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Schatten über Oxford

Titel: Schatten über Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Land niemand kannte. Das hat sie fast umgehauen, das kann ich Ihnen sagen!« Die Frau lachte.
    »Spul weiter«, befahl Roz.
    »Mir gefällt es«, wandte Kate ein, tat jedoch, wie ihre Mutter gesagt hatte.
    Dieses Mal sprach ein Mann. »Die Leute denken immer, einen Schwarzmarkt gäbe es nur in der Großstadt, vor allem natürlich in London«, sagte er. »Man denkt an Männer in engen Anzügen mit frech sitzenden Hüten, die Cockney-Akzent aus dem Mundwinkel sprechen. Aber hier in der Pampa gab es das auch. Die Bauern mochten vielleicht dämlich aussehen, aber sie wussten, wo sie ihren Bedarf decken konnte, auch wenn es im Geschäft nichts zu kaufen gab. Gegen Ende des Krieges beteiligte sich fast jeder daran. Kraftstoff, Autoreifen, Nylonstrümpfe, Schokolade, Schweinekoteletts, Würste, Whisky. Oxfordshire war voller Flugplätze. Die meisten waren in der Hand der Amis, und auf jedem gab es einen Ort, wo man bekam, was man brauchte.«
    »Vielleicht war das Miss Marlyns Geheimnis«, mutmaßte Roz.
    »Du glaubst, sie betrieb Schwarzhandel? Das kann ich mir kaum vorstellen. Die steifen und aufrechten Marlyns und sich die Hände schmutzig machen? Bestimmt gehörten sie zu den Aufrechten im Lande, die immer ganz ehrlich mit ihren Rationen oder Lebensmittelkarten, oder wie auch immer das hieß, umgingen.«
    »Wenn man reich ist, schützt einen das auch in Kriegszeiten vor Entbehrungen – zumindest größtenteils«, sagte Roz. »Abgesehen von allem anderen hatte sie vermutlich das ganze Haus voller nützlicher Dinge wie Badehandtücher oder Pfannen, und ihre Vorratskammer quoll seit den dreißiger Jahren über Es ist einfach nicht dasselbe, wenn man arm ist und ständig unerreichbare Dinge braucht.«
    »Manchmal frage ich mich, wie die Familie zu ihrem Geld gekommen ist.«
    »Handel«, sagte Roz. »Vermutlich Lebensmittelläden. Oder etwas Altmodisches wie Textilgeschäfte zum Beispiel.«
    »Weißt du, wie ich mir das vorstelle? Männliche Kaufmannsgehilfen, die Tuchballen aus Regalen wuchten und sie stilvoll vor Damen in ausladenden Federhüten auf dem Ladentisch ausrollen.«
    »Ich glaube, tatsächlich verkauften sie eher Unterhosen«, sagte Roz.
    »Was auch immer, sie waren auf jeden Fall gut im Geschäft.«
    »Jedenfalls schwammen sie mit dem Strom, deine Dolbys und Marlyns.«
    »Haben wir jetzt endlich genug von diesen Kassetten gehört?«
    »Das nicht, aber wir könnten uns den Rest für das nächste Mal aufheben. Für einen einzigen Tag haben wir eine ganze Menge geschafft.«
    Kate traute ihrer Mutter nicht über den Weg, wenn sie das »Du« durch ein »Wir« ersetzte. Es bedeutete fast immer, dass sie sich voller Begeisterung in Kates Pläne und Angelegenheiten hineindrängte.
    »Ich muss allmählich nach Hause«, sagte Roz. »Ich habe noch zu tun. Unterwegs werfe ich deinen Brief ein. Versprochen.«
    Kate hatte noch genügend Zeit, alles ordentlich in ihren Schreibtisch zu räumen, ehe George nach Hause kam und sie in der Küche bei der Vorbereitung des Abendessens vorfand.
     
    »Ach übrigens«, sagte George später am Abend, »ich habe die Forresters eingeladen, am Freitag mit uns auszugehen.«
    »Deine Freunde Nick und Megan?«
    »Richtig. Sam und Emma kennen sie bereits. Du wirst doch sicher auch mit ihnen klarkommen, oder?«
    Es lag immer ein gewisses Risiko darin, seine Freunde einem neuen Lebenspartner vorzustellen, dachte Kate. Wahrscheinlich war es mindestens so schwierig wie das erste Treffen mit zukünftigen Schwiegereltern – nicht, dass George und sie auch nur im Traum daran dachten zu heiraten, beruhigte sie sich hastig. Außerdem lebten Georges Eltern ohnehin nicht mehr.
    »Bestimmt komme ich mit ihnen klar«, sagte sie. »Nick zumindest finde ich sehr amüsant; Megan kenne ich ja noch nicht. Aber wir werden bestimmt jede Menge Gesprächsstoff finden – wir Mädels haben so unsere Themen.« Vor allem aber würde die Anwesenheit der Forresters die Dolby’sche Dominanz ein wenig auflockern. Emma war eindeutig ein Mitglied der Familie ihres Mannes, und damit hätte sich Kate allein gegen drei durchsetzen müssen. Jetzt verschob sich das Verhältnis zu ihren Gunsten.
    »Ich ziehe das grüne Kleid an, das du so gern hast«, sagte sie. »Ich freue mich schon sehr auf morgen Abend.«
    »Ich auch«, erwiderte George.

10
    Am Freitagnachmittag bekam Kate einen Anruf von Emma.
    »Kate, was ziehst du eigentlich heute Abend an?«, platzte Emma heraus.
    »Hallo Emma! Schön, dass du anrufst. Wie geht es

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