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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ein. Die Polizei würde diesmal nicht kommen, um sie mitzunehmen. »Armer Mick.«
    »Hast du ihn gut gekannt?«
    »Er ist schon lange im Geschäft.« Wieder trank sie einen Schluck. Der Kaffee hatte zwar nicht die gleiche beruhigende Wirkung, wie ein Brandy gehabt hätte, doch er half ihr. »Er hat einmal die Woche mit Boggs Gin-Rommé gespielt, und die beiden haben getratscht wie die alten Weiber. Ich glaube, Mick wußte genausoviel über meine Pferde wie über die von Gabe. Aber er war loyal.« Sie atmete kräftig durch. »Und er war harmlos. Ich weiß nicht, wer dazu fähig sein sollte, ihm dies anzutun.«
    »Das wird die Polizei herausfinden.« Nach kurzem Zögern legte Kelsey eine Hand auf Naomis Schulter. »Soll ich dich nach Hause bringen?«
    »Nein.« Naomi faßte nach der Hand ihrer Tochter. Beiden wurde bewußt, daß dies die erste von Herzen kommende Berührung zwischen ihnen war. »Es tut mir leid, Kelsey. Das ist eine schreckliche Erfahrung für dich.«
    »Für uns alle.«
    »Ich hätte dir das gern erspart.« Naomi sah hoch, ihrer Tochter in die Augen. »Unter diesen Umständen bin ich keine große Hilfe.«
    »Dann übernehme ich das für dich.« Kelsey bewegte vorsichtig ihre Hand. Naomis Finger waren starr vor Kälte. »Du fährst nach Hause«, ordnete sie an. »Die Polizei wird noch mit mir sprechen wollen, also bringt Channing dich zurück.«
    »Ich will dich hier nicht allein lassen.«
    »Ich bin doch nicht allein. Gabe ist hier und Moses auch. Und Boggs.« Sie blickte zu dem alten Mann, der einsam im Regen stand. »Es bringt keinem was, wenn du hierbleibst, so aufgeregt, wie du bist. Geh nach Hause, nimm ein heißes Bad und leg dich hin. Ich komme noch hoch zu dir, sobald ich zurück bin.« Sie lehnte sich enger an ihre Mutter. »Außerdem will ich Channing nicht hier haben.
Er wird sich sehr männlich vorkommen, wenn er dich nach Hause bringt.«
    Obwohl sie sich für ihre Schwäche verachtete, stand Naomi auf. »In Ordnung, ich gehe. Wenn man mich am Schauplatz eines Verbrechens sieht, gibt das sowieso nur Anlaß zu Spekulationen. Aber bitte, bleib nicht länger als unbedingt notwendig.«
    »Mach ich. Keine Angst.«
    Als sie allein war, ließ sich Kelsey auf das frei gewordene Faß sinken und wartete geduldig.
    Es dauerte nicht lange, bis ein uniformierter Beamter sich suchend umblickte und sie dann ansprach: »Miß Byden? Kelsey Byden?«
    »Ja.«
    »Der Lieutenant möchte drinnen mit Ihnen sprechen.«
    »Ich komme.« Sie ignorierte die neugierigen Blicke und stand auf.
    Drinnen ging alles seinen routinemäßigen Gang. Der Polizeifotograf hatte seine Arbeit erledigt, und im hinteren Teil des Stalles lief ein Tonband.
    Gabes Augen blitzten bei ihrem Anblick wütend auf. »Ich habe Ihnen doch gesagt, es besteht kein Grund, sie da hineinzuziehen!«
    »Sie beide haben die Leiche gefunden, Mr. Slater.« Leutenant Rossi kletterte über das Tonbandgerät und nickte Kelsey zu. Er war ein alter Hase in seinem Beruf, hatte schon über zwanzig Dienstjahre hinter sich. Er hatte ein angenehmes Gesicht, scharfe, wissende Augen und dichtes, dunkles Haar, in dem sich nur wenig Grau zeigte. Seinen Körper behandelte er wie ein Heiligtum, aß Vitamine und trank Gesundheitssäfte, hielt strikte Diät und trieb soviel Sport wie möglich.
    Er saß die meiste Zeit hinter dem Schreibtisch, das Telefon am Ohr, aber für ihn war das noch lange kein Grund, dick zu werden.
    Er liebte seine Arbeit und hatte viel Erfolg in seinem Beruf. Mord haßte er.
    »Miß Byden, danke, daß Sie gewartet haben.«
    »Ich will Ihnen behilflich sein, so gut ich kann.«
    »Sehr gut. Sie könnten damit anfangen, mir ganz genau zu erzählen, was heute morgen passiert ist.«
    »Ich will es versuchen.« Sie erzählte ihm den gesamten Ablauf, vom Ausladen der Pferde bis zum Training. »Wir blieben eine Zeitlang an der Bahn. Mein Stiefbruder war zum erstenmal hier, und wir dachten, er würde gern zuschauen, wenn die Pferde auf das Vorführen vorbereitet werden.«
    »Und das war ungefähr wann?«
    »Gegen Mittag. Zwischen zehn Uhr und Mittag ist nicht viel los. Von der Bahn sind wir hierhergegangen und haben zufällig Gabe getroffen. Er sprach gerade mit seinem Trainer.«
    Über Rossis Schulter hinweg hielt sie nach ihm Ausschau und sah zu ihrem Entsetzen den glänzenden Plastiksack, der gerade auf eine Bahre gelegt wurde.
    Verhalten fluchend beugte Gabe sich über das Tonbandgerät und versperrte ihr die Sicht. »Das muß doch wohl nicht jetzt

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