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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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etwas zuschulden kommen lassen.«
    »Sei doch nicht so verdammt gelassen!«
    »Das bin ich ja gar nicht, aber diese Maske ist alles, was ich habe.« Erschöpft erhob sich Naomi. Was sie jetzt brauchte, war ein ruhiges Zimmer, ein paar Aspirin und die Flucht in den Schlaf. Doch erst einmal blieb sie noch stehen und nahm Kelseys Gesicht in ihre Hände. »Du ziehst die Möglichkeit, daß ich meine Hand im Spiel haben könnte, noch nicht einmal in Erwägung, nicht wahr?«
    »Nein.« Die Antwort kam ohne Zögern.
    »Dann liege ich falsch«, murmelte Naomi. »Offenbar habe ich doch entschieden mehr als nur meine Maske. Geh zum Reiten, Kelsey, das ist die beste Art, sich abzureagieren.«
     
    Kelsey befolgte diesen Rat, aber der Zorn nagte weiter an ihr. Nach kurzer Überlegung lenkte sie ihr Pferd Richtung Longshot. Dort angekommen, übergab sie Justice’ Zügel einem Pfleger und ging zum Haus.
    Sie war viel zu aufgewühlt, um daran zu denken, an die Vordertür zu klopfen. So lief sie am Innenpool vorbei und eine kleine Treppe hinauf, die in ein großes Zimmer führte, das angenehm warm war.
    Jetzt erst wurde ihr bewußt, daß sie gar nicht wußte, wo sie eigentlich war, und daß sie ihre Befugnisse weit überschritten hatte. Also ging sie nach links, die Diele entlang. Sie würde die Eingangstür suchen, hinausgehen und dann anklopfen. Es sei denn, sie traf vorher auf Gabe.
    Zuerst hörte sie die Stimme von Boggs. Weinerliche Töne drangen aus einer angelehnten Tür.
    »Er würd’ kein großes Brimborium wollen, Mr. Slater. Nichts mit Blumen und Orgelmusik. Wie wir mal zusammensaßen, hat er gesagt, er wollt’ eingeäschert werden,
und dann soll seine Asche auf der Trainingsbahn verstreut werden, damit er dort bleibt, wo er hingehört. Klingt komisch, find’ ich.«
    »Wenn er es so wollte, dann machen wir es auch so.«
    »Das ist gut. Ich hab’ ein bißchen was gespart. Weiß zwar nicht, was so was kostet, aber . . .«
    »Die Kosten übernehme ich, Boggs«, unterbrach Gabe. »Ich weiß nicht, ob ich heute hiersein würde, wenn Mick nicht gewesen wäre. Wenigstens das möchte ich noch für ihn tun.«
    »Ich weiß, daß es nicht wegen Geld ist, Mr. Slater. Vielleicht steht’s mir nicht zu, das zu sagen, aber richtig stolz war er auf Sie, der alte Mick. Sagte immer, er hätt’ sofort erkannt, was in Ihnen steckt. Ich werd’ ihn schwer vermissen.«
    »Ich auch, Boggs.«
    »Tja, ich werd’ dann mal gehen.« Boggs verließ den Raum und errötete leicht, als er Kelsey bemerkte. »Miß«, brummte er, tippte an seine Kappe und eilte hinaus.
    Beschämt, ein so offensichtlich privates Gespräch belauscht zu haben, trat Kelsey ein und setzte zu einer Entschuldigung an.
    Gabe saß an einem prachtvollen alten Schreibtisch. Durch das hohe, bogenförmige Fenster hinter ihm fiel fahles Sonnenlicht ins Zimmer. Die über zwei Etagen reichende Bibliothek war voller Bücher.
    Der Mann, dem sie gehörte, hatte den Kopf in den Händen vergraben.
    Kelseys Verlegenheit wurde zu Mitleid, sie flüsterte seinen Namen und ging auf ihn zu. Noch ehe er den Kopf hob, schlang sie die Arme um ihn. »Ich wußte nicht, daß ihr euch so nahestandet. Es tut mir so leid.«
    Seit Jahren hatte Gabe keine Trauer mehr empfunden, eigentlich seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr. Daher verblüffte ihn die Heftigkeit dieses Schmerzes. »Er war gut zu mir. Ich muß ungefähr vierzehn gewesen sein, als er mich am Kragen packte und aus der Misere zog. Aus irgendeinem Grund interessierte er sich für mich, und so
brachte er Jamison dazu, mich einzustellen. Und er sorgte dafür, daß ich auch etwas lernte. Verdammt, Kelsey, er war siebzig. Er hätte friedlich im Bett sterben sollen.«
    »Ich weiß.« Sie machte sich los. »Gabe, Rossi war eben da.«
    »Ein vielbeschäftigter Mann.« Gabe fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Vor ungefähr einer Stunde ist er noch hier gewesen.«
    »Er verdächtigt Naomi, in die Sache verwickelt zu sein.« Als Gabe nichts erwiderte, drängte Kelsey ihn nervös: »Ich muß wissen, ob du das auch glaubst.«
    Etwas ruhiger musterte er sie. »Nein. Und du glaubst es auch nicht, wie ich sehe. Rossi hat so seine Ideen. Eine davon ist, daß ich das Ganze arrangiert habe, denn Double or Nothing ist hoch versichert.«
    »Eher würdest du dir selbst etwas antun als dein Pferd verletzen.« Kelsey seufzte. »Das ist der andere Grund, warum ich hier bin. Als Rossi mich ausfragte, habe ich gemerkt, daß er auch diese Möglichkeit erwägt. Ich

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