Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Huren im Nebenzimmer bestanden hatten.
    Wieviel von diesem Jungen noch in dem erwachsenen Mann steckte, wußte Kelsey nicht. Aber wahrscheinlich viel mehr, als Gabe ahnte. Und mehr, als er jemals freiwillig zeigen würde, dessen war sie sicher.
    Die angenehmen Umgangsformen, das prächtige Haus und die Champions, die aus seinem Gestüt hervorgingen, hatten ihm einen gewissen sozialen Status verschafft. Doch wer aus der Rennsportelite wußte über seine Vergangenheit Bescheid? Und wenn sie jemand kannte, betrachtete man sie dann nicht sogar als eine pikante Abwechslung?
    Und sie begann, Gabes Widerstand zum Trotz, ihn zu verstehen. Er stand ihr bereits viel näher, als sie zugeben wollte.
     
    Es war schon fast ein Uhr nachts, als es heftig an Bill Cunninghams Vordertür klopfte. Er hüllte hastig seinen unförmigen Körper in einen roten Seidenkimono, eilte nach unten und schaute durchs Fenster. Als er sah, wer draußen stand, war er heilfroh, daß Marla, seine neueste Liebschaft, einen so tiefen Schlaf hatte. Er redete sich gern ein, daß seine Aktivitäten im Bett sie so müde machten, hielt es
aber insgeheim für wahrscheinlicher, daß die Schlafmittel, die sie reichlich nahm, daran schuld waren.
    Er war jedenfalls erleichtert, daß er seinen späten unwillkommenen Besucher allein empfangen konnte.
    »Habe ich dir nicht ausdrücklich untersagt, hierherzukommen?« zischte Cunningham, während er sich das noch verbliebene Haar glattstrich. Nach dem Derby würde er sich als erstes ein Toupet zulegen.
    »Aber, aber, ganz ruhig, Billy Boy. Keine Menschenseele hat mich gesehen.« Rich hatte bereits gewaltige Mengen Alkohol getrunken. Zwar schwankte er nicht und hatte auch kaum Artikulationsschwierigkeiten, doch seine glasigen Augen verrieten seinen Zustand. »Und selbst wenn – gibt es etwa ein Gesetz, das es einem Mann verbietet, seinen alten Pokerkumpel zu besuchen?« Grinsend ließ er den Blick durch die großzügig eingerichtete Halle schweifen. Der alte Bill hatte sich wieder ganz schön hochgerappelt, stellte er fest, und überlegte gleichzeitig, wie er ihn um ein paar weitere Scheinchen erleichtern konnte. »Wie wär’s denn mit einem Drink.«
    »Bist du verrückt geworden?« Obwohl außer ihnen nur noch Marla im Haus war, vermutlich tief schlief, flüsterte Cunningham. »Weißt du eigentlich, daß die Polizei hier war? Hier «, betonte er, als ob sein Heim ein Heiligtum sei. »Haben hier rumgeschnüffelt, nur weil irgendein Großmaul ihnen erzählt hat, daß ich Lipsky mal ein bißchen unter die Arme gegriffen habe.«
    »Hab’ dir gleich gesagt, das war ein Fehler – aber nur ein kleiner.« Rich hob mahnend den Finger. »Wo ist die Bar, Bill? Ich bin so ausgedörrt wie die ganze verdammte Sahara.«
    »Ich will nicht, daß du in meinem Haus trinkst.«
    Richs Grinsen wurde breiter, doch seine Augen verdunkelten sich gefährlich. »Aber, aber, Bill. Redet man so mit seinem Geschäftspartner? Besonders, wenn er ein neues Angebot hat?«
    Cunnigham befeuchtete nervös seine Lippen. »Wir haben bereits eine Abmachung getroffen.«
    »Genau darüber wollte ich mit dir reden. Bei einem Drink.«
    »Na gut. Aber faß dich kurz.« Er blickte vielsagend zur Treppe, während er Rich in ein in Gold und Königsblau gehaltenes Wohnzimmer führte. »Und verhalte dich ruhig. Ich hab’ ein Frau oben.«
    »Du Hallodri!« Rich stieß ihm freundchaftlich in die Rippen. »Hat sie nicht zufällig eine hübsche Freundin? In dieser Hinsicht bin ich auch schon eine Weile nicht ausgelastet.«
    »Nein, hat sie nicht. Und halt dich bloß zurück. Ich will nicht, daß sie zuviel über dich erfährt oder in die ganze Geschichte mit reingezogen wird. Sie hat zwar eine Bombenfigur, aber ein Spatzenhirn.«
    »Dieser Typ ist mir der liebste.« Mit einem anerkennenden Seufzer ließ sich Rich in einen breiten, mit goldenem Samt überzogenen Sessel sinken. »Du verstehst zu leben, Kumpel. Ich hab’ ja schon immer gesagt, der Billy, der weiß, worauf es ankommt.«
    »Aber achte darauf, daß du solche Sätze jetzt nicht mehr verbreitest.« Cunningham schenkte zwei Drinks ein. Zwölf Jahre alter Scotch; für Rich Slater eigentlich verschwendet, aber er wollte Eindruck machen. Wie immer. »Du solltest dich um Lipsky kümmern.«
    »Das habe ich auch getan.« Selbstzufrieden ließ Rich den Whisky im Glas kreisen, sog den Geruch genüßlich ein und nahm einen Schluck. »War doch ne’ klasse Idee, ihn auf dieselbe Art wie ein Pferd ins Jenseits zu

Weitere Kostenlose Bücher