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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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befördern.«
    Mit zitternden Händen hob Cunningham sein Glas. »Davon will ich nichts hören. Ich rede von dem, was vorher passiert ist. Um Himmels willen, Rich, es sollte niemand umgebracht werden. Den alten Mick haben doch alle regelrecht angebetet!«
    »Eine unvorhergesehene Komplikation«, erklärte Rich, der aufstand, um sich sein Glas erneut zu füllen. »Und Lipsky hat teuer genug dafür bezahlt. Aber ich mußte dafür sorgen, daß er seine Quittung kriegt, und das kostet
natürlich was, Bill. Ich denke da an weitere zehntausend Dollar.«
    »Sag mal, spinnst du?« Cunningham sprang auf und verschüttete dabei seinen Whisky. »Du hast auf eigene Faust gehandelt, Rich.«
    »Um dich und einen Besitz zu schützen. Die Bullen hätten Lipsky innerhalb von fünf Minuten zum Singen gebracht, und er hätte mich verpfiffen. Und dann«, fügte er drohend hinzu, »wärst du auch nicht ungeschoren davongekommen. Also, Billy, noch mal zehntausend Dollar, das ist ein fairer Preis.«
    Cunningham schluckte. Er hatte Geld zur Verfügung, denn Big Sheba hatte sich als wahres Laufwunder erwiesen. Doch dieses Wunder hatte seinen Preis. »Du könntest auch zehn Millionen verlangen. Ich bin blank bis auf die Knochen.«
    Rich, der mit derartigen Protesten gerechnet hatte, zeigte sich verständnisvoll. »Kein Problem. Ich kann bis Mai warten. Was sind unter Freunden schon ein paar Wochen? Aber jetzt . . .«, er schlug die Beine übereinander, ». . . was anderes. Ich hab’ da was ausgebrütet, Billy. Eine verfeinerte Variante unserer Grundidee, die sich für uns beide auszahlen wird. Du willst beim Churchill Downs abkassieren. Ich auch. Aber ich habe außerdem meinen Job zu erledigen, und dann will ich meinem Herrn Sohn noch eine Lektion erteilen.«
    »Deine familiären Probleme interessieren mich einen Scheißdreck. Sieh zu, daß du dich um deine Arbeit kümmerst.« Doch bei der verlockenden Vorstellung, Gabe etwas heimzuzahlen, wurde ihm warm ums Herz. »Diese Geschichte mit Lipsky hat uns beinahe alles verdorben.«
    »Kein Grund zur Aufregung.« Lässig schwenkte Rich sein Glas. »Ich habe alle Spuren verwischt – durch, wie ich schon sagte, eine kleine Änderung des Plans.«
    »Was für eine?«
    »Nun gut«, seuftze Rich, an seinem Scotch nippend. »Ich werde es dir erklären. Und ich glaube, dir wird die Sache gefallen, Billy Boy. O doch, davon bin ich überzeugt.«
     
    Später kroch Cunningham zitternd ins Bett zurück. Schließlich war er kein blutrünstiger Mensch, beruhigte er sich selbst. Es war nicht seine Schuld, daß es zwei Tote gegeben hatte, sondern Künstlerpech, wie Rich es lakonisch formuliert hatte.
    Es war verrückt gewesen, sich mit Rich Slater einzulassen. Aber er war verzweifelt gewesen, und der Zeitpunkt hätte gar nicht günstiger sein können. Der Zweck heiligt nun einmal die Mittel, und Richs teuflischer Plan paßte ihm zu gut in den Kram, als daß er sich dagegen hätte sträuben können.
    Hatte er denn eine andere Wahl gehabt? fragte sich Cunningham. Wenn er in Churchill Downs verlor, würde es für ihn keine Marlas mehr geben, kein protziges Landhaus, keine großspurigen Auftritte. Dann wäre alles vorbei.
    Big Sheba war sein As. All sein Geld, jeder mühsam ersparte Dollar und was er sich zusammengepumpt hatte, steckte in dieser Stute. Und die hatte eine schwache Lunge. Cunningham kniff die Augen zusammen und verfluchte seine Dummheit, alles auf eine Karte zu setzen. Das Derby. Er brauchte nur das Derby zu gewinnen, dann wäre er saniert. Danach konnte er Big Sheba zur Zucht verwenden und von dem Geld, das ihre Fohlen brachten, bequem leben.
    Ein Rennen. Sie mußte nur ein einziges gutes Rennen laufen.
    Mit diesem Gedanken schmiegte er sich wärmesuchend an Marla, bis ihr ruhiger Atem ihn in den Schlaf lullte.

14
    Die Fahrt von Virginia nach Maryland dauerte länger, als Kelsey sie im Gedächtnis hatte. So blieb ihr viel Zeit zum Nachdenken. Sie zweifelte nicht daran, da sie auf Widerstand stoßen würde, auf heftigen Widerstand. Es sei denn, die Dinge hätten sich in den letzten Wochen drastisch geändert.
    Candace hatte Milicent garantiert mitgeteilt, daß Kelsey zu ihnen unterwegs war.
    Es war auch besser, der ganzen Familienversammlung gegenüberzutreten. Dann wären alle schockiert, enttäuscht und würden in Rage geraten. Eine treffende Beschreibung, dachte sie mit einem gequälten Lächeln: Candace würde schockiert sein, ihr Vater enttäuscht und ihre Großmutter in Rage.
    Und sie selbst

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