eigener Herr. Mom hat im Haus die Hosen an. Der Prof. und ich tun meistens, was uns gesagt wird.«
    »Klingt, als hättest du Krach mit ihr. Was ist los?«
    »Mann, sie hat gedroht, mir meinen Zuschuß zu streichen, weil ich die Frechheit hatte, für die Sommersemesterferien einen unstandesgemäßen Job anzunehmen. Weißt du, ich will arbeiten, mal das wirkliche Leben kennenlernen. Hab’ da was an ’ner Baustelle laufen. Da könnte ich einen dieser Schutzhelme tragen und mittags den Sekretärinnen hinterherpfeifen. Ich würde gern mal ein paar Monate ohne Bücher verbringen.«
    »Das kann ich verstehen. Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden . . .«
    »Das laß mal lieber sein. Auf dich ist sie im Moment auch nicht sehr gut zu sprechen. Das hier«, er blickte sich vielsagend um, »sie hält deinen Aufenthalt auf der Farm
für eine Zumutung für den Prof. Und die allmächtige Milicent unterstützt sie darin noch.«
    Kelsey atmete tief ein: »Da sitzen wir also im selben Boot. Sag mal, hängt dein ganzes Herz denn an Lauderdale und Bikinis?«
    »Wenn du damit sagen willst, ich soll nach Hause fahren und meiner Mutter in den . . .«
    »Nein, ich wollte dir vorschlagen, deine Ferien hier zu verbringen. Naomi hat sicher nichts dagegen.«
    »Spielst du die große Schwester?«
    »Genau. Hast du Probleme damit?«
    »Nein.« Er beugte sich vor und küßte sie auf die Stirn. »Danke, Kel.«

9
    Der Pferdepfleger hieß Mick. In Virginia geboren und aufgewachsen, prahlte er gern damit, mehr über Pferde vergessen zu haben als die meisten je lernten. Und damit lag er gar nicht so falsch. In seinen fünfzig Berufsjahren hatte er sich von der Pike auf hochgearbeitet, war zuerst Stallbursche gewesen, und dann Jockey. Gern erzählte er, daß er während Mr. Cunninghams Glanzzeit für ihn im Sattel gesessen hatte.
    Bis zum Alter von zwanzig Jahren war er klein und leicht genug gewesen, um als Jockey zu arbeiten, obwohl er nie beim eigentlichen Rennen reiten durfte. Aber er hatte die Stallfarben getragen, und das ließ er immer wieder durchblicken.
    Für kurze Zeit hatte er auf einer kleinen Farm in Florida einen Trainerposten übernommen und sogar ein Jahr lang selbst einen Wallach gehabt – oder zumindest fünfzehn Prozent davon. Zwar hatte sich das Tier als Niete erwiesen, schnell im Training und langsam im Rennen, aber Mick hatte sich zu den Pferdebesitzern zählen dürfen.
    Er war auf die Cunningham Farm zurückgekehrt, als er hörte, daß sie den Besitzer gewechselt hatte. Seine Arbeit als Pferdepfleger gefiel ihm, besonders da Gabriel Slater ein Siegertyp war. Schon immer gewesen war, wenn Mick sich recht erinnerte.
    Er genoß es, daß die jüngeren Gehilfen zu ihm aufblickten und sich seinen Wünschen unterordneten, auch wenn sie ihn seiner leuchtendblauen Kappe und seines prahlerischen Gebarens wegen den ›Pfau‹ nannten. Aber es war ein liebevoller Spitzname.
    Sein schmales, zerfurchtes Gesicht war auf jeder Rennbahn zwischen Santa Anita und Pimlico bekannt – auch das genoß er.
    »Die Bahn ist langsam«, kommentierte Boggs, der sich hingebungsvoll eine Zigarette drehte.
    Mick nickte. Die kräftigen Regengüsse des Morgens hatten nachgelassen, und nun nieselte es nur noch leicht, aber unaufhörlich. Das war nicht schlimm, denn Slaters Double or Nothing brillierte auf feuchtem Boden.
    Jetzt war die ruhige Zeit zwischen Training und Rennen. Mick saß unter einem überhängenden Dach, blickte in den Regen hinaus und dachte an die zehn Dollar, die ihm ein Loch in die Tasche brannten. Vielleicht sollte er sie auf Doubles Nase setzen und sie so vermehren.
    Er kramte eine zerknüllte Packung Zigaretten aus der Tasche, um auch eine zu rauchen.
    Alles war still. Die Jockeys waren in ihren Aufenthaltsräumen oder in der Sauna, um vor dem Start noch schnell ein Pfund abzuschwitzen, die Trainer

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